Keselowski nicht zu stoppen: Sieg auch in Bristol!

Brad Keselowski feierte im NASCAR-Kolosseum von Bristol seinen dritten Saisonsieg vor Martin Truex Jr. und Jeff Gordon, der dem Rennen klar den Stempel aufdrückte

(Motorsport-Total.com) - Brad Keselowski bleibt der Mann der Stunde im NASCAR-Sprint-Cup. Dass der Penske-Pilot im August zu einer derart überragenden Form aufläuft, hätte unmittelbar nach seinem Testunfall am 3.8. wohl niemand gedacht. Dem Sieg in Pocono nur vier Tage nach dem 160-km/h-Crash in Road Atlanta ließ Keselowski anschließend die Plätze zwei (Watkins Glen) und drei (Michigan) folgen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag legte der 27-Jährige, dessen gebrochener Knöchel ihm beim Laufen nach wie vor zu schaffen macht, einen weiteren Sieg nach.

Titel-Bild zur News: Brad Keselowski

Brad Keselowski feierte seinen zweiten Sieg innerhalb von vier Wochen

Der Triumph beim Irwin Tools Night Race im NASCAR-Kolosseum von Bristol war nach Kansas City und Pocono bereits der dritte Saisonsieg für den Penske-Piloten, dessen Reaktion in der Victory Lane entsprechend euphorisch ausfiel. "Wow, wir haben das Nachtrennen in Bristol gewonnen. Das ist das Rennen, das normalerweise nur die großen Champions gewinnen", strahlte Keselowski, dem dank des Sieges ein Platz im Chase praktisch nicht mehr zu nehmen ist.

Die entscheidende Szene des Rennens war der letzte Boxenstopp in Runde 415. Bei diesem schob sich Keselowski zunächst am lange Zeit führenden Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet; 3.) vorbei. Wenig später kassierte er auf der Strecke schließlich noch den dank nur zwei neuer Reifen vor ihm restartenden Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota; 2.). "Beim letzten Stopp haben meine Jungs die Kohlen für mich aus dem Feuer geholt", lobte der Sieger, der selbst jedoch mindestens genauso viel Anteil am Überholmanöver gegen Jeff Gordon in der Boxengasse hatte, da er durch geschicktes Beschleunigen und wieder Abbremsen das Speed-Limit nur an den entscheidenden Messpunkten nicht überschritt.


Fotos: NASCAR in Bristol


Ein Fakt, der auch dem drittplatzierten Gordon nicht verborgen blieb. "In der Boxengasse ging es heute interessant zu", so der ironische Kommentar des Hendrick-Piloten. "Wenn jemand trotz des Speedlimits von 35 Meilen kurzzeitig 60 Meilen pro Stunde fahren kann, ist das ein Witz. Der Vorteil eines guten Boxenplatzes nach dem Qualifying ist damit komplett dahin."

In der Schlussphase musste sich Gordon, der dem 500-Runden-Rennen mit 206 Umläufen auf Platz eins klar seinen Stempel aufdrückte, schließlich noch Truex geschlagen geben. Den Ausschlag dafür gab ein rundenlanger harter Kampf Gordons gegen Hendrick-Teamkollege Jimmie Johnson und Roush-Pilot Matt Kenseth um Platz drei, woraufhin Keselowski und Truex vorn davonziehen konnten. Die Schlussattacke des vierfachen Champions kam wie schon vor vier Wochen in Indianapolis zu spät.

Martin Truex Jun., Jeff Gordon

Martin Truex Jr. (56) rettete Platz zwei knapp vor Jeff Gordon (24) ins Ziel Zoom

Jeff Gordon und Matt Kenseth dominant

Zuvor hatten Gordon und Kenseth das Renngeschehen klar bestimmt. Das Schema, welches sich über mehre Boxenstopp-Runden wiederholte, lautete: Gordon über weite Strecken in Front, Kenseth als Führender aus der Box. Der Roush-Pilot bediente sich dabei des gleichen Tricks wie Keselowski, indem er das Speedlimit an den Stellen der Boxengasse, wo nicht gemessen wurde, kurzzeitig überschritt. Unter dem Strich musste sich Kenseth jedoch mit Rang sechs zufrieden geben, nachdem ihm in den Schlussrunden eigener Aussage zufolge "das Handling abhanden gekommen" war.

So beendete NASCAR-Dauerchampion Jimmie Johnson das Flutlicht-Rennen im Betonoval von Bristol als Vierter. Sowohl Johnson als auch Kenseth haben mit ihren Top-10-Platzierungen das Ticket zum Chase bereits vorzeitig gelöst. Earnhardt/Ganassi-Pilot Jamie McMurray verzeichnete als Fünfter nach Indianapolis seine zweite Top-5-Platzierung des Jahres.

Vizechampion Denny Hamlin lief hinter Kenseth auf Platz sieben ein, nachdem er 200 Umläufe vor Schluss in einen Zwischenfall mit David Reutimann (Waltrip-Toyota; 36.) und David Stremme (Inception-Chevrolet; 32.) verwickelt wurde. Stremme - verärgert über einen vorangegangenen Vorfall - schickte den Toyota Camry von Reutimann in eine Umlaufbahn. Hamlin konnte genau wie Paul Menard (Childress-Chevrolet; 30.) nicht mehr ausweichen und beschädigte sich seinen Gibbs-Toyota beim unvermeidbaren Dreher. Dank schneller Arbeit seiner Crew konnte ein Rundenverlust allerdings vermieden werden.

Polesetter Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet) setzte im Zuge der sechsten und letzten Gelbphase im Rennen - ausgelöst durch einen Mauerkontakt von Tabellenführer Kyle Busch (14.) nach Berührung mit dem FAS-Ford von Terry Labonte (33.) - genau wie der zweitplatzierte Truex Jr. auf nur zwei neue Reifen und lief letztlich als Achter ein. Carl Edwards (Roush-Ford; 9.) und Watkins-Glen-Sieger Marcos Ambrose (Petty; 10.) komplettierten die Top 10. Langzeit-Tabellenführer Edwards, dem seit Bristol ein Platz im diesjährigen Chase ebenfalls sicher ist, sprach anschließend von einer "guten Performance, aber keinem guten Ergebnis".

Red-Bull-Pilot Kasey Kahne hielt sich über weite Strecken des Rennens um Platz 20 herum auf und lag zwischenzeitlich bereits eine Runde hinter der Spitze zurück. Dank der Lucky-Dog-Regel im Zuge der fünften Gelbphase - als Hendrick-Pilot Mark Martin (38.) seinen Chevy nach einer Fehleinschätzung der Geschwindigkeit von Kahnes Teamkollegen Brian Vickers selbstverschuldet aus der Kontrolle verlor und in die Mauer krachte - konnte sich Kahne wieder in die Führungsrunde zurückschieben und das Renen auf Platz elf beenden. Unterdessen blieb für Vickers im zweiten Red-Bull-Toyota letztlich nur Rang 21.

Mark Martin

NASCAR-Oldie Mark Martin setzte seinen Hendrick-Chevy in die Mauer Zoom

Earnhardt Jr. mit Schadensbegrenzung im Kampf um den Chase

Aus den Reihen der Piloten, die sich eines Chase-Platzes noch nicht sicher sein können, konnte sich Dale Earnhardt Jr. etwas Luft verschaffen. Der NASCAR-Publikumsliebling in Diensten von Hendrick Motorsports lief nach weitestgehend farbloser Vorstellung zwar nur auf Rang 16 ein. Seine direkten Konkurrenten Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 28.) und Clint Bowyer (Childress-Chevrolet; 26.) sahen im "Tunder Valley" jedoch noch weniger Land und hatten beide aufgrund massiver Handlingsprobleme bereits vor der Halbzeitmarke zwei Runden Rückstand auf die Spitze.

Für Earnhardt/Ganassi-Pilot Juan Pablo Montoya war in Bristol ebenfalls nichts zu holen. Der Kolumbianer konnte sich nur dank einer abweichenden Boxenstopp-Strategie kurzzeitig innerhalb der Top 10 zeigen, musste unter dem Strich aber dem mangelnden Speed seines Chevy Tribut zollen und konnte nicht mehr als Platz 19 realisieren.

Am kommenden Wochenende steht auf dem 1,5-Meilen-Oval in Atlanta das vorletzte Rennen vor Beginn des Chase auf dem Plan. Auf der schnellsten NASCAR-Strecke im Kalender brauchen im Kampf um die Playoff-Plätze vor allem Dale Earnhardt Jr., Tony Stewart und Clint Bowyer ein gutes Ergebnis, idealerweise den ersten Saisonsieg.

Parallel zum vorletzten Schlagabtausch im Kampf um die Playoffs werden die Augen der Zuschauer im US-Bundesstaat Georgia auch auf Paul Menard, Brad Keselowski, Marcos Ambrose und Kyle Busch gerichtet sein. Sollte es einem dieser Piloten gelingen, das AdvoCare 500 in Atlanta zu gewinnen, darf sich dieser dank des von Seriensponsor Sprint ausgeschriebenen Summer Showdowns über eine Extra-Million Dollar Preisgeld freuen.