• 20.10.2016 09:36

  • von Dominik Sharaf

Duell um den WM-Titel: Nico Rosberg verspricht volle Offensive

Der Deutsche will seinen Vorsprung nicht nur verwalten, Toto Wolff verspricht freies Fahren - Niki Lauda vergleicht das Duell mit seinem eigenen gegen James Hunt

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg verspricht, auch in den vier letzten Grands Prix der Saison 2016 und im Kampf um den WM-Titel voll auf Sieg zu fahren. Der Deutsche will sich nicht darauf beschränken, seinen 33-Punkte-Vorsprung in der Gesamtwertung zu verteidigen - obwohl es ihm genügen würde, stets als Zweiter hinter Stallrivale Lewis Hamilton das Ziel zu erreichen. "Ich fahre so, als würde es immer noch null zu null stehen", zieht Rosberg im Gespräch mit der 'Sport Bild' Parallelen zum Fußball.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Hungrig: Nico Rosberg will 2016 noch weitere Pokale abstaben Zoom

Auf dem Rasen funktioniere es auch nicht, eine Führung über die Zeit zu bringen. "Damit baut man oft den Gegner wieder auf!", warnt Rosberg davor, Hamilton zu früh abzuschreiben. Der Mercedes-Star gibt sich weiter hungrig: "Nur wenn ich weiß, ich habe alles für den Sieg gegeben, bin ich am Ende des Tages wirklich zufrieden." Sein Team will trotz der diesjährigen Kollisionen in Barcelona und Spielberg nicht in das Duell eingreifen, denn der Konstrukteurs-Titel ist in trockenen Tüchern.

Seitdem in Japan die Krone der Mannschaften gefeiert wurde und auch rechnerisch feststeht, dass ein Silberpfeil-Pilot Weltmeister wird, lässt Sportchef Toto Wolff seine Stars von der Leine: "Es gibt keine Teamorder und keine Einschränkungen mehr. Möge der Bessere gewinnen!", erklärt er der 'Bild'-Zeitung vor dem US-Grand-Prix in Austin und will sich mit seiner Truppe darauf besinnen, dass die Defekthexe anders als im Fall Hamilton in Malaysia bei der Titelvergabe keine Rolle spielt.

"Wir stehen jetzt in der Verantwortung, dass die Entscheidung zwischen den beiden Rad an Rad ausgetragen und nicht durch einen technischen Defekt beeinflusst wird", betont Wolff. Hamilton, der für seine rigorose Gangart im Zweikampf bekannt ist und sich so im vergangenen Jahr den Titel schnappte, geht die Aufholjagd ähnlich offensiv an wie Rosberg die Verteidigung seiner WM-Führung: "Ich werde jedes Rennen so hart kämpfen wie möglich. Ich werde nicht zurückstecken."

Niki Lauda erinnert der Zweikampf der ungleichen Rivalen an seinen eigenen mit James Hunt in 1976 - als ein kühler Analytiker und Musterprofi auf den Lebemann par excellence traf. "Das war wie Hamilton und Rosberg heute", vergleicht der Österreicher gegenüber der 'Press Association Sport' und beschreibt seinen damaligen Kontrahenten als "geradeheraus, exzentrisch und verrückt".


Fotostrecke: Hamilton vs. Rosberg: Die Crash-Chronologie

Während auch Hamilton bis zu einem Sinneswandel vor einigen Monaten mit seinem Partyleben ab und an über die Stränge schlug - wenn auch nicht im Stile eines Hunt - und den roten Teppich nur selten mied, präsentiert sich Rosberg als bescheidener Familienmensch. Ob er den Titel seinem Ex-Kumpel so gönnt wie Lauda seinem Konkurrenten? "Als er gewonnen hat, habe ich mir gesagt, dass er der einzige wäre, der es verdient", erzählt die Rennlegende. "Mit seinen Höhen, Tiefen und dem Trinken, seiner Art und Weise, die Formel 1 zu leben: Ich war glücklich, dass er es geschafft hatte."