Harvick gewinnt Richmond-Krimi - Montoya verpasst Sieg

Kevin Harvick sichert sich im Green-White-Checkered-Finale in Richmond den Sieg vor Clint Bowyer - Juan Pablo Montoya verpasst ersten Oval-Sieg knapp

(Motorsport-Total.com) - Toyota hat trotz starker Vorstellungen mehrerer seiner Fahrer den Sieg beim Toyota Owners 400 in Richmond verpasst. Nach einem Green-White-Checkered-Finale und insgesamt 406 Runden Renndistanz war es Kevin Harvick (Childress-Chevrolet), der in der Victory Lane über seinen ersten Saisonsieg und seinen insgesamt dritten Richmond-Erfolg jubelte. Wie üblich agierte Harvick über weite Strecken des Rennens unauffällig, um am Schluss zuzuschlagen. Dabei kamen ihm zunächst eine späte Gelbphase und anschließend seine im Vergleich zur Konkurrenz frischeren Reifen zu Gute.

Titel-Bild zur News: Kevin Harvick

Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) fuhr in Richmond zum ersten Saisonsieg Zoom

Die erste Rennhälfte stand zunächst klar im Zeichen von zwei Toyota-Fahrern: Polesetter Matt Kenseth (Gibbs) und Waltrip-Pilot Clint Bowyer, der im September 2012 in Richmond triumphiert hatte. Nach 210 Runden hatten Kenseth und Bowyer als die bis dahin einzigen Spitzenreiter im Rennen jeweils 105 Führungsrunden zu Buche stehen. Anschließend übernahmen die Brüder Kyle Busch (Gibbs-Toyota) und Kurt Busch (Furniture-Row-Chevrolet) das Kommando. Als das Rennen in die Schlussphase ging, hatte dann Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet) die vermeintlich besten Karten. Doch die elfte und letzte Gelbphase - ausgelöst durch einen Abflug von Brian Vickers (Gibbs-Toyota) sechs Runden vor Schluss - machte Montoyas Hoffnungen auf seinen Oval-Sieg zunichte.

Nach dem Crash von Vickers war klar, dass die Entscheidung um den Richmond-Sieg in einer Green-White-Checkered-Verlängerung fallen würde. Daher entschied sich nahezu die komplette Spitzengruppe, drei Runden vor Schluss noch einmal die Boxengasse aufzusuchen. Carl Edwards (Roush-Ford) und Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) waren die einzigen, die sich für nur zwei frische Reifen entschieden. Alle übrigen Stopper - angeführt von Montoya und Harvick - ließen für die Schlussphase vier frische Goodyear-Walzen montieren. Derweil setzten drei Fahrer auf Risiko und blieben draußen: Jeff Burton (Childress-Chevrolet), Jamie McMurray (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet) und A.J. Allmendinger (Phoenix-Chevrolet).

Letzter Restart: Harvick lässt alle alt aussehen

Beim entscheidenden letzten Restart schob sich Harvick sofort bis auf Platz zwei hinter Teamkollege Burton nach vorn. Noch vor dem Passieren der Weißen Flagge für die letzte Runde hatte er auf der Außenbahn von Turn 3 auch seinen letzten verbliebenen Gegner hinter sich gelassen und kreuzte eine Runde später mit einem Vorsprung von 0,343 Sekunden auf den ebenfalls frisch bereiften Clint Bowyer die Linie als Erster. "Es war ein schwieriger Start in die Saison. Wir hatten immer schnelle Autos, aber es kam immer irgendetwas dazwischen. Heute hat alles gepasst", freute sich Harvick in der Victory Lane.

"Im Sprint-Cup musst du manchmal etwas riskieren. Gil (Crewchief Martin; Anm. d. Red.) entschied sich für den richtigen Schachzug. Das hat sich ausgezahlt", berichtete Harvick vom Schlüssel zum Sieg, der in seinem Fall darin bestand, in der neunten von elf Gelbphasen (Kollision zwischen Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet; 21.) und Mark Martin (Waltrip-Toyota; 38.) anders als Spitzenreiter Montoya zum Reifenwechsel hereinzukommen.


Fotos: NASCAR in Richmond


So holte Harvick im letzten Green-Flag-Stint mit Sieben-Meilen-Stiefeln auf und schob sich bis auf weniger als eine Sekunde an den führenden Kolumbianer heran. Dieser schien die knappe Führung aber ins Ziel retten zu können. Beim finalen Boxenstopp nach Gelbphase elf kam Harvick als Fünfter unmittelbar vor Montoya wieder auf die Strecke. Der Childress-Pilot hatte beim letzten Restart die bessere Innenbahn, machte dort sofort kurzen Prozess und fuhr entschlossen zu seinem ersten Saisonsieg. Verfolger Bowyer verpasste den Sieg zwar knapp, setzte aber auch mit Platz zwei eine beeindruckende Serie fort: Seit seinem Wechsel von Richard Childress Racing zu Michael Waltrip Racing beendete er jedes der neun gefahrenen Short-Track-Rennen in den Top 10.

Montoya verliert durch letzte Gelbphase sicher geglaubten Sieg

Juan Pablo Montoya

Montoya: Wieder kein Oval-Sieg, aber die erste Top-5-Platzierung seit April 2011 Zoom

Hinter Harvick und Bowyer schob sich Joey Logano (Penske-Ford), der im gesamten Rennverlauf ebenfalls nie in Erscheinung getreten war, in den beiden turbulenten Schlussrunden noch bis auf Platz drei nach vorn. Montoya musste sich schließlich mit Platz vier begnügen. "Wir hatten die richtige Strategie, doch leider kam kurz vor Schluss noch einmal Gelb", bedauerte der Kolumbianer und betonte: "Es war klar, dass wir noch einmal Reifen holen mussten. Harvick war am Schluss aber nicht mehr zu halten." Auf die Frage, was er auf Platz eins liegend dachte, als sechs Runden vor Schluss die letzte Gelbphase ausgerufen wurde, entgegnete Montoya rückblickend mit einem ungläubigen Lächeln: "Really???".

Für Jeff Burton, der den letzten Restart mit abgefahrenen Reifen von Position eins in Angriff genommen hatte, reichte es immerhin noch zu Rang fünf, während die neben beziehungsweise hinter ihm aufgereihten Jamie McMurray und A.J. Allmendinger in den beiden Schlussrunden noch bis auf die Plätze 26 und 14 durchgereicht wurden. Hinter den Top 5 fanden sich nach 406 Richmond-Runden Carl Edwards (6.), Langzeitspitzenreiter Matt Kenseth (7.) und Aric Almirola (Petty-Ford; 8.) ein.

Platz neun zog Kurt Busch an Land, doch dieser kam wieder einmal mit reichlich Trubel zustande. 56 Runden vor Schluss hatte der Furniture-Row-Pilot im Kampf um Platz zwei zunächst Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota; 17.) in einen Dreher geschickt. In den Schlussrunden lieferte sich der ältere der beiden Busch-Brothers dann eine hitzige Auseinandersetzung mit Tony Stewart, die nach der Zieldurchfahrt ihre Fortsetzung fand.

Reichlich Trubel um Kurt Busch und Tony Stewart

Da Kurt Busch dem in der vorletzten Runde auf Top-5-Kurs liegenden Stewart/Haas-Chevy mit der Startnummer 14 ins Heck gefahren war und so dafür sorgte, dass Tony Stewart nur auf Platz 18 einlief, revanchierte sich "Smoke" auf der Auslaufrunde. In Turn 3 drückte er den schwarzen Furniture-Row-Chevrolet mit der Startnummer 78 in die Mauer. Kurt Busch kommentierte sein Rennen und insbesondere das Manöver von Stewart mit den Worten: "Wir lagen die gesamte Nacht über in den Top 5. Das war schon toll. Bei einem Green-White-Checkered-Finale herrscht halt immer Chaos. Ich weiß nicht, worüber sich die 14 aufregt. Zehn Runden vor Schluss hatte unser Auto keinen Kratzer. Jetzt ist es Schrott."

Tony Stewart, Jimmie Johnson

Parallelabflug von Jimmie Johnson (48) und Tony Stewart (14) in Runde 327 Zoom

Was Tony Stewart betrifft, so hatte dieser in Runde 327 bereits den Hendrick-Chevy von Jimmie Johnson aufs Korn genommen. Nebeneinander - Stewart innen und Johnson außen - gingen die beiden in Turn 1 hinein. Der Stewart/Haas-Chevy mit der 14 geriet ins Übersteuern und zeigte nach Anlehnen an Johnsons Hendrick-Chevy mit diesem zusammen einen Simultan-Abflug. "Es tut mir leid, das war zu 100 Prozent mein Fehler", entschuldigte sich Stewart sofort über Funk.

Dies half einem anderen Piloten freilich wenig: Der direkt nachfolgende Kyle Busch konnte dem Stewart/Johnson-Parallelabgang nicht mehr ausweichen, krachte ins Auto von Johnson und verlor aufgrund der notwendig gewordenen Reparatur eine Runde an der Box. Zuvor war Kyle Busch knapp einer Strafe entgangen, als eine bereits verhängte Penalty für nicht ordnungsgemäßes Einfädeln in die Boxengasse nach Studium der Video-Aufzeichnungen wieder zurückgenommen wurde. Im Finale schließlich spielten weder Johnson (12.) noch Kyle Busch (24.) eine Rolle.


Caution: Jimmie Johnson, Tony Stewart und Kyle Busch

Während der jüngere der beiden Busch-Brothers in jener 327. Runde keine Chance hatte, das Auto von Jimmie Johnson zu verfehlen, hatte der amtierende NASCAR-Champion Brad Keselowski bei dieser Szene großes Glück. In wieder einmal filmreifer Slalomfahrt schlängelte sich der Penske-Pilot seinen Weg an den sich drehenden Fahrzeugen von Johnson und Stewart vorbei. Als nach 406 Runden abgerechnet wurde, gab es aber auch für Keselowski nichts zu holen. Grund: 25 Umläufe vor Schluss meldete sich im Ford-Triebwerk ein Zylinder ab. Da er mit nur sieben Töpfen das von NASCAR geforderte Minimaltempo nicht halten konnte, bekam der Vorjahreschampion die Schwarze Flagge gezeigt. In der Gesamtwertung rutschte Keselowski von Rang drei auf sechs ab.

Nach dem Short-Track-Krimi in Richmond heißt es am kommenden Wochenende erstmals seit dem Daytona 500 wieder Restrictor-Plate-Racing: Das erste von zwei Saisonrennen auf dem 2,66 Meilen langen Talladega Superspeedway steht an. Erster Verfolger von Tabellenführer Jimmie Johnson ist nun Carl Edwards. 'Motorvision TV' bringt die Höhepunkte aus Richmond am Montagabend ab 22.15 Uhr.

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