23.09.2009 08:34
von Pete Fink

Leute mit Biz: Florian Bollen und der Singapur-Flyer

Florian Bollen hat mit dem Singapur-Flyer ein Wahrzeichen geschaffen, der an einem Wochenende im Jahr auch mitten im Formel-1-Fokus steht

(Motorsport-Total.com) - "Die Formel 1 ist alle zwei Wochen für zwei Stunden Sport, aber dazwischen knallhartes Business", hat der große Frank Williams einmal gesagt. Für 'Motorsport-Total.com' Grund genug, eine Artikelserie ins Leben zu rufen, die sich mit dem Businessaspekt des Motorsports beschäftigt. In unregelmäßigen Abständen stellen wir eine Persönlichkeit vor, die sich im Motorsportbusiness durchgesetzt hat und mit Biss an ihre Sache herangeht - "Leute mit Biz" eben. Heute in der 18. Edition: Florian Bollen und der Singapur-Flyer.

Der Singapur-Flyer bietet ganz neue Formel-1-Perspektiven

Zugegeben: Der eigentliche Anlass, durch den die gesamte Crew des mit 165 Metern größten Riesenrades der Welt überhaupt mit der Formel 1 in Berührung kam, war purer Zufall. Denn als die Streckenführung des 5,067 Kilometer langen Marina Bay Street Circuits endgültig feststand, ergab es sich, dass der gewaltige Singapur-Flyer genau in der Zielkurve stehen würde. Oder wie Bollen es mit einem Lächeln formuliert: "Sie haben die Strecke um uns herum gebaut."#w1#

Mit Folgen: "Das war für uns natürlich der Superlativ, denn in Kombination mit der Formel 1 ist das ganz einfach ein unvergleichliches Erlebnis", weiß Bollen. "Plötzlich sah die ganze Welt unseren Flyer", der übrigens nicht nur wegen der Formel 1 in der Zwischenzeit zu einem Wahrzeichen Singapurs wurde. "Es gibt auf dieser Welt kein größeres Rad, das sich dreht."

Nicht nur die Location, auch das Timing hätte in punkto Formel 1 nicht besser sein können. "Fertig gestellt wurde der Singapur-Flyer im Februar 2008", berichtet Bollen. "Die Eröffnung nahm Singapurs Premierminister Lee Hsien Loong höchstpersönlich vor. Das Formel-1-Rennen bot uns wenig später dann unglaubliche Marketingmöglichkeiten. Und daher sind wir gleich weltweit berühmt geworden."

Bilder aus luftiger Höhe

In der Tat, denn nahezu alle vor Ort befindlichen Formel-1-Medien nutzten am Rennwochenende 2008 früher oder später eine der Kapseln des Riesenrades. "Auch RTL mit Kai Ebel, Florian König und Niki Lauda berichtete direkt aus dem Singapur-Flyer", erinnert sich Bollen nicht ohne Stolz. Das wird sich in absehbarer Zeit wohl auch nicht ändern - zumindest solange die Formel 1 in Singapur fährt.

Singapur-Flyer: Blick in die Startaufstellung

Auf dem Singapur-Flyer: Ein Blick in die Startaufstellung Zoom

Spektakuläre Bilder, das erste Nachtrennen überhaupt: Bernie Ecclestone hatte mit Singapur also wieder einmal den richtigen Riecher. Bollen bestätigt: "Natürlich gab es bereits im planerischen Vorfeld enge Beziehungen zum Ecclestone-Team. Aber im Prinzip hat sich dieser durchschlagende Erfolg für uns einfach ergeben. Die Medienleute konnten in den Kapseln ihre Kameras montieren und haben unzählige Interviews durchgeführt."

Bollen beschreibt: "Der Blick ist aus drei Gründen unvergleichbar. Erstens verändert er sich während des Rennens dynamisch. Zweitens steht man weit oben, aber direkt über dem Startvorgang in Kurve 23, direkt an der Einfahrt in die Boxengasse. Und drittens sieht man etwa 80 Prozent der gesamten Rennstrecke und hat dazu noch zwei Bildschirme mit dem gesamten Fernseh-Feed in der Kapsel."

Für alle zugänglich - mit vernünftigen Preisen

Pro Kapsel beträgt das maximale Fassungsvermögen 28 Leute "inklusive Champagner und Formel-1-Sound", wie Bollen mit einem Lächeln anmerkt. Aber kann sich denn überhaupt jeder Normalsterbliche einen Platz im Riesenrad mieten, oder ist diese Luxusaussicht - wie so oft im glamourösen Formel-1-Alltag - nur der High-Society vorbehalten?

Florian Bollen lebt seit nunmehr zwei Jahren in Singapur Zoom

"Nein", unterstreicht der gebürtige Kieler deutlich. "Wir können eine dynamische Formel-1-Erfahrung für insgesamt 4.000 Menschen bieten. Denn auf unserem Gelände bieten wir auf insgesamt drei Stockwerken perfekte Blickmöglichkeiten, inklusive einer Party-Zone und Swimming-Pool. Das ist weltweit einmalig."

Sein Fazit: "Die Leute haben dabei die Gelegenheit, ganz verschiedene Perspektiven zu erfassen und mehrere dynamische Viewing-Möglichkeiten zu nutzen." Das gilt auch für den Otto Normalverbraucher, denn die billigsten Tickets für den Singapur-Flyer beginnen bei 88 Singapur-Dollar, umgerechnet also etwa 44 Euro!

Das ist, gemessen am europäischen Formel-1-Preisniveau, keinesfalls eine Summe, die die hiesigen Fans ins Schwitzen bringen kann. Was übrigens für vieles im etwa 140 Kilometer nördlich des Äquators gelegenen Stadtstaat mit seinen knapp fünf Millionen Einwohnern gilt.

Singapur hat sich gewandelt

"Die Asiaten sind durchaus preisbewusst", weiß Bollen. "Das Preisniveau hier ist demnach auch für Normalbürger erschwinglich." Sein Geheimtipp für das anstehende Formel-1-Wochenende lautet also: "Für Kurzentschlossene gibt es noch Tickets und Hotels - zu absolut vernünftigen Preisen."

Atemberaubende Formel-1-Kulisse: Der Singapur-Flyer und die Skyline Zoom

2008 feierte der Singapur-Flyer eine gewaltige Formel-1-Premiere. Hat denn die Nachfrage in diesem Jahr noch einmal angezogen? "Ja", sagt Bollen. "Der Flyer läuft sogar noch besser als letztes Jahr. Viele Kunden aus dem Jahr 2008 haben wieder gebucht, und dieses Mal ihre Freunde mitgebracht."

Was laut Bollen aber nicht nur an der Formel 1 und dem gewaltigen Riesenrad genau in der Zielkurve liegt. "Singapur steht für das Excitement." Soll heißen: "Singapur hat sich gewandelt; von einer soliden und sauberen Stadt in eine aufregende Stadt." Er selbst lebt seit zwei Jahren dort.

"Es herrscht eine kosmopolitische Atmosphäre mit leicht chinesischem Touch. Singapur ist multikulturell mit einem aufregenden Nachtleben und einem tollen Essen. Wir haben hier sogar ein gutes Oktoberfest, wenn auch natürlich nicht so gut wie das Original. Europäische Lebensstandards sind hier also problemlos zu verwirklichen."

Vorbilder in London und Paris

Inspiriert wurde Unternehmer Bollen übrigens durch das 135 Meter hohe "London-Eye", das unter seiner offiziellen Bezeichnung Millennium Wheel bekannt wurde. "Ich war früher im Filmgeschäft tätig, habe zwölf Jahre lang Filme produziert und in London gelebt."

Mit 165 Metern überragt Singapur das London-Eye um 30 Meter Zoom

"Der Erfolg des London-Eyes hat bei mir etwas ausgelöst. Denn ich dachte mir: Wenn das in London funktioniert, dann funktioniert das auch woanders. In Singapur haben wir effizient und schnell arbeiten können. Mittlerweile sind wir auch an anderen Standorten wie Berlin, Peking oder Orlando aktiv."

Nach dem Vorbild des Pariser Eiffelturms ist der Singapur-Flyer mit über einer Million Besuchern seit der Eröffnung also auf dem besten Weg, zu einem echten Symbol des Stadtstaates zu werden. "Wir können dem Besucher innerhalb von einer halben Stunde die ganze Stadt zeigen", weiß Bollen. Am kommenden Wochenende fokussiert sich das Interesse der Besucher aber auf 22 Formel-1-Autos - mit einem unvergleichlichen Blick.