Cecchinello: "Flitterwochen laufen fantastisch"

LCR-Teamchef Lucio Cecchinello ist von der Zusammenarbeit mit Stefan Bradl auf Anhieb angetan und erklärt, warum er kein CRT-Bike einsetzt

(Motorsport-Total.com) - Das in Monaco beheimatete LCR-Team rund um Lucio Cecchinello schickt in der MotoGP-Saison 2012 erneut eine Honda an den Start. Auf der aktuellen RC213V sitzt Moto2-Weltmeister Stefan Bradl, der sich vorgenommen hat, in seiner Debütsaison in der Königsklasse "ab und zu mal unter die ersten Sechs zu fahren".

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl, Lucio Cecchinello

Lucio Cecchinello ist von seinem neuen Fahrer Stefan Bradl begeistert

Wenngleich Cecchinello bis einschließlich der Saison 2003 selbst als Pilot aktiv war, so gründete er bereits im Jahr 1996 sein eigenes Team mit dem Namen LCR (Lucio Cecchinello Racing). "Ich habe früh erkannt, dass ein eigenes Team der beste Weg ist, um möglichst lange im Fahrerlager präsent zu sein. Ich mochte die Atmosphäre und die Leute dort von Beginn an und wollte diese Szene nicht verlassen", sagt Cecchinello, der es in seiner aktiven Karriere auf sieben Siege in der 125er-WM brachte.

Über die 125er- und 250er-WM brachte der Italiener seinen Rennstall bis in die Topklasse MotoGP. Künftige Weltmeister verschiedener Klassen wie Casey Stoner, Toni Elias oder Carlos Checa griffen in der Vergangenheit für LCR in den Lenker.

"Ich habe kein Problem damit zuzugeben, dass ich in meiner Karriere gegen Fahrer angetreten bin, die mehr Talent hatten als ich selbst", gesteht Cecchinello offen. "Also habe ich versucht, diesen Rückstand mit harter Arbeit und Hingabe wettzumachen und mich bereits früh auf die Management-Rolle konzentriert."


Fotos: Präsentation LCR-Honda


Seinen ersten Sieg in Jarama 1998 bezeichnet Cecchinello bis heute als "das schönste Erlebnis meiner Karriere". Damals wies er Marco Melandri in die Schranken. Als Teamchef sticht für ihn das Qualifying zum Grand Prix von Katar 2006 heraus. "Als Stoner bei unserem ersten MotoGP-Einsatz auf die Pole-Position fuhr, fühlte ich mich wie im Himmel", erinnert sich der LCR-Teamchef und vergisst dabei, dass die Saison 2006 in Jerez begann. In diesem Jahr ruhen die Hoffnungen des Teams auf Bradl.

Potenzial bei Bradl vorhanden

Auf den amtierenden Moto2-Weltmeister hält Cecchinello große Stücke. "Es ist schwierig, jemanden nach so kurzer Zeit zu beurteilen, aber ein solches Projekt mit einem neuen Fahrer ist immer etwas Aufregendes. Wir befinden uns im Moment sozusagen in den Flitterwochen und es läuft fantastisch. Er ist ein sehr netter Kerl und ich bin überrascht, welche Intelligenz und Reife er in solch jungen Jahren mitbringt", urteilt der Italiener über den 22-Jährigen.

Laut Cecchinello geht Bradl die Dinge Schritt für Schritt an und überstürzt nichts: "Seine Herangehensweise ist sehr clever. Er war schon immer ein sehr konstanter Fahrer, der zunächst versuchte, das Bike zu verstehen, bevor er damit ans Limit geht." Der LCR-Teamchef ist überzeugt, dass die Probleme der Saison 2011 der Vergangenheit angehören.

"Stefan ist sehr clever und versucht zunächst, das Bike zu verstehen, bevor er damit ans Limit geht." Lucio Cecchinello

Der ebenfalls als amtierender Moto2-Weltmeister zu LCR gewechselte Toni Elias tat sich im vergangenen Jahr sichtlich schwer. "Er schaffte es einfach nicht, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Wir glauben, dass dies in seinem Gewicht und in seinem Fahrstil begründet lag", sagt Cecchinello, der im Unterschied zu Elias bei Bradl "ganz eindeutig Potenzial" erkennt.

Kein Comeback als Fahrer und kein CRT-Bike geplant

Nachdem er seine aktive Karriere zum Ende der 125er-Saison 2003 beendete, konnte Cecchinello selbst zunächst nicht komplett aufs Fahren verzichten. "Ich saß noch ein paar Mal auf dem Motorrad, litt aber sehr darunter", gesteht der Italiener. "Es war so, wie wenn du es mit einer Frau, die du nach wie vor liebst noch einmal probierst, gleichzeitig aber weißt, dass es keine Zukunft geben wird." Zuletzt saß Cecchinello im Jahr 2004 zu Testzwecken auf der 125er- und der 250er-Maschine seines eigenen Teams. "Unser MotoGP-Bike habe ich nie probiert", offenbart er.

"Es war so, wie wenn du es mit einer Frau, die du nach wie vor liebst noch einmal probierst." Lucio Cecchinello

Ein CRT-Bike an den Start zu bringen plant Cecchinello im Unterschied zu Landsmann Fausto Gresini vorerst nicht. "Jedes Team hat seine eigene Geschichte", sagt er. "Wir haben seit jeher eine enge Verbindung zu Honda und unsere Partner setzen auf Top-Technologie, um ihre Produkte zu verkaufen." Zu den LCR-Sponsoren zählen unter anderem die Motorradzubehörunternehmen Givi und Rizoma sowie der Mineralölhersteller Elf.