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Nach "gefährlichem" Rennen: Alonso nimmt Bad in der Menge

Typische Aktion von Fernando Alonso in Kanada: Nach frustrierendem Ausfall geht der McLaren-Pilot zu den Fans auf die Tribüne

(Motorsport-Total.com) - Die Zuschauer an der Strecke freuen sich, wenn sie ihren Helden nahekommen können. Es ist ein Highlight, wenn ein Superstar in ihrer Kurve stehen bleibt. Und wenn ein Top-Pilot sich dann auch noch dazu entscheidet, über der Absperrung auf die Tribüne zu kommen ... Wenn Fernando Alonsos anfälliger McLaren-Honda auf der Strecke stehen bleibt, folgt meistens eine Aktion. Beim Kanada-Grand-Prix war es das Bad in der Menge.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso hat die Fannähe in Indianapolis kennengelernt Zoom

Der Spanier lag auf dem aussichtsreichen Punkterang zehn, als sich seine Antriebseinheit zwei Runden vor Rennende verabschiedete und er zum fünften Mal in dieser Saison ausfiel. Zu seiner Fanaktion sagt er: "Wir haben hier immer so viel Unterstützung, da wollte ich etwas zurückgeben." Seine Pace im Rennen beschreibt er als "gefährlich".

Denn wenn man mit einem so unterlegenen Motor auf dem Circuit Gilles Villeneuve antritt, dann kann man die Konkurrenz auf den Geraden nur vorbeiwinken. Im Topspeed fehlten Alonso etwa 16 km/h auf den Ferrari von Sebastian Vettel. Die Situation erkannte Alonso im Rennen schnellen. Seinen Renningenieur bat er, weniger über die Abstände nach vorn informiert zu werden, als vielmehr über die Pace der herannahenden Autos - vermutlich um rechtzeitig aus dem Weg zu fahren.

"Zehnter Platz würde mein Leben nicht ändern"

"Das Chassis fühlt sich in den Kurven sehr gut an", betont Alonso. "Aber wir werden mitten auf der Geraden von allen überholt, sodass es vom Geschwindigkeitsunterschied schon gefährlich wird. Das ist frustrierend."

Nach seinem Ausfall schon beim Trainingsauftakt am Freitag, hatte sich Alonso als 12. qualifizieren können. Von da aus blieb er im Rennen lange draußen und wechselte erst in Runde 42 die Reifen. So konnte er sich zum Punkterang hintaktieren. Die Ausfälle von Verstappen, Massa und den Toro Rosso kamen ihm dabei entgegen.

"Ein zehnter Platz würde mein Leben nicht ändern", räumt der Spanier ein. "Aber für die Jungs tut es mir leid. Sie arbeiten Tag und Nacht und bereiten alles so sorgfältig vor. Da möchte man ihnen ein gutes Resultat einfahren, auch wenn es nur ein Punkt ist."

McLaren im Spritsparmodus

Teamkollege Stoffel Vandoorne brachte seinen MCL32 auf Platz 14 ins Ziel. Der Rookie war nach dem Rennen aber nicht weniger enttäuscht. "Es war ein schwieriges Rennen - aber das wussten wir schon vorher. Auf den Geraden hat man es gesehen. Es hat uns auch wieder eingeschränkt, dass wir so viel Benzin sparen mussten. Wir waren wieder leichte Beute."


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Den Benzinsparmodus nannte Alonso im Rennen sogar "peinlich". Vandoorne geht weiter ins Detail: "Es ist schwierig, mit den anderen mitzuhalten. Und wenn wir dran sind, müssen wir uns Tricks überlegen, um uns zu verteidigen. Man kann nichts machen. Man kann sich beschweren, aber am Ende versuche ich nur meine Arbeit zu machen und hoffe, dass wir uns bald verbessern können um endlich mit den anderen kämpfen zu können."

Alonso schwant hingegen schon wieder Böses. "Wir haben nicht nur das Rennen heute verloren, wir werden in Baku auch noch von ganz hinten starten müssen", befürchtet er, dass der Motor nicht mehr zu retten ist und wieder neue Teile hermüssen.

Ein "herzzerreißender" Ausfall

Seine Bosse fangen da schon an zu resignieren. "Es hätte ein Punkt herauskommen müssen", so Zak Brown. "Aber der Motor gab ohne Vorwarnung auf. Dieses Interview kann man offenbar bei den meistens Rennen als Wiederholung einblenden. In solchen Zeiten ist es nicht gut, sich in Emotionen reinzusteigern. Es ist einfach nur eine große Enttäuschung."

Daniil Kwjat, Stoffel Vandoorne, Fernando Alonso, Kevin Magnussen, Jolyon Palmer

Gegen die Konkurrenz hat da McLaren-Duo kaum eine Chance Zoom

Eric Boullier fügt hinzu: "Wir haben zum ersten Mal zu hoffen gewagt. Ein Punkt für Fernando, der den ganzen Nachmittag großartig gefahren ist, wie er es an jedem Rennnachmittag in den vergangenen zweieinhalb Jahren getan hat. Nach all der mühevollen Arbeit hätte sich dieser Punkt wie ein Sieg angefühlt. Und dann wieder so ein herzzerreißender Ausfall. Es ist schwierig, die richtigen Worte für unsere Enttäuschung zu finden. Das ist einfach nicht gut genug."

Mit der herzerwärmenden Geste zum Schluss bei den Fans, findet McLaren Wochenende wenigstens einen versöhnlichen Abschluss. "Ich wollte eigentlich meine Handschuhe zu den Fans werfen, aber die Tribüne war zu weit weg", erklärt Alonso. "Deswegen bin ich hingegangen und am Ende kaum noch weggekommen. Das hat aber Spaß gemacht."