• 25.04.2016 15:20

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Pol Espargaro: Regeländerungen haben das Gegenteil bewirkt

Durch die Einheitselektronik sollten die Privatfahrer näher an die Werksfahrer herankommen, doch die Abstände sprechen eine andere Sprache

(Motorsport-Total.com) - Nach vier von 18 Rennen kann ein erstes kurzes Fazit gezogen werden: Mit Jorge Lorenzo, Marc Marquez und Valentino Rossi gab es bisher drei verschiedene Sieger. Yamaha und Honda gewannen jeweils zwei Rennen. Ducati konnte in Katar und Texas Podestplätze einfahren. Auffällig war, dass es bisher deutlich mehr Stürze gab als im Vorjahr. Deutlich ist auch, dass trotz der Umstellung zu den Michelin-Reifen und zur Einheitselektronik nach wie vor die Werksfahrer den Ton angeben. Ursprünglich erwarteten die Verantwortlichen, dass die privaten Teams näher an die Werksteams herankommen, da diese bei der Elektronik keine Vorteile mehr haben.

Titel-Bild zur News: Start

Die Werksfahrer geben in der MotoGP nach wie vor den Ton an Zoom

Doch es kam anders. Tech-3-Pilot Pol Espargaro, der in Jerez bester Nicht-Werksfahrer wurde, wirkte nach Platz acht im Rennen frustriert: "Die Änderungen gehen in die falsche Richtung und schaden den Satelliten-Teams und den Teams, die noch nicht so lange dabei sind", kritisiert der Spanier und begründet: "Für die Elektronik benötigt man mehr Mitarbeiter. Man muss das Motorrad für die Reifen anders abstimmen. Das ist schwierig."

"Die Reifen lassen im Rennen stärker nach als im vergangenen Jahr, weil die Michelin-Reifen momentan keine gute Performance liefern. Dadurch wird die Elektronik wichtiger. Man muss sich intensiv damit beschäftigen, doch dafür fehlen uns die Leute. Die Werksteams sind dadurch deutlich stärker und die Satelliten-Teams haben es noch schwerer", ärgert sich Espargaro.

Es mangelt an Unterstützung

"Wir können uns nicht 20 Leute leisten, die an der Elektronik arbeiten. Bei einem Werksteam könnte das aber der Fall sein. Die Werksteams nutzen ihre Ressourcen", schildert der Yamaha-Pilot, der in Jerez knapp 31 Sekunden Rückstand hatte. "Im vergangenen Jahr beendete ich das Rennen in Jerez bei ähnlichen Bedingungen 21 Sekunden vor Maverick. Dieses Mal nahmen mit Maverick und mein Bruder mehr als zehn Sekunden ab. Das zeigt, dass wir nicht näher an die Spitze herankommen, sondern nach hinten rutschen. Das ist offensichtlich."

Pol Espargaro

Pol Espargaro verlor als bester Nicht-Werksfahrer mehr als eine halbe Minute Zoom

"Wenn die Reifen frisch sind und viel Haftung haben, dann ist die Elektronik nicht so wichtig. Dann geht es nur darum, wie stark der Fahrer pusht. Dann bin ich vorne dabei und kann zwei starke Runden fahren. Doch sobald die Reifen abbauen, die Temperatur im Reifen ansteigt und die Haftung niedrig ist, dann braucht man ein richtig gutes Setup und eine gute Elektronik", erklärt der Tech-3-Pilot.

"Ich sage nicht, dass unsere Elektronik schlecht ist. Aber wir bräuchten mehr Unterstützung. Das geht aber nicht nur uns so. Auch die Satellitenfahrer von Honda oder Ducati benötigen mehr Unterstützung", ist Espargaro überzeugt, der geschockt auf seinen Rückstand im Spanien-Grand-Prix schaut: "30 Sekunden Rückstand auf Vale? Das ist ziemlich verrückt."


Fotos: MotoGP in Jerez, Rennen


Reagiert Yamaha?

Yamaha fehlen momentan die Ressourcen, um dem Tech-3-Team zu helfen, die Elektronik besser abzustimmen. Dadurch fallen Espargaro und Bradley Smith in den Rennen zurück, sobald die Reifen nachlassen. "Sie konzentrieren sich auf die Werksmaschinen, damit diese dort landen, wo sie waren: auf den Plätzen eins und zwei. Es ist sicher auch gut für Yamaha, dass neben Platz eins und zwei auch der Sieg unter den Satellitenfahrern eingefahren werden konnte. Doch wir liegen weit zurück", bedauert Espargaro.

"Wir benötigen mehr Unterstützung. Ich kann verstehen, dass sie sich auf Vale und Jorge konzentrieren. Das ist normal. Doch Bradley und ich geben auch alles", betont der ehemalige Moto2-Weltmeister, der nach vier Rennen immerhin WM-Fünfter ist. "Gut ist, dass wir konstant sind, auch wenn wir nicht besonders schnell sind. Deswegen liegen wir in der Meisterschaft auf Position fünf. Das stimmt mich zufrieden. Ich wäre lieber WM-Siebter, wenn wir bessere Leistungen zeigen könnten", so Espargaro.