• 03.04.2012 15:16

Hofmann: Auf Bradl warten Pflichten, Druck und alte Hasen

Alex Hofmann fiebert dem MotoGP-Debüt seines Nachfolgers Stefan Bradl entgegen - Für den Motorradsport in Deutschland sei dies "sehr, sehr wichtig"

(Motorsport-Total.com/SID) - Alex Hofmann weiß, wovon er spricht. Ob auf dem Motorrad, in der Kommentatorenkabine oder mit Mikro bewaffnet in der Boxengasse, der 31-Jährige hat die Königsklasse aus allen Perspektiven kennengelernt. Als bislang einziger Deutscher ist Hofmann in der MotoGP an den Start gegangen, mit Stefan Bradl ist in diesem Jahr endlich ein Nachfolger unterwegs. "Das ist doch super", findet der heutige TV-Experte Hofmann, "jetzt fährt er Formel 1 auf zwei Rädern."

Titel-Bild zur News: Alex Hofmann

Alex Hofmann fuhr bis 2006 in der MotoGP

Genau zehn Jahre nach Einführung der MotoGP darf sich Bradl im Konzert der Großen versuchen. Am Ostersonntag geht es für den Zahlinger unter dem Nachthimmel von Katar zum ersten Mal gegen Stars wie Valentino Rossi, Casey Stoner oder Jorge Lorenzo. Eine echte Herausforderung für den den 22-Jährigen. "Das sind alles Vollprofis, ewig dabei, alte Hasen. Da muss er schon kämpfen", prophezeit Hofmann, von 2002 bis 2006 selbst in der MotoGP unterwegs. Seit mittlerweile drei Jahren kommentiert und moderiert der Fachmann die WM-Rennen aller Klassen zusammen mit Edgar Mielke bei Sport1.

In diesem Jahr wird der Ex-Pilot neben Weltmeister Bradl, der nach seinem Titelgewinn in der Moto2 den Aufstieg in die Königsklasse wagt, auch den anderen Fahrern auf den Zahn fühlen - in fünf verschiedenen Sprachen. Dass in der MotoGP nicht mehr ausschließlich Englisch, Spanisch, Italienisch und Französisch gefragt sind, freut Hofmann: "Es ist ein Highlight, in der Startaufstellung deutsch sprechen zu können."

"Er macht wenig Fehler"

Hofmann traut Bradl eine Menge zu, auch wenn der sich mit viel erfahreneren Piloten als bisher messen muss. "Dass er ein guter Motorradfahrer ist, hat er bewiesen. Den Moto2-Titel holt man nicht mal gerade so eben", sagt Hofmann. Bradl habe viele Qualitäten, die ihm in der MotoGP schnell helfen könnten. "Er ist sehr bedacht, keiner, der Harakiri fährt oder mit übertriebenem Risiko versucht, etwas hinzukriegen. Er stürzt wenig, macht wenig Fehler", lobt Hofmann.

Stefan Bradl

Bei den Tests hinterließ Bradl einen guten Eindruck Zoom

Auch deshalb traut der gebürtige Mindelheimer dem deutschen Hoffnungsträger einiges zu. "Top-10-Platzierungen werden wir von ihm ziemlich sicher permanent sehen, außer er hat einen ganz schlechten Tag", glaubt Hofmann. Ausreißer nach oben seien aber drin: "Ich kann mir gut vorstellen, dass es mal unter die ersten Sechs gehen wird." Hofmann hat es in seiner MotoGP-Zeit nie aufs Treppchen geschafft, auch für Bradl sei ein Podestplatz nur schwer zu erreichen, meint er: "Nach vorne wird's natürlich hart."

Nicht nur auf, sondern auch neben der Strecke wird sich für Bradl nach seinem Wechsel vom Kiefer-Team zu LCR-Honda einiges ändern. Hofmann spricht aus Erfahrung. "Die Wochenenden sind intensiver. Er muss länger und intensiver trainieren. Dazu kommen mehr Verpflichtungen. Er wird im Vergleich zum letzten Jahr viel mehr Sponsorentermine haben", sagt der Ex-Pilot. Bradl sei all dem jedoch gewachsen: "Auf diesem Niveau muss er sich daran gewöhnen, da muss er durch. Aber er ist ein Profi."


Fotos: Stefan Bradl, MotoGP-Tests in Jerez


Der Druck steigt

Durch den WM-Triumph sind die Erwartungen an Bradl ganz automatisch gestiegen. Dazu kommt das international deutlich höhere Interesse an der Königsklasse. "Der Druck, den es zu verarbeiten gilt, ist immens", warnt Hofmann. Außerdem gebe es "viele neue Eindrücke, die er verarbeiten muss".

Stefan Bradl

2012 fährt Stefan Bradl für das italienische LCR-Team Zoom

Bradl fährt jetzt für einen italienischen Rennstall, allein dadurch ändere sich eine Menge. "Er hatte drei, vier Jahre in der WM ein absolut familiäres Umfeld. Es war eine deutsche Familie", sagt Hofmann. Deshalb sei die Umstellung nicht völlig unproblematisch. "Jetzt redet er den ganzen Tag Englisch. Er ist ja schon so ein gemütlicher Bayer. Jetzt bin ich mal gespannt, ob ihm das wirklich gefällt."

Hofmann freut sich auf den Saisonstart am Osterwochenende, mit Bradl bekommt das Konzert der Großen eine ganz besondere Note. Für den Motorradsport in Deutschland sei dies "sehr, sehr wichtig. Die MotoGP ist die Klasse, wo jeder hin will. Es ist toll, einen zu haben, der gegen Rossi und Stoner fährt."