• 15.11.2011 12:03

  • von Pete Fink

"Cousin Carl" gegen "Smoke" - und andere Spitznamen

Von Richard "King" Petty bis "Bad Brad" Keselowski: Wer in der NASCAR etwas auf sich hält, braucht einen Spitznamen: Auch "Cousin Carl" und "Smoke"

(Motorsport-Total.com) - Richard Petty war der "King", Dale Earnhardt Sr. war der "Intimidator", sein Sohn Dale Earnhardt Jr. wird ganz einfach "Junior" genannt. Jeff Gordon war einst der "Rainbow Warrior" und Kyle Busch trägt mit "Shrub" oder "Rowdy" gleich zwei Spitznamen. Zuletzt bekam Brad Keselowski via 'Twitter' von Denny Hamlin die wenig charmante Bezeichnung "Bad Brad Crashalotzki" verpasst.

Titel-Bild zur News: Richard Petty

Er ist der "King" und wird es auch immer bleiben: Richard Petty

Spitznamen in der NASCAR gibt es viele. Man könnte fast sagen: Wer im Sprint-Cup etwas auf sich hält, der braucht einen Kosenamen. Auch Carl Edwards und Tony Stewart, die beiden großen Titelkontrahenten, haben mit "Cousin Carl" oder "Smoke" zwei Spitznamen, die in NASCAR-USA sehr geläufig sind. Woher stammen diese beiden Bezeichnungen?

Im Fall Edwards ist die Sachlage ganz simpel. Sein Cousin ist NASCAR-Altstar Kenny Schrader, der dem jungen, aufstrebenden und sehr bodenständigen Edwards einst den Rat gab, sich auf den lokalen Dirt-Tracks eine StockCar-Grundausbildung zu verschaffen. Als es Edwards dann schließlich in die NASCAR geschafft hatte, sprach der stolze Schrader in zahlreichen Interviews immer nur von "Cousin Carl."

Eine durchaus gängige Erweiterung von "Cousin Carl" ist übrigens "Concrete Carl". Diese Bezeichnung findet üblicherweise immer nur dann Anwendung, wenn Edwards wieder einmal ein NASCAR-Rennen auf Betonbelag gewinnen konnte. Zum Beispiel in Bristol, Dover oder auch in der Nationwide-Serie in Nashville. Siege auf Beton zählen durchaus zu Edwards Spezialitäten.

"Smoke" und die Gerüchte

Um die Herkunft der Bezeichnung "Smoke" ranken sich einige Gerüchte. Früher waren viele der Meinung, dieser Spitzname würde sich auf Tony Stewarts recht explosive Mentalität beziehen, denn in seinen jungen NASCAR-Tagen war der heute 40-Jährige einer der "Bad Boys". Stewart legte sich regelmäßig mit diversen Konkurrenten und den NASCAR-Offiziellen an, "Smoke" sollte sich daher auf die kleinen Rauchwolken beziehen, die - quasi in der Comic-Sprache - aus dem Kopfbereich zwischen seinen Ohren aufstiegen.

Dale Earnhardt 1996

Unvergessen: Dale Earnhardt Sr. oder auch der "Intimidator" Zoom

Doch dem ist nicht so. "Smoke" stammt vielmehr aus Stewarts Anfangszeiten in der USAC, als er regelmäßig seinen rechten Hinterreifen rauchen ließ. "Es begann als 'Smoker', später wurde es einfach abgekürzt zu 'Smoke'", erzählte Stewart vor einigen Jahren einmal. Weil einige seiner damaligen Crewmitglieder mit ihm zu den IndyCars wechselten, gelangte dieser Spitzname auch nach Indianapolis. "Dort habe ich dann ein paar Motoren abgefackelt und seitdem ist mir dieser Name geblieben."

Wie gesagt: Spitznamen sind in der NASCAR nicht nur üblich, sondern teilweise geradezu eine Auszeichnung. "Front Row" Joe Nemechek bekam seinen Namen, weil er seinen damaligen Teamkollegen Wally Dallenbach in der Qualifikation immer ärgerte, in dem er in die erste Startreihe fuhr. "Rocket Man" Ryan Newman bezieht sich ebenfalls auf dessen Qualitäten als superschneller Qualifyer.

Kevin Harvick wurde zu seinen Anfangszeiten als "Happy Harvick" bezeichnet, weil er nach seinem NASCAR-Einstieg mit einem Dauergrinsen durch die NASCAR-Garage spazierte. Heute wird dieser Spitzname gerne durch das "Mr.-Where-Did-He-Come-From?" ersetzt. Dieser Ausdruck war in seiner Originalfassung übrigens Matt "the bratt" Kenseth gewidmet.

Mehrfachnennungen erlaubt

Es ist durchaus üblich, dass NASCAR-Stars zwei oder gar mehrere Spitznamen bekommen. Jeff Gordon etwa wird neben dem berühmten "Rainbow Warrior" auch als "Golden Boy" oder "Big Daddy" bezeichnet. Wobei "Rainbow Warrior" übrigens nicht ganz korrekt ist, denn damit wurde eigentlich seine Hendrick-Crew bezeichnet, die Anfang der 1990er-Jahre durch ein sehr farbenträchtiges Outfit glänzte.

Bill Elliott

Ab und zu fährt er heute noch: "Million Dollar" Bill Elliott Zoom

Das berühmteste Beispiel zweier Spitznamen ist wohl Bill Elliott: Aufgrund seines Geburtsortes wurde er früh zum "Awesome Bill From Dawsonville". Als er sich später als erster NASCAR-Pilot die berühmte "Winston Million" sicherte und auf das Cover der 'Sports Illustrated' kam, holte er sich seinen zweiten Spitznamen ab: Der "Million Dollar Bill."

Spitznamen können in der NASCAR sogar so populär werden, dass der eigentliche Vorname des Betreffenden beinahe in Vergessenheit gerät. Wer weiß zum Beispiel noch, dass "Fireball" Roberts eigentlich Glenn Roberts hieß? Und Russell wird Rusty Wallace in der NASCAR-Garage nie genannt. Dieser Spitzname ist so gängig geworden, dass sogar alle super-konservativen US-Zeitungen die Anführungszeichen einfach weglassen.

Wo bleibt der Johnson-Spitzname?

Erstaunlich ist es, dass sich zum Beispiel im Fall Jimmie Johnson noch kein wirklicher Spitzname durchgesetzt hat. Der Versuch "Super Man" fand keine allgemeine Anerkennung. "Five Time" in Anspielung auf seine fünf NASCAR-Titel en suite hat dabei schon etwas größere Chancen. Ähnliches gilt für Marcos Ambrose: Dort könnte sich der NASCAR-Slang noch zwischen "The Wonder from Down Under" und dem "Tazmanian Devil" entscheiden.

Jimmie Johnson

Unfair? Jimmie Johnson hat noch keinen Spitznamen, Jeff Gordon umso mehr Zoom

Natürlich könnte diese kleine Liste noch um ein vielfaches erweitert werden. Zum Beispiel um Jimmy "Mr. Excitement" Spencer oder Joey "the best thing since sliced bread" Logano. Kevin "The racing turtle" Conway wird sich wohl eher weniger durchsetzen. Und: "the blue deuce" ist kein Spitzname für Kurt "ears" Busch, sondern für den blauen Penske-Dodge mit der Startnummer zwei. Ja, in der NASCAR gibt es auch Spitznamen für Autos.

Genauso natürlich die Strecken: Bristol ist das berühmte "Thunder Valley", Darlington die "Lady in Black" oder auch "The track too tough to tame", Dover ist die "Monster Mile", Martinsville der "Paperclip". Aber das würde nun wirklich zu weit führen, denn am kommenden Sonntag geht es bekanntlich nur um "Cousin Carl" gegen "Smoke"!