• 05.02.2010 11:43

  • von Pete Fink

Leute mit Biz: "Mister SEAT Supercopa" Oliver Schielein

Von Null auf Zwei: Oliver Schielein stampfte mit dem SEAT Leon Supercopa in nur sieben Jahren in Deutschland einen Top-Markenpokal aus dem Boden

(Motorsport-Total.com) - "Die Formel 1 ist alle zwei Wochen für zwei Stunden Sport, aber dazwischen knallhartes Business", hat der große Frank Williams einmal gesagt. Für 'Motorsport-Total.com' Grund genug, eine Artikelserie ins Leben zu rufen, die sich mit dem Businessaspekt des Motorsports beschäftigt. In unregelmäßigen Abständen stellen wir eine Persönlichkeit vor, die sich im Motorsportbusiness durchgesetzt hat und mit Biss an ihre Sache herangeht - "Leute mit Biz" eben. Heute in der 21. Edition: Oliver Schielein, der den SEAT Leon Supercopa in den vergangenen Jahren aufgebaut hat.

Titel-Bild zur News: Oliver Schielein SEAT Léon Supercopa

Oliver Schielein baute den SEAT Leon Supercopa in sieben Jahren auf

Kommunikation und jede Menge Motorsport - Oliver Schielein ist ein viel beschäftigter Mann. Der überzeugte Nürnberger ("In Deutschland sind wir Franken, im Ausland sind wir Bayern") ist nicht nur der Geschäftsführer und Inhaber der Agentur IKmedia, sondern seit einigen Jahren auch der Leiter Motorsport und Motorsport-Kommunikation für den SEAT-Motorsport in Deutschland. "Im Prinzip habe ich also einen Doppeljob, denn neben unserer klassischen Agenturtätigkeit gibt es bei uns eine, wie ich sie nenne, outgesourcte Abteilung SEAT Motorsport."#w1#

Vor sieben Jahren war das alles noch keineswegs abzusehen. Die IKmedia war "eine klassische Kommunikationsagentur mit dem deutlichen Schwerpunkt Journalismus", erinnert sich Schielein an die Anfänge. "Da ich selbst aber aus dem Marketing komme, war klar, dass ich die weitere Ausrichtung der Agentur auch unter diesen Gesichtspunkt stelle. Das Resultat ist heute eine Full-Service-Agentur."

Die aktuellen Hauptthemen sind "Automobiles, Lifestyle und Sport, das Dachgerüst der Agentur heißt Kommunikation. Wir vermarkten Menschen und Firmen. Der zweite Bereich ist die Medienplanung. Wir kaufen Media-Kontingente ein, also TV, Online, Print und Radio. Der dritte Bereich sind Events und Veranstaltungen, vom Fahrertraining bis hin zu diversen Abendveranstaltungen, aber genauso Produkteinführungen oder Neuwagenpräsentationen."

Dazu kommt noch die Abteilung Layout und Grafik. Dabei bietet sein Unternehmen alles, "von der Postkarte bis zum Katalog. Auch im Managementsegment sind wir aktiv. Wir betreuen zum Beispiel seit acht Jahren Maro Engel und haben über viele Jahre mit Christina Surer, der Miss Germany, und Heinz-Harald Frentzen gearbeitet."

Vom Rennfahrer zum Serienchef

SEAT Leon Supercopa eMag Cover

Auch Christina Surer wurde viele Jahre von Oliver Schielein betreut Zoom

Doch der größte Bereich ist mittlerweile der Motorsport. "Wir sind verantwortlich für den SEAT Leon Supercopa und die SEAT Leon Langstrecken Challenge im Rahmen der VLN. Das bedeutet, dass wir im Prinzip die ausgelagerte Motorsportabteilung von SEAT sind. Wir setzen den gesamten Markenpokal um. Also den sportlichen Ablauf, den technischen Support, die Sponsoren-Akquise, die TV-Konzepte, Pressearbeit, Vermarktung und Eventorganisation. Bei uns in Schwabach ist also die gesamte Organisation dieser Rennserie angesiedelt."

All dies kommt nicht von ungefähr. Der 43-Jährige durchlebte schon als aktiver Motorsportler "die klassische Markenpokal-Karriere. Angefangen habe ich im R5-Turbopokal, danach kamen der Ford-Escort und der Ford-Fiesta-Pokal und die Deutsche Tourenwagen-Challenge. Meine letzte Station war im Jahr 2000 der Ford-Puma-Cup."

Zu diesem Zeitpunkt nahte für den durchaus ambitionierten Rennfahrer eine Frage, die sich vielen Motorsportlern irgendwann stellt. Sie lautete: "Habe ich die Chance, damit irgendwann einmal Geld zu verdienen oder nicht? Die Entscheidung fiel dann so aus, dass ich mich auf mein Kerngeschäft konzentriert habe." Bereut hat Schielein diesen Schritt aber bis heute nicht. Er lacht: "Ich sage immer: Früher bin ich gefahren, heute lasse ich fahren."

"Es ist schon eine Traumvorstellung, dass du irgendwann aus dem Sport heraus in der Funktion eines Motorsportleiters so eine tolle Rennserie aufbauen darfst." Denn als bei SEAT Deutschland im Jahr 2003 die Idee eines eigenen Markenpokals heranreifte, "hat es nichts gegeben. Es war einfach nichts da. Keine Logistik, keine Technik, kein Reglement, keine Sponsoren, keine Vermarktung - gar nichts." Nicht ohne Stolz bezeichnet Schielein den SEAT Leon Supercopa als sein "emotionales Baby".

Wachstum mit System und Verstand

Oliver Schielein SEAT Léon Supercopa

Früher fuhr Oliver Schielein noch selbst als aktiver Markenpokaler Zoom

Aber bis dahin war es ein langer Weg. "In meinen letzten beiden aktiven Jahren hat sich viel überschnitten. Kommunikation und Vermarktung waren auch schon zu meinen aktiven Zeiten mein großes Interessenfeld. Weil ich eben aus dem Marketing komme, war ich selbst in Sachen Sponsoren immer relativ gut versorgt. Mein Traum war es also schon immer, Dinge vermarkten zu können."

Begonnen hat der Neu-Selbstständige "mit einer Halbtags-Sekretärin und einem freiberuflichen Journalisten". Heute beschäftigt er vor den Toren Nürnbergs 19 Menschen. Diese ganze Aufbauphase beschreibt er als "ein gesundes, stetiges Wachstum mit System und Verstand. Zu Beginn kannst du dir mit einem ganz kleinen Rechenschieber ausrechnen, wie viel Geld du brauchen wirst, um zwei Büros, ein Telefon und die Gehälter zu finanzieren. Dann kannst du loslegen und zusehen, dass du Kunden gewinnst."

Dabei war es immer seine Philosophie, "die Fluktuation an Mitarbeitern so gering wie möglich zu halten. Ich möchte auch in der Lage sein, ein schlechtes Jahr oder eine schlechte Situation eben nicht sofort auf den Rücken der Mitarbeiter austragen zu müssen. Meine Leute sind sehr gut ausgebildet und hoch qualifiziert. Sie sind in der Lage, das Niveau unserer Arbeit hochzuhalten."

Also das genaue Gegenteil der Hire-and-Fire-Mentalität: Keine Luftschlösser bauen, sondern lieber auf greifbare Erfolge setzen. Der plakative Begriff bodenständig schmeckt ihm aber nicht, "denn da ist mir zu wenig Kreativität, zu wenig modernes Denken enthalten". So bereitete Schielein auch das berühmte Krisenjahr 2009 nicht viele Sorgen: "Auch da sind wir gewachsen. Wir haben neue Kunden gewonnen und haben auch viel in Mitarbeiter und Technik investiert. Aber eben alles Schritt für Schritt und seriös."

Das selbstbewusste Ja und seine Folgen

Marco Werner

Der SEAT Léon Supercopa wurde nur zu Beginn etwas belächelt Zoom

Ein entscheidender Punkt war das Jahr 2003. "Es gab in Spanien schon einen SEAT-Markenpokal. Die grundsätzliche Entscheidung war die, dass man so einen Markenpokal auch gerne in Deutschland haben wollte. Weil es In-House SEAT Motorsport nicht gibt, suchte die Geschäftsleitung eine externe Lösung zur Umsetzung. Auf diese Weise wurde ich über Empfehlungen angesprochen und gefragt, ob ich mich in der Lage fühle, einen Markenpokal in Deutschland zu installieren."

Seine damalige Antwort bezeichnet Schielein heute scherzhaft als ein "selbstbewusstes Ja". Die zu bewältigende Menge an Arbeit nennt er nicht Berg, sondern "Gebirge". Plötzlich mussten ganz viele Räder schnell und parallel gedreht werden. "Gemeinsam mit meinem Freund Andreas Lautner, den ich als Technikchef für mich gewinnen konnte, haben wir ein Auto entwickelt, mit dem man in Deutschland überhaupt auf einer Strecke fahren darf. Wir haben ein technisches Reglement geschrieben, das auch für turbogeladene Autos fair und ohne Mauscheleien platziert wurde."

"Trotzdem hat man uns Mitte 2003, als wir das Auto dann vorgestellt haben, noch belächelt." Aber Schielein ging unbeirrt und kreativ an die Sache heran: "Wir sind im ersten Meisterschaftsjahr Sprintrennen, Langstreckenpokal und sogar ein Bergrennen gefahren. Wir haben also einen Allroundmeister gesucht." Stolze 36 Teilnehmer zählte der neue Markenpokal schon in der Saison 2005.

Kleine und große Unwägbarkeiten gab es dabei viele. "Zum Beispiel sagte man uns, dass das Hospitality-Zelt binnen drei Tagen aufgebaut sein würde. Nach diesen drei Tagen stellten wir aber fest, dass die Hospitality erst zu 70 Prozent fertiggestellt war. Also mussten auch die Herren Motorsportleiter einmal den Blaumann anziehen und eine Nacht lang durcharbeiten, damit am nächsten Morgen um acht Uhr, zu Beginn des Rennwochenendes, die Hospitality genutzt werden konnte."

Tourenwagen auf hohem Niveau

Start zum SEAT Supercopa in Oschersleben

Start zum SEAT Léon Supercopa: Wie viele Kotflügel braucht ein Rennen? Zoom

Oder das Thema Ersatzteile: "Du hast auf drei LKWs ein ganzes Lager dabei. Aber am Samstag nach dem ersten Rennen sind elf Kotflügel kaputt und du hast nur zehn Stück auf Lager. Also fährt einer in der Nacht mal schnell 1.000 Kilometer und holt noch einmal zehn Stück ab." Allesamt Neuland einer brandneuen Rennserie, was Schielein heute als "Lehrgeld" bezeichnet, "weil du es damals ganz einfach nicht wissen konntest". 2004 war also in vielerlei Hinsicht "ein Jahr der Überraschungen. Aber der Schlüssel war letztlich, dass wir schnell, unkompliziert und mit sehr kurzen Wegen reagieren konnten."

Schielein bezeichnet den SEAT Leon Supercopa nach den Einsteigerserien als "das erste richtige reinrassige Motorsportgerät in der Markenpokal-Landschaft." Also weniger etwas für "den Jungen von der Straße", sondern für "diejenigen, die bereits über ausreichend Motorsport-Erfahrung verfügen." Das Auto hat 300 Turbo-PS - der Top-Speed liegt bei knapp 260 km/h -, ein DSG-Getriebe, eine Schaltwippe, keine Kupplung und ein komplettes Data-Recording."

Dazu sind die Kosten nicht exorbitant. Ein rennfertiger Léon kostet 67.000 Euro, eine ganze Saison auf einem siegfähigen Auto beziffert Schielein mit "rund 100.000 Euro." Ein Grund dafür ist ein Reglement, "das knallhart Dinge beschneidet, die wirklich Geld kosten. Wie etwa das Testen. Bei uns gibt es pro Jahr nur vier Testtage. Wir kontrollieren dies, indem nach jedem Rennen die Blackbox, also das Steuergerät, abgegeben wird. Damit ist das Auto stillgelegt und wir verhindern, dass reichere Teams 20 Tage im Jahr testen."

Aufstiegschancen gibt es ebenfalls. "René Rast, Nicki Thiim, Sebastian Stahl, Florian Gruber oder Peter Terting kamen alle aus dem SEAT Léon Supercopa. Für die ersten beiden der Meisterschaft ging es für gewöhnlich immer weiter in der Karriere. Für die richtig schnellen Jungs waren wir also durchaus auch ein Sprungbrett."

Von Null auf Zwei in sieben Jahren

Oliver Schielein SEAT Léon Supercopa

Oliver Schielein plant langfristig mit dem SEAT Léon Supercopa Zoom

So zieht der Serienchef ein zufriedenes Zwischenfazit: "Heute sind wir im siebten Jahr unseres Bestehens. Wir fahren im Rahmen der DTM und sind in den Markenpokalen eine feste Größe. Und ganz ehrlich gesagt, hätte ich nichts Wesentliches anders gemacht."

Auf einen Umstand ist Schielein besonders stolz: "Es gibt von einer großen Motorsportzeitschrift eine jährliche Erhebung unter Endverbrauchern, in der gefragt wird, welche Marke aus dem Motorsport heraus als 'sportlich' bekannt ist. 2004 bekamen wir ein Prozent und lagen unter ferner liefen. 2009 lag die Marke SEAT hinter Mercedes, Audi und BMW auf Platz vier." Dazu wurde der SEAT Leon Supercopa hinter dem Porsche-Cup zum zweitbekanntesten Markenpokal gewählt.

Doch Grund zum Ausruhen gibt es nicht. In den kommenden fünf Jahren erwartet Doppeljobler Schielein auf dem Kommunikationsmarkt einen "Verdrängungswettbewerb. Der gesamte Kuchen für die Agenturen wird kleiner, weshalb wir uns einfach ein etwas größeres Stück davon abschneiden müssen."

Oliver Schielein im Kreuzverhör:

Geburtsdatum: 25.09.1966
Geburtsort: Nürnberg
Wohnhaft in: Nürnberg
Familienstand: verheiratet, ein Kind
Erstes Fahrzeug: FIAT Uno
Aktuelles Fahrzeug: SEAT Exeo ST
Erlernter Beruf: Kaufmann
Im Motorsport involviert seit: 1984
Größter beruflicher Erfolg: Dass meine Bauchentscheidung, die Agentur IKmedia vor elf Jahren zu übernehmen, die absolut richtige war.
Größtes Ziel: Beruflich noch weitere erfolgreiche Jahre mit der Firma, und dann ein ruhiges Leben in den Tiroler Bergen
Lieblingsfahrer und -team in der Formel 1: Ich glaube derzeit muss man einfach Sebastian Vettel Fan sein...
Online oder Print? Online im Büro sonst Print
Business- oder Economy-Class? Da ich extreme Flugangst habe, ist die Frage Economy oder Business nicht wirklich mein Problem
Boulevard oder Feuilleton? Boulevard
Festgeld oder Optionsschein? zur Zeit lieber Festgeld
T-Shirt oder Sakko? Ich habe kein T-Shirt, also Hemd und Sakko
Opernball oder Oktoberfest? Oktoberfest
Arbeit oder Hobby? Alles zur richtigen Zeit, beides macht mich sehr glücklich
Lebensmotto: Charakter und Menschlichkeit müssen immer im Vordergrund stehen!
Lieblingslektüre: Gut gegen Nordwind
Person, die ich am meisten bewundere: alle Menschen, die sich in sozialen Diensten engagieren
Person, mit der ich mal auf ein Bier gehen möchte: Hape Kerkeling
Geld bedeutet für mich... derzeit noch mehr soziale Sicherheit für mich und meine Familie
Motorsport fasziniert mich, weil... die Mischung aus Technik, Emotionen und Show den Sport einfach sexy macht

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