• 01.02.2009 12:54

  • von Pete Fink

Die Geschichte des Daytona 500 (3)

Der dritte und letzte Teil des Daytona-Specials schildert unter anderem den tragischen Tod von Dale Earnhardt Sr. und die aktuelle NASCAR-Neuzeit

(Motorsport-Total.com) - Das Daytona 500 startete so richtig standesgemäß in die 1980er Jahre. Buddy Baker gewann 1980 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 285,809 Stundenkilometern. Diese Marke ist bis heute unübertroffen und wird es aufgrund der 1988 eingeführten Restrictor-Plates wohl auf längere Zeit noch bleiben.

Titel-Bild zur News: Daytona 1998 Dale Earnhardt Sr.

Daytona 2001: Dale Earnhardt Sr. (o.) vor Dale Jarrett (m.) und Mark Martin (u.)

1981 holte sich Richard Petty seinen siebten und letzten Daytona-Sieg in typischer Manier. In einem turbulenten Rennen zockte der "King" und wechselte 24 Runden vor dem Ende nicht mehr die Reifen. Bobby Allison hatte zwar 117 der 200 Runden geführt, doch das nutzte ihm nichts mehr. Petty schlug ihm ein Schnippchen und Allison musste ein Jahr warten, bis er seinen Buick 1982 in die Victory Lane fahren konnte.#w1#


Fotos: Die Daytona-Geschichte in Bildern


Nachdem Altstar Cale Yarborough 1983 und 1984 noch einmal zwei Jahre hintereinander die Oberhand behalten konnte, war 1985 Bill Elliott an der Reihe. Es war die Saison, in der der NASCAR-Sympathieträger aus Georgia zum "Million-Dollar-Bill" wurde, weil er drei der vier wichtigsten NASCAR-Events des Jahres gewonnen hatte. Daytona war in dieser Liste die Nummer eins und später musste Titelsponsor Winston die berühmte Winston-Million bereits im ersten Jahr ihrer Einführung ausbezahlen.

Die 1980er Jahre der NASCAR sahen aber auch einen Machtwechsel. Youngsters wie Elliott, Dale Earnhardt Sr., Darrell Waltrip oder Rusty Wallace liefen den Platzhirschen Petty, Allison, Baker oder Yarborough langsam aber sicher den Rang ab. So blieb es Bobby Allison 1988 vorbehalten, der letzte aus der alten NASCAR-Garde zu sein, der ein Daytona 500 für sich entscheiden konnte.

In Daytona ist immer Zahltag

Daytona 500

Volle Tribünen, riesige Einschaltquoten - das Daytona 500 ist für alle lukrativ Zoom

Allison war damals stramme 50 Jahre alt, doch die Jugend lauerte auch in der Familie, denn Allisons Sohn Davey wurde 1988 hinter dem Papa Zweiter. Bezeichnend: Richard Petty erlebte in diesem Rennen in Runde 106 einen seiner schwersten NASCAR-Unfälle, der nach zahlreichen Überschlägen jedoch ohne Spätfolgen blieb. Petty entstieg seinem Wrack unverletzt.

Zuschauerzahlen und Einschaltquoten stiegen weiterhin konstant und steil an. Das machte sich auch im Geldbeutel bemerkbar. Ein wesentlicher Grund, warum beim Daytona 500 in jedem Jahr mehr Autos als in den anderen Rennen gemeldet werden, ist das Preisgeld: 1998 konnte sich der Daytona-Sieger Dale Earnhardt Sr. zum ersten Mal mehr als eine Million US-Dollar abholen, 2006 freute sich Jimmie Johnson schon über mehr als 1,5 Millionen US-Dollar.

Aber nicht nur ein Daytona-Sieg lässt die Mannschaftskasse sprudeln. Schon der erfolgreiche Sprung ins 43-köpfige Hauptfeld garantiert auch einem kleinen Sprint-Cup-Team einen außerordentlichen Zahltag. 2008 gewann Kenny Wallace als 43. und Letzter zum Beispiel 233.865 US-Dollar. Das ist ein höherer Betrag, als sich der Sieger von acht Cup-Events des Jahres 2007 einstreichen konnte.

Die Daytona-Erfolgszutaten lauten seit vielen Jahren gleich: Trotz Restrictor Plates ein bärenstarker Motor, ein aerodynamisch ausgefeiltes Auto, das vor allem in den riesigen Pulks von Fahrzeugen perfekt funktioniert, etwas Hilfe von Teamkollegen oder Freunden in den massiven Windschattenschlachten - und am Ende eine gehörige Portion Cleverness und Glück.

Viele Überraschungssieger

1988 Davey Allison Bobby Allison

Generationswechsel: 1988 gewann Papa Bobby Allison (l.) vor Sohn Davey Zoom

Teambesitzer Robert Yates - in Daytona sehr erfolgreich - formulierte es folgendermaßen: "Das Daytona 500 gewinnt normalerweise der coolste und geduldigste Pilot. Nicht der, der ohne Nachzudenken vorne weg ballert." Yates führte Davey Allison (1992) und zweimal Dale Jarrett (1996 und 2000) zu einem Daytona-500-Sieg.

Daytona produzierte schon viele Helden, aber ausgerechnet Dale Earnhardt Sr. ist wohl die tragische Figur in Daytona. Der siebenfache NASCAR-Champion benötigte nicht weniger als 18 Anläufe, bis er 1998 endlich sein erstes und einziges Daytona 500 gewann. Dabei klebte ihm - den vermeintlichen Sieg vor Augen - das Pech bei weitem nicht nur einmal an den Schuhsohlen.

1986 lag Earnhardt Sr. in Front, bevor ihm drei Runden vor dem Ende der Sprit auszugehen drohte. Es gewann Geoff Bodine. 1990 platzte ihm in der Schlussrunde ein Reifen. Zu diesem Zeitpunkt lag der "Intimidator" in Führung und wurde am Ende nur Fünfter. Es gewann Derrike Cope. 1991 traf seinen Childress-Chevrolet auf der Gegengeraden eine Möwe. Es gewann der unvergessene Ernie Irvan.

1993 wurde er in der Schlussrunde noch von Dale Jarretts Joe-Gibbs-Chevrolet mit der Startnummer 18 überholt. Es war Jarretts erster von insgesamt drei Daytona-Siegen, was dessen Vater Ned in der TV-Kommentatoren-Kabine als "Dale-and-Dale-Show" bezeichnete. Dies ist in der NASCAR-Garage auch heute noch ein weithin bekannter Begriff.

Das Hendrick 1-2-3 von 1997

Daytona 1997 Labonte Gordon Craven

1997 dreimal Hendrick: Terry Labonte (l.), Jeff Gordon und Ricky Craven Zoom

Doch die bis dato berühmteste Earnhardt-Show fand 1997 statt. Elf Runden vor Schluss führte Bill Elliott ein Sechserpack an. Direkt dahinter liegend griff Jeff Gordon Earnhardt an. Es kam zur Kollision, in die auch Dale Jarrett in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Earnhardt-Chevy überschlug sich und kam im Infield zum stehen. Ein Wrack - oder doch nicht?

Natürlich kam die Gelbe Flagge und Earnhardt wartete den Fans zu winkend auf die vorgeschriebene Ambulanz. Dann bemerkte er, dass sich an seinem Chevy noch alle vier Räder in einigermaßener Ordung befanden. Er bat einen Streckenposten auszuprobieren, ob die Zündung noch funktioniere. Der Motor sprang an.

"Gebt mir mein Auto zurück", verlangte ein aufgebrachter Earnhardt ohne mit der Wimper zu zucken. Unter den Standing Ovations der Zuschauer kletterte der "Working Class Hero" wieder in seinen Goodwrench-Chevy, ließ sich angurten und beendete das Rennen mit fünf Runden Rückstand als 31. Aufgeben gibt es in der NASCAR nicht.

An der Spitze machte das Hendrick-Trio von Jeff Gordon, Terry Labonte und Ricky Craven übrigens kurzen Prozess mit dem wehrlosen Elliott. Es war ein Unikat, denn die Hendrick-Autos belegten 1997 geschlossen die Plätze eins bis drei. Der damals 25-jährige Jeff Gordon ist bis heute der jüngste Daytona-Sieger aller Zeiten.

1998 endlich der einzige Earnhardt-Erfolg

Daytona 1998 Dale Earnhardt Sr.

1998 gratulierte die ganze Boxengasse dem Daytona-Sieger Dale Earnhardt Sr. Zoom

Earnhardts Teamchef Richard Childress erklärte übrigens unmittelbar nach dem Rennen: "Dale ist der härteste Knochen da draußen. Er verdient es mehr als jeder andere, dieses Rennen endlich zu gewinnen." Ein Jahr später, 1998, sollte es soweit sein.

Der Earnhardt-Chevy war an diesem Daytona-Tag einfach das beste Auto. 107 der 200 Runden lag der schwarze Chevrolet mit der Startnummer drei in Front, aber sollte das Daytona-Pech wieder zuschlagen? Eine Runde vor Schluss kollidierten John Andretti und Lake Speed auf der Gegengeraden. Natürlich kam eine Gelbe Flagge.

Damals war es noch zulässig, dass ein Rennen unter Gelb beendet werden konnte. Alles was Earnhardt zu tun hatte war also, Runde 199 zu komplettieren und den stark drängelnden Joe-Gibbs-Pontiac von Bobby Labonte hinter sich zu halten. Das gelang. Auf der Ziellinie wurde die Reihung eingefroren und Earnhardts Runde 200 wurde zu einem wahren Triumphzug.

"Meine Augen wurden feucht", beschrieb Earnhardt seine Gefühle auf dieser Ehrenrunde später. "Aber ich glaube nicht, dass ich geweint habe." Er rollte durch die Boxengasse und nahm die Glückwünsche fast aller Teams entgegen, die dort ein Spalier bildeten. Sogar der damalige NASCAR-Chef Bill France Jr. ließ es sich nicht nehmen, höchstpersönlich in der Victory Lane zu erscheinen. Es war das einzige Mal in seiner 27 Jahre währenden Amtsperiode.

Das wilde Daytona-Rennen 2001

Dale Earnhardt Senior und Junior

2001: Der siebenfache Champion Dale Earnhardt Sr. verlor in Daytona sein Leben Zoom

Das Daytona 500 des Jahres 2000 war ein echter Langweiler. Dale Jarrett gewann und lediglich sieben Piloten lagen wenigstens eine Runde in Front. Ein absoluter Minusrekord. NASCAR reagierte. Man modifizierte die Aerodynamik der Autos auf den Superspeedways so, dass bereits das Herbstrennen auf dem Superspeedway von Talladega ein wahrer Knüller war. 49 Führungswechsel waren die Folge und der Sieger hieß Dale Earnhardt.

Damit war klar, dass der "Intimidator" auch im Daytona 500 des Jahres 2001 eine Favoritenrolle einnahm. Es war das erste NASCAR-Rennen, dass der US-Sender 'Fox' übertrug, die keinen Geringeren als den dreifachen NASCAR-Champion Darrell Waltrip als Co-Kommentator verpflichtet hatten.

Es kam zu einem erwartet wilden Rennen. 26 Runden vor dem Ende nahm eine Massenkarambolage nicht weniger als 19 Autos aus dem Geschäft. Für die Earnhardt-Familie bahnte sich nun ein gewaltiger Tag an, denn beim Restart lagen Michael Waltrip und Dale Earnhardt Jr. in Front. Beide fuhren im DEI-Team von Dale Sr., der seinerseits im Childress-Chevrolet auf Platz drei fuhr.

Das Geschehen in der letzten Kurve der letzten Runde ist hinlänglich bekannt: Hinter Earnhardt Sr. flogen Sterling Marlin und Kenny Schrader heran. Marlin wählte die untere Linie, Schrader versuchte es oben herum. Earnhardt versuchte zu blocken, während vorne Michael Waltrip seinem ersten Daytona-Sieg entgegen fuhr.

Die verhängnisvolle letzte Runde 2001

Dale Earnhardt Senior und Junior

Vater und Sohn: Dale Jr. (r.) musste ab 2001 die Familientradition aufrecht halten Zoom

Plötzlich brach der Earnhardt-Chevy erst nach unten aus, fing sich sofort wieder, brach nach rechts aus und krachte anschließend in die äußere Streckenbegrenzung. Optisch ein eher unspektakulärer Unfall, der in ähnlicher Art und Weise in der NASCAR schon dutzende Male geschehen war. Das Earnhardt-Auto rutschte die 31 Grad steile Kurve nach unten und kam zum Stillstand.

Schrader war der erste an der Unfallstelle und winkte sofort die Mediziner herbei. Später wollte er vor laufenden Kameras keine Auskunft über das geben, was er sah. "Ich bin kein Doktor", lautete sein ausweichender Kommentar. Ein paar Stunden später musste NASCAR-Präsident Mike Helton die traurige Nachricht verkünden: "Wir haben Dale Earnhardt verloren." Earnhardt starb an seinen schweren Kopfverletzungen.

Mit diesem tragischen Unglück war die Earnhardt-Tradition in Daytona jedoch nicht vorbei. Natürlich war der Waltrip-Sieg in einem DEI-Chevy zur Nebensache geworden. 2003 wiederholte er diesen Erfolg in einem regenverkürzten Rennen, ein Jahr später fuhr Dale Earnhardt Jr. sein Auto zu einem emotionalen Daytona-Triumph.

Hendrick, Toyota und Kevin Harvick

Kevin Harvick Mark Martin

2007: Kevin Harvick schlägt Mark Martin um zwei Hundertstelsekunden Zoom

Damit war das Earnhardt-Erbe bis heute beendet. 2005 und 2006 befand sich Daytona zwei Jahre lang fest in der Hand der Hendrick-Zwilinge. Erst gewann Jeff Gordon nach 1997 und 1999 sein drittes Daytona 500 nach hartem Kampf gegen Kurt Busch und Dale Earnhardt Jr., dann zog 2006 Jimmie Johnson relativ ungefährdet nach.

2007 war die Daytona-Speedweek sehr ereignisreich. Mit Toyota tauchte plötzlich ein artfremder Konkurrent am US-Himmel auf, der die großen Drei aus Detroit im Laufe der Zeit in Sorgen stürzen würde. Da kam es umso gelegener, dass ausgerechnet im Vergaser des Toyota Camrys des frisch gebackenen Teambesitzers Michael Waltrip eine Substanz gefunden wurde, die Ähnlichkeiten zu Flugzeugtreibstoff Kerosin aufwies.

Toyota holte sich also gleich zum Debüt ein blaues Auge ab, aber die Schlagzeilen 2007 schrieb Mark Martin. Das langjährige Ford-Aushängeschild verließ Jack Roush zu Saisonende 2006 und kündigte ein Teilzeit-Engagement im Chevrolet-Team von Bobby Ginn an. Das hinderte Mark Martin jedoch nicht daran, das Daytona 500 um Haaresbreite zu gewinnen. Lediglich ein am Ende unwiderstehlicher Kevin Harvick und dessen Childress-Chevrolet verhinderten dieses Vorhaben.

Roger Penske gewinnt in Daytona

Daytona Ryan Newman

Ryan Newman und Kurt Busch bescherten Roger Penske einen Doppelsieg Zoom

Es war zugleich das Daytona-Debüt von Juan Pablo Montoya, der einen braven 19. Rang herausfuhr. Das Ungewöhnliche an dieser Platzierung ist lediglich, dass Montoya dabei von einem Auto geschlagen wurde, das die Ziellinie auf dem Dach überquerte. Die Rede ist natürlich von Clint Bowyer, der als 18. gewertet wurde.

2008 fand schließlich unter großen Festivitäten die 50. Jubiläumsausgabe des Daytona 500 statt. Zugleich war es das erste "500" mit dem neuen Car of Tomorrow der NASCAR. In einem sehenswerten Finale mischten die Gibbs-Toyotas von Tony Stewart und Kyle Busch zwar kräftig mit, aber gegen das hervorragende Teamwork der beiden blauen Penske-Dodge war kein Kraut gewachsen.

Ryan Newman und Kurt Busch bescherten Roger Penske einen historischen Doppelsieg, denn der US-Tycoon gewann zwar bereits 14 Mal in Indianapolis, aber noch nie in Daytona. In exakt 14 Tagen, also am 15. Februar 2009 startet das "Great American Race" zu seiner 51. Auflage. Die Startflagge zum prestigeträchtigsten aller NASCAR-Events fällt gegen 21:45 Uhr deutscher Zeit.

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