• 23.06.2014 00:19

  • von Pete Fink

Sonoma-Sieg: Edwards macht den Chase perfekt

Das Playoff-Ticket ist gelöst: Carl Edwards gewinnt in einem turbulenten Sonoma-Rennen vor Jeff Gordon und einem sehr aggressiven Dale Earnhardt Jr.

(Motorsport-Total.com) - Der Rückwärtssalto ist wieder da. Mit seinem zweiten Saisonsieg nach Bristol sichert sich Carl Edwards (Roush-Ford) beim Toyota Save/Mart 350 auf dem Sonoma Raceway nahe San Francisco den Chase-Einzug 2014. Für den 34-Jährigen, um den sich hartnäckige Wechselgerüchte in Richtung Joe Gibbs Racing halten, war es nach 22 Oval-Erfolgen sein erster Sieg auf einer Sprint-Cup-Rundstrecke. Und es war ein hart umkämpfter Triumph, denn am Ende rückte Edwards Lokalmatador Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) massiv ans Leder.

Titel-Bild zur News: Carl Edwards

"Back-Flip" in Sonoma: Carl Edwards feiert Saisonsieg Nummer zwei Zoom

"Die letzte Runde war ganz schwierig", analysierte Edwards. "Denn ich bin ja damit aufgewachsen, wie gut Jeff Gordon auf den Rundkursen ist. Ich habe mein Bestes gegeben, aber es war beinahe nicht gut genug." Gordon hatte sich im Finale von Platz vier auf zwei nach vorne gekämpft. Am Ende fehlte ihm eine halbe Sekunde. "Ich habe aufholen können, machte dann aber fünf Runden vor Schluss einen Fehler, als ich Kurve 4 zu aggressiv angefahren bin", stellte er fest. "Danach kam ich nicht mehr in die Situation, um genügend Druck aufzubauen."

Es war ein prickelndes Ende einer 110-Rundenschlacht, in der es von Beginn an sehr turbulent zur Sache ging. Polesitter Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet; 4.) hatte den Start zunächst gewonnen, doch dahinter drängelte A.J. Allmendinger im JTG-Chevrolet. In Runde 9 eroberte der Kalifornier dann die Spitzenposition, die er wenig später an Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) abgeben musste. Harvick hatte zu diesem Zeitpunkt das klar schnellste Auto und konnte sich einen Vorsprung von zwölf Sekunden herausfahren.

Als die Runde der ersten Green-Flag-Stopps anstand, war Harvick einer der Letzten, die noch zum Service gehen mussten. Doch plötzlich rauchte in Runde 31 der Hillman-Chevy von Landon Cassill (43.) ab - und Harvick fand sich nach seinem Tankstopp beim Restart nur noch auf Rang 14 wieder. Erst Allmendinger, dann McMurray übernahmen die Spitzenposition. 30 Runden später ein ganz ähnliches Spiel: Wieder war Harvick inzwischen auf P1 gefahren, als Ryan Truex (BK-Toyota) ohne Vortrieb stehenblieb.


NASCAR in Sonoma

Heftiger Abflug von Kenseth

Dieses Mal blieb Harvick draußen, sein Stewart/Haas-Team hielt an der Zweistopp-Strategie fest. Allerdings büsste er auf jetzt älteren Reifen seinen ersten Platz schnell an McMurray und das Hendrick-Duo Jimmie Johnson (7.) und Jeff Gordon ein. Dann kam es in Runde 72 zur Gelbphase Nummer drei wegen Kleinteilen auf der Strecke. Damit war für Harvick, Gordon und Co. das Boxenfenster bis zum Ende offen, doch einige Konkurrenten hatten noch mehr Glück: Kurz vor dieser Gelbphase waren unter anderem Edwards, Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) und Marcos Ambrose (Petty-Ford) unter Grün beim Tanken gewesen.

Alle befanden sich nun im gleichen Benzinfenster, ab sofort ging es nur noch um die klassische Track-Position und um die Frage, bei wem die arg strapazierten Hinterreifen am längsten halten würden. In diesem Wissen ging es nun beinhart zur Sache. Beim Restart in Runde 75 räuberte ein das ganze Rennen über sehr aggressiv fahrender Dale Earnhardt Jr. in seinem Hendrick-Chevrolet über die inneren Kurbs und schob Matt Kenseth (42.) dadurch in den Reifenstapel. Es war der härteste Einschlag des Tages, der Vorderbau des Gibbs-Toyota wurde komplett zerstört.

Matt Kenseth

Gibbs-Toyota zerstört: Matt Kenseth erlebt in Sonoma einen harten Einschlag Zoom

Nur sieben Runden später bremste sich Bowyer mit einem kaputten Reifen an Jimmie Johnson heran und wurde vom direkt dahinter fahrenden McMurray in einen Dreher geschoben. Ausgerechnet Harvick konnte nicht mehr ausweichen und krachte in Bowyer. Dies warf beide entscheidend zurück: Harvick wurde nach längerer Reparatur als 20. genauso unter Wert geschlagen wie Bowyer, der als Zehnter wenigstens noch ein Top-10-Resultat holte. Beim Restart in Runde 85 dann die Vorentscheidung, als Edwards - etwas frühstart-verdächtig - an Leader Ambrose vorbeizog.

Earnhardt mit frischen Reifen auf Platz drei

Quasi im gleichen Atemzug gerieten Earnhardt und Allmendinger aneinander, was Letzteren jeglicher Chancen beraubte: Mit zwei Runden Rückstand wurde der stark fahrende Allmendinger - ebenfalls weit unter Wert geschlagen - nur als 37. notiert. Earnhardt befand sich dann unter denjenigen, die in der sechsten und letzten Gelbphase in Runde 92 noch einmal an die Box gingen und sich vier neue Reifen holten - am Sonntagabend ein großer Vorteil. Vorne lag zu diesem Zeitpunkt Edwards vor McMurray, Ambrose und Jeff Gordon.

Gordon kassierte in der Folge erst Ambrose, dann McMurray, während von weiter hinten Earnhardt, Paul Menard (Childress-Chevrolet) und auch Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet) angeschossen kamen. Wie Earnhardt hatten sich auch Menard und Kahne neue Goodyear-Gummis geholt, was am Ende mit den Positionen fünf und sechs belohnt wurde. Johnson (7.) und Ambrose (8.) waren dagegen chancenlos. McMurray (4.) wehrte sich nicht besonders gegen Earnhardts Schlussattacke, die "Junior" nach insgesamt fünf (!) Boxenstopps Rang drei brachte.

Jeff Gordon

Jeff Gordon zeigte am Wochenende ungewohnt blaue Farben Zoom

Zum Vergleich: Sieger Edwards war nur zweimal beim Tanken, Jeff Gordon kam in den 110 Sonoma-Runden dreimal zum Service. Dieses Duo war in der Schlussphase vorne zu weit enteilt und machte den Sieg auf der 3,12 Kilometer langen Berg- und Talbahn unter sich aus - mit dem besseren Ende für Edwards. 'Motorvision TV' bringt die Höhepunkte eines wieder einmal sehr unterhaltsamen Rundkursrennens am Montagabend ab 22:15 Uhr mit Pete Fink am Mikrofon.