Gibbs-Doppel: Duel-Siege für Kenseth und Hamlin

Matt Kenseth und Denny Hamlin gewinnen die beiden Budweiser-Duels in Daytona - Big-One kostet einige Einsatzautos - Sechs Fahrer müssen nach Hause fahren

(Motorsport-Total.com) - Wie sagte Dale Earnhardt Jr. anlässlich der Media-Tour in Charlotte, als er auf die jüngsten Veränderungen im NASCAR-Umfeld angesprochen wurde, so treffend? "Ich war solange kein Fan von Veränderungen, bis die Veränderungen überhand nahmen. Jetzt lasst uns doch gleich alles verändern." Gesagt, getan.

Titel-Bild zur News: Denny Hamlin, Jimmie Johnson

Chaos auf den letzten Metern von Duel 2: Clint Bowyer (15) setzt zum Überschlag an Zoom

Neben neuen technischen Vorgaben für das Gen6, die beginnend mit dieser Saison sukzessive eingeführt werden, einem neuen Qualifying-Modus, der am kommenden Wochenende in Phoenix seine Premiere feiert, einem komplett neuen Chase-Format, das von Mitte September bis Mitte November reichlich Spannung verspricht und einem neuen Bestrafungsprozess bei Regelverstößen, betrafen die Veränderungen auch die beiden Qualifying-Rennen zum Daytona 500.

Die jahrzehntelang als Gatorade-Duels und inzwischen unter der Bezeichnung Budweiser-Duels firmierenden Quali-Rennen über jeweils 60 Runden fanden in diesem Jahr erstmals unter Flutlicht statt. Austin Dillon (Childress-Chevrolet; Pole-Position) und Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet) hatten ihr Daytona-500-Ticket schon im Qualifying am Sonntag gelöst. Die Startplätze drei bis 43 wurden in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in den beiden Budweiser-Duels ausgefahren (Die Rennverläufe in der Chronologie).

Duel 1: Kenseth siegt - Harvick verliert Platz zwei

Matt Kenseth

Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) setzte sich in Duel 1 durch und startet am Sonntag von P3 Zoom

In Duel 1, das komplett unter Grün über die Bühne ging, holte sich Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) um Haaresbreite (0,022 Sekunden) vor Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) den Sieg und damit Startplatz drei für das Daytona 500 am Sonntag. Nach 2012 war des der zweite Duel-Sieg in der Karriere von Kenseth. Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet), Marcos Ambrose (Petty-Ford) und Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) liefen auf den Positionen drei bis fünf ein und sicherten sich somit die nächsten ungeraden Startplätze.

Doch nicht nur die Top 5 eines Duels, sondern die Top 15 fixierten ihre Teilnahme am "Great American Race". Somit freuten sich nach Duel 1 auch Josh Wise (Parsons-Ford; 6.), Aric Almirola (Petty-Ford; 7.), A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet; 8.), David Gilliland (Front-Row-Ford; 9.), Ryan Newman (Childress-Chevrolet; 10.), Tony Stewart (Stewart-Haas-Chevrolet; 11.), Cole Whitt (Swan-Toyota; 12.), Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet; 13.), Greg Biffle (Roush-Ford; 14.) und Alex Bowman (BK-Toyota; 15.) über die sichere Qualifikation für den Sprint-Cup-Saisonauftakt.

"Alles lief nach Plan. Ich wusste zu jeder Zeit, wie viel Risiko ich eingehen musste. Jetzt sind wir beim Daytona 500 dabei. Das ist großartig", freute sich Josh Wise. Für Rookie Alex Bowman ist es am Sonntag nicht nur das erste Daytona 500, sondern das erste Sprint-Cup-Rennen überhaupt. "Als ich die Ziellinie überquerte, war ich mir nicht sicher, ob wir drin sind. Mein Crewchief hat es mir dann durchgefunkt. Welch eine Erleichterung für das ganze Team. Das bedeutet mir und meiner Familie sehr viel", so der BK-Pilot.

Freude auch bei Cole Whitt, der im Freien Training am Mittwoch den ersten der beiden Crashs ausgelöst hatte. "Vielen Dank an meine Jungs. Sie haben wirklich tolle Arbeit geleistet", bedankte sich der Swan-Pilot nach erfolgreicher Qualifikation für das Daytona 500 umgehend bei seiner Crew. Und auch Kurt Busch, obwohl erst in Duel 2 an der Reihe, stand zu diesem Zeitpunkt schon sicher im Daytona 500. Der Grund: Weil zuvor Stewart/Haas-Teamkollege Tony Stewart sein Duel innerhalb der Top 15 beendet und sich somit über die Platzierung ins Daytona 500 gefahren hatte, wanderte der Champions-Provisional für den Fall der Fälle direkt zu Kurt Busch über. Diesen sollte er aber gar nicht benötigen, wie sich in Duel 2 herausstellen sollte.


Fotos: Daytona 500, Training/Duels


Hingegen musste nach Duel 1 allen voran Brian Vickers (Waltrip-Toyota; 16.) um sein Daytona-500-Ticket zittern. Auch Parker Kligerman (Swan-Toyota; 18.), der am Mittwoch so spektakulär gecrasht war, durfte sich seiner Daytona-500-Teilnahme noch nicht sicher sein. Doch Vickers und Kligerman waren nicht die einzigen. Der Zweitplatzierte Kevin Harvick hatte sich nämlich zu früh gefreut.

Bei der technischen Abnahme nach Duel 1 war der Stewart/Haas-Chevy mit der Startnummer 4 durchgefallen, weil im Bereich des Track-Bars und somit in Bezug auf die Verstellmöglichkeit der Fahrzeugbalance ein zu großer Spielraum entdeckt wurde. Statt dank Platz zwei sicher im Daytona 500 zu stehen, musste sich Harvick auf die Platzierung seines Autos in der Owner-Wertung der Saison 2013 (damals noch der Stewart/Haas-Chevy von Ryan Newman) verlassen. Glück im Unglück für Harvick: Über die Owner-Wertung ist das Daytona-500-Ticket gelöst. Startplatz fünf, den er dank Platz zwei in seinem Duel herausgefahren hätte, muss sich Harvick allerdings abschminken.

Duel 2: Hamlin siegt - Bowyer schlägt Salto

Denny Hamlin

Denny Hamlin setzte sich in Duel 2 durch und startet am Sonntag gar aus Reihe eins Zoom

Auch Duel 2 wurde zur sicheren Beute eines Piloten von Joe Gibbs Racing: Denny Hamliln sicherte sich nach seinem Sieg beim Sprint Unlimited auch den Triumph in seinem Budweiser-Duel. Genau wie für Kenseth war es auch für Hamlin der zweite Duel-Sieg seiner Karriere (nach 2008). Hamlin gewann vor Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) und Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet), der somit den von Boss Tony Stewart überlassenen Champions-Provisional nicht benötigte. Paul Menard und Brian Scott (beide Childress-Chevrolet) komplettierten die Top 5.

Derweil brachte eine ganze Reihe von Fahrern ihr Auto nicht heil ins Ziel. 59 Runden und drei Kurven lang ging alles gut, doch ausgangs Turn 4 der letzten Runde erwischte Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet) das Heck von Jimmie Johnson, dessen Hendrick-Chevrolet ohne Sprit ausrollte. Im Pulk brach das übliche Chaos aus, woraufhin Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) einen Überschlag hinlegte und dessen Teamkollege und Boss Michael Waltrip in die innere Safer-Barrier einschlug.

Auch Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet), Carl Edwards (Roush-Ford) und David Ragan (Front-Row-Ford) waren verwickelt. Besonders bitter für Truex Jr.: Sein am Sonntag im Qualifying herausgefahrener zweiter Startplatz für das Daytona 500 ist damit beim Teufel, die Furntiture-Row-Truppe muss wie einige andere Teams das Ersatzauto flottmachen. "Das ist Restrictor-Plate-Racing. In 95 Prozent der Fälle wirst du in einen Unfall anderer Fahrer einfach mit hineingezogen. Genau das ist passiert, als Jimmie der Sprit ausging", ärgerte sich Truex Jr. Auf seinen zweiten Startplatz rückt nun der eigentlich für Platz vier qualifizierte Denny Hamlin nach vorn, weil in der NASCAR immer nur die jeweilige Spur aufrückt.

Jimmie Johnson entschuldigt sich für Big-One

Jimmie Johnson, der unfreiwillige Auslöser, entschuldigte sich sofort. "Mir ist das Benzin ausgegangen. Es tut mir wahnsinnig leid, dass dies so viele gute Autos gekostet hat. Ich kann mich nur bei allen Beteiligten entschuldigen", so der sechsmalige und amtierende NASCAR-Champion sowie Vorjahressieger des Daytona 500. Und wie sah Bowyer, der sich nach 2007 zum zweiten Mal auf den letzten Metern in Daytona überschlug, das Ganze? "So hatte ich mir das nicht vorgestellt, immerhin ist mir die Landung perfekt gelungen." Bowyers Waltrip-Toyota war nach seinem Salto wieder auf allen vier Rädern gelandet und so fuhr der Vize-Champion des Jahres 2012 kurzerhand direkt bei seiner Crew vor, um sich den Fußweg zurück zur Box zu sparen.

Martin Truex Jun.

Einer der Leidtragenden des Big-One: Martin Truex Jr. verliert seinen zweiten Startplatz Zoom

Für das Ergebnis von Duel 2 wurde schließlich die Reihenfolge zum Zeitpunkt des Herauskommens der Gelben Flagge herangezogen. Diejenigen Fahrer, die sich mit einer Top-15-Platzierung ins Daytona-500-Feld fuhren, sind neben den gecrashten, aber dennoch gewerteten Bowyer, McMurray und Edwards die folgenden Fahrer: Trevor Bayne (Wood-Ford; 6.), Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet; 7.), Landon Cassill (Circle-Chevrolet; 9.), die beiden Labonte-Brüder Terry (FAS-Ford; 12.) und Bobby (HScott-Chevrolet; 13.) sowie Casey Mears (Germain-Chevrolet; 14.). Weil Kurt Busch Dritter wurde und die beiden Labonte-Brüder ebenfalls innerhalb der Top 15 einliefen, wird der Champions-Provisional nicht benötigt. Auch die nach Duel 1 noch bangenden Brian Vickers und Parker Kligerman durften aufatmen.

Für sechs Fahrer ist der Traum vom Daytona 500 hingegen ausgeträumt. Da Dave Blaney (Humphrey-Ford) aufgrund seiner Verwicklung in den Trainingscrash vom Mittwoch und mangels Ersatzauto schon vorzeitig nach Hause fahren musste, traten in den Duels nur noch 48 Piloten an. Ergo gibt es neben Blaney fünf Piloten zu vermelden, die den Sprung ins Starterfeld für die 56. Auflage des Daytona 500 nicht geschafft haben. Diese fünf Piloten sind: Eric McClure (Front-Row-Ford), Ryan Truex (BK-Toyota), Joe Nemechek (Identity-Toyota), Morgan Shepherd (BK-Toyota) und Michael McDowell (Leavine-Ford). Sie alle kamen in ihrem jeweiligen Duel außerhalb der Top 15 ins Ziel.

Bevor am Sonntag gegen 19:15 Uhr die Grüne Flagge zum 56. Daytona 500 fällt, gibt es für die 43 qualifizierten Fahrer noch drei Freie Trainings. Diese steigen - sofern das Wetter hält - am Freitag (17:30 Uhr und 20:30 Uhr MEZ) beziehungsweise am Samstag (16:00 Uhr MEZ). 'Motorvision TV' überträgt das Daytona 500 am Sonntag ab 18:00 Uhr MEZ inklusive der Pre-Race-Show live. Die Kommentatoren sind Stefan Heinrich und Pete Fink.