• 19.11.2013 08:23

  • von Pete Fink

Jimmie Johnson und die Leichtigkeit des Champs

"Six-Pack" Jimmie Johnson hat noch keine Ambitionen, in Richtung der magischen Sieben zu blicken, sondern erinnert sich lieber an seine Anfänge

(Motorsport-Total.com) - Es sah so leicht aus. Abgesehen von der einen oder anderen Schrecksekunde erledigte Jimmie Johnson am Sonntagabend in Homestead seine Titelfahrt in gewohnter Manier. Kein Wässerchen konnte das in allen Poren zu spürende Selbstbewusstsein der Hendrick-Mannschaft trüben. Platz 23 lautete die Aufgabe und Johnson lieferte einmal mehr ab. Messerscharf, auf den Punkt fokussiert und trotzdem eben mit einer Souveränität, die der versammelten Konkurrenz wohl die Schweissperlen auf die Stirn trieb.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Sechs Titel: Jimmie Johnson bastelt weiter an seiner NASCAR-Legende Zoom

"Das war wirklich ein extrem ruhiges und völlig normales Rennwochenende", bestätigte Johnson diesen Eindruck im Nachhinein. "So etwas hatte ich in einem Rennwagen bisher nicht. Natürlich hat es uns geholfen, dass wir ein erfahrenes und sehr gut vorbereitetes Team sind. Aber die Stimmung, die Energie in der Mannschaft hat es uns erlaubt, dieses Wochenende völlig stressfrei anzugehen." Es war nichts anderes als ein weiterer Mosaikstein in Johnsons Legendenbildung.

Mit seinen 38 Jahren ist der Kalifornier der jüngste Sechsfach-Champion der NASCAR-Geschichte. Ein Titel, den er "jetzt erst einmal genießen" will. "Alles andere liegt noch viel zu weit vor uns", betont er. "Auf das möchte ich mich noch nicht fokussieren." Insofern schmetterte er zurecht alle Fragen nach der Nummer sieben ab, die ihn auf eine Ebene mit "King" Richard Petty und dem natürlich unvergessenen Dale Earnhardt Sr. bringen würde. Dies dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein.

Spätestens am 23. Februar 2014, wenn das Daytona 500 vor der Türe steht, wird die Jagd auf die Sieben beginnen. Doch zunächst war Zeit, einmal zu reflektieren. "Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie er zuhause in El Cajon auf der Couch saß und NASCAR im Fernsehen verfolgte", plauderte sein Papa Gary Johnson aus. "Damals sagte er, dass es so cool wäre, ein Autogramm von Jeff Gordon oder Mr. Hendrick zu bekommen. Jetzt sind sie Teamkollegen, jetzt gibt es all diese Titel. Ein Traum wurde wahr."

Zeit für Erinnerungen

So sah es auch der Champion. "Ich hatte kein Geld, keinen Sponsor und in Kalifornien bedeutet das nichts anderes, als dass die Stock-Cars in weiter Ferne sind. Insofern bin ich allen, die an der Ostküste lebten und mit denen ich sprechen konnte, auf die Nerven gegangen." Unter anderem seinem Landsmann Gordon, der zu diesen Zeitpunkt schon ein NASCAR-Superstar war und den er einst in Michigan traf. Der Rest ist Geschichte.


Fotostrecke: Best-of-NASCAR 2013

"Ich habe keine Ahnung, was Jeff und Rick damals in mir gesehen haben", betonte Johnson. "Ich habe es in der Nationwide-Serie ja kaum in die Top 10 geschafft." Damals startete er für das kleine Team von Stanley Herzog. "Als Jeff in Michigan dann gegen ihn fuhr, hat er uns gesagt, was für ein Talent er sei. Wir haben etwas riskiert, aber es gab keine Anzeichen dafür, dass er gleich so gut wird. Es war keinesfalls so, dass er uns in seinen frühen Jahren so überzeugt hat wie damals Jeff Gordon."

Für beide, Hendrick und Gordon, hat sich dieses Risiko um die Jahrtausendwende mittlerweile zigfach ausgezahlt. Zu seinen vier Fahrertiteln hat Gordon nun sechs Meisterschaften als Owner auf dem buchstäblichen Konto. Aber darum ging es damals nicht. "Wir haben Jimmie auf Anhieb gemocht", sagte Hendrick. "Er war ein Klassetyp und wir haben sofort gefühlt, dass er einfach zu einem Teil unserer Familie werden musste." Sechs Titel später ist ein Ende dieser Geschichte noch lange nicht in Sicht.