• 26.04.2016 09:57

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Neue Michelin-Konstruktion wirft Ducati zurück

Die Ducati-Piloten klagen über Probleme Die robustere Reifenkonstruktion, die seit Austin verwendet wird, harmoniert nicht mit der Desmosedici

(Motorsport-Total.com) - Michelin hat alle Hände voll zu tun, die MotoGP-Piloten zufrieden zu stellen. Nach einem gelungenen Saisonauftakt in Katar gab es bereits beim zweiten Rennwochenende in Argentinien einen Zwischenfall, auf den die Michelin-Verantwortlichen gern verzichtet hätten: Im Freien Training löste sich bei Scott Redding die Lauffläche des Hinterreifens. Michelin zog die Reifenmischung sofort zurück und einigte sich mit den MotoGP-Verantwortlichen darauf, den Grand Prix in Termas de Rio Hondo zu verkürzen und einen Reifenwechsel im Rennen vorzuschreiben. Ab Austin lieferten die Franzosen robustere Hinterreifen.

Titel-Bild zur News: Andrea Iannone

Ducati-Werkspilot Andrea Iannone hatte in Jerez große Probleme mit den Hinterreifen Zoom

Die neuen Hinterreifen boten allerdings deutlich weniger Haftung als die bis dahin verwendeten Pneus. Seit den Wintertests lobten die Fahrer die gute Traktion, die durch den neuen Hinterreifen verloren ging. In Jerez klagten alle Fahrer über durchdrehende Hinterreifen - selbst auf den Geraden.

Ducati hat zweifellos den stärksten Motor im Feld. Dadurch leiden die Desmosedici-Piloten etwas mehr unter den Änderungen, die Michelin aus Sicherheitsgründen unternahm. "Die Ducati-Fahrer haben offensichtlich mehr Probleme, weil der Motor stärker ist", bestätigt Werkspilot Andrea Dovizioso.

Fordert die Ducati die Reifen zu stark?

"Vom ersten Test in Malaysia bis hierhin gab es seitens Michelin einige Änderungen. Deswegen wurde es für alle schwieriger, nicht nur für die Ducati-Piloten. Vor allem der Umgang mit den Hinterreifen ist schwierig, weil sie nicht so viel Haftung bieten wie zu Beginn", berichtet Dovizioso und fügt hinzu: "Jeder hat damit zu kämpfen."

Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso bestätigt, dass die Ducati mit den neuen Reifen nicht harmoniert Zoom

"Auf einem so winkligen Kurs wie Jerez, der viele Kurven hat, in denen man lange Zeit in Schräglage fährt und aus dem ersten oder zweiten Gang herausbeschleunigt, werden die Hinterreifen stark belastet", begründet Dovizioso, der in Jerez durch einen technischen Defekt leer ausging.

Markenkollege Scott Redding beendete den Grand Prix, kämpfte im Rennen aber mit stumpfen Waffen. Der Brite ärgert sich über Michelins aktuelle Hinterreifen: "Sie führten eine spürbare Änderung durch, die uns am härtesten trifft. Ducati hat Schwierigkeiten, doch die anderen Hersteller können irgendwie damit umgehen. Wir müssen versuchen, etwas am Motorrad zu ändern", bemerkt der Pramac-Pilot, der im Spanien-Grand-Prix mehr als eine Minute verlor und nur auf Position 19 gewertet wurde.


Fotos: Ducati, MotoGP in Jerez


Iannone mit großen Schwierigkeiten

Andrea Iannone fuhr ebenfalls ein schwaches Rennen und wurde hinter den beiden Werks-Suzukis Siebter. Der Italiener tut sich schwer, mit seinem Fahrstil die neuen Hinterreifen richtig zu nutzen. Iannone zählt zu den Fahrern, die nur mit einem Finger bremsen und dadurch sehr schnell von Bremse zu Gas wechseln können.

Andrea Iannone

Zu viel Leistung: Beim Beschleunigen belastet die Ducati die Hinterreifen stärker Zoom

"Bei weniger Haftung wird für mich alles schwieriger. Sobald ich die Bremse löse, gehe ich sofort wieder ans Gas. An diesem Wochenende war es schwierig, meinen Stil zu fahren. Mein Stil war an diesem Wochenende ein Nachteil", berichtet der Ducati-Werkspilot. "Ich versuchte, meinen Stil anzupassen, doch es änderte sich nicht viel. Es war übers komplette Wochenende sehr schwierig für mich."

Geht es bei Ducati ab Le Mans wieder bergauf? "Ich weiß nicht, welche Reifen Michelin bereitstellen wird. Die Rückkehr zu den ursprünglichen Reifen scheint nicht möglich zu sein. Damit kamen wir aber besser zurecht. Ich hoffe auf eine Änderung, doch wir können es nicht beeinflussen. Wichtig ist, dass wir daran arbeiten, damit der Rückstand wieder geringer wird", so Iannone.