• 25.06.2015 20:39

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Scott Redding: "Hätte mich für Ducati entscheiden sollen"

Nach dem durchwachsenen Trainingsauftakt in Assen wirkt Scott Redding frustriert und ärgert sich, dass er sich im vergangenen Jahr für die Factory-Honda entschied

(Motorsport-Total.com) - In der vergangenen Saison hinterließ Rookie Scott Redding mit der unterlegenen Open-Honda einen positiven Eindruck. Als WM-Zwölfter war der Brite hinter Aleix Espargaro zweitbester Open-Pilot und ließ Fahrer wie Cal Crutchlow und Nicky Hayden hinter sich. Im Winter erhielt Redding endlich die Factory-Honda, von der er während seiner ersten MotoGP-Saison träumte. Doch seit den ersten Tests fährt der ehemalige Moto2-Vizeweltmeister den Erwartungen hinterher.

Titel-Bild zur News: Scott Redding

Scott Redding ärgert sich, dass er sich vor einem Jahr nicht für Ducati entschied Zoom

Nach den ersten sieben Rennen der Saison ist Redding nur 13. der Fahrerwertung. Und auch in Assen hatte der Brite keinen guten Start ins Wochenende. Nach den beiden ersten Freien Trainings fand sich der Marc-VDS-Pilot auf Position 14 wieder. Nach dem zweiten Training wirkte Redding enttäuscht und frustriert.

"Ich hatte ein gutes Gefühl und sah, dass ich nicht einmal in den Top 12 bin. Das konnte ich kaum glauben. Ich fühlte, dass ich am Limit war, doch die Rundenzeit war nicht da", berichtet der Honda-Pilot, der die Ursachen für die schwache Performance nicht kennt: "Ich kann es mir nicht erklären. Vermutlich verliere ich vom Kurveneingang bis zum Kurvenscheitel zu viel Zeit, doch ich bin am Limit. Diesen Bereich müssen wir uns morgen anschauen."

Großer Rückstand, keine Erklärungen

"Eine Sekunde zurück und ich habe das Gefühl, am verdammten Limit zu sein", schimpft Redding, der mit der Honda RC213V einfach nicht warm wird. "Das Motorrad ist nicht schlecht, doch ich bin am Limit. Vermutlich ist das Motorrad nicht so gut, wie es sein könnte. Die Folge ist, dass ich mehr pushe, als ich eigentlich sollte. Die Streckentemperatur ist hier sehr niedrig. Das sind für uns immer schlechte Voraussetzungen."

Marc VDS stellte für Redding Ende 2014 ein neues Team auf die Beine. Doch bei der Besetzung musste das Team Kompromisse eingehen. Vor allem der Posten des Crewchiefs blieb lange unbesetzt. Marc VDS kassierte eine Absage nach der nächsten. Am Ende gelang es, Chris Pike zu verpflichten. Pike kommt aus der Superbike-WM - alles andere als ideal, um mit den Bridgestone-Reifen und den weiteren Gegebenheiten in der MotoGP zurechtzukommen.

Scott Redding

Die Honda RC213V und Scott Redding harmonieren nicht miteinander Zoom

"Ich habe das Gefühl, dass wir nicht immer auf dem richtigen Weg sind. Es wirkt, als würden wir einen Schritt nach vorn machen und danach zwei zurück", kritisiert Redding die Entscheidungen seiner Crew. "Es ist frustrierend, weil ich ständig pushe. Doch ich renne gegen eine Wand. Ich investiere sehr große Anstrengungen und werde dafür nicht belohnt."

Redding verliert die Hoffnung

"Man hat das Gefühl, einen neuen Rundenrekord gefahren zu sein, liegt aber nur auf Position 13 oder 14. Das ist frustrierend. Man wird gefragt, wo man schneller fahren möchte. Ich kann darauf keine Antworten geben", betont der Honda-Pilot, der langsam die Motivation verliert. "Ich beginne in jedem Training bei Null und denke, es wird in der nächsten Session besser. Doch es wird nicht besser. Das ist die härteste Pille für mich."

"Man denkt, an diesem Wochenende wird es besser. Manchmal läuft es auch etwas besser, doch die Ergebnisse sind nicht mal ansatzweise so gut, wie wir uns das vorgestellt haben", stellt Redding klar, der vor der Saison auf regelmäßige Top-6-Platzierungen und sogar Podestplätze hoffte. Nach dem Sachsenring folgt die Sommerpause. Dann kann sich Redding Gedanken machen, wie es weitergeht.

Scott Redding

Scott Redding übt leise Kritik an den Entscheidungen von Crewchief Chris Pike Zoom

"Ich hoffe auf die Sommerpause. Ob es danach anders wird ist aber eine andere Geschichte", lässt er offen. Wäre es besser gewesen, in einem Zwei-Fahrer-Team zu fahren? "Wir können uns die Daten der anderen Honda-Piloten ansehen", bemerkt er. "Ich frage mich momentan eher, ob ich hätte eine andere Entscheidung treffen sollen. Jetzt kann man nichts mehr ändern, doch ich ärgere mich, wenn ich beobachte, mit was ich hätte fahren können."

Ducati wäre die bessere Wahl gewesen

Was wäre eine andere Option gewesen? Gresini wechselte von Honda zu Aprilia. "Das wäre nicht viel besser gewesen", winkt Redding ab, der die Ergebnisse von Ex-Teamkollege Alvaro Bautista kennt. Doch abgesehen von Gresini gab es eine andere verlockende Variante: "Es gab die Option, mit Ducati zusammenzuarbeiten, doch das Motorrad war nicht so gut", erinnert sich der Brite. "Und jetzt ist das Motorrad richtig gut. Das ärgert mich."

"Ich hätte mich dafür entscheiden sollen. Man kann diese Entscheidung aber nicht rückgängig machen. Stattdessen muss man das Maximum aus dem herausholen, was man hat", stellt er klar. Dass Honda momentan einige Probleme hat, wird mit Blick auf die Situation der Werkspiloten deutlich. Nur ein Sieg aus sieben Rennen ist für die erfolgsverwöhnte Truppe zu wenig. Doch in Assen hatten Marc Marquez und Dani Pedrosa einen guten Start ins Wochenende.

Dennoch ist Redding überzeugt, dass die Yamaha M1 momentan das beste Motorrad ist: "Die Yamaha hält auch die Linie, wenn das Gas geöffnet wurde. Mit der Honda muss man ständig aufpassen, dass man nicht zu hart bremst oder am Kurveneingang zu hart pusht. Es ist ein sehr empfindliches Motorrad", vergleicht er.


Fotos: MotoGP in Assen


"Dani und Marc scheinen das unter Kontrolle zu haben. Die Yamaha lässt sich offensichtlich einfacher fahren. Zudem arbeitet das Motorrad besser mit den Reifen. Mit mehr Runden funktioniert das Motorrad immer besser. Wir hingegen haben zwei Runden und danach werden wir langsamer", ärgert sich der Marc-VDS-Pilot, der für die kommende Saison noch keinen Vertrag hat.