• 02.06.2016 18:35

Sauber reagiert auf "Stallorder-Crash-Affäre" von Monaco

Zwei angriffslustige Formel-1-Piloten, eine klare Stallorder per Funk, ein Crash und große Enttäuschung: Sauber reagiert mit offenen Worten auf das Monaco-Chaos

(Motorsport-Total.com) - Auf der Jagd nach einer minimalen Chance auf einen Punktgewinn im Grand Prix von Monaco 2016 hat Sauber auf eine Stallorder gesetzt. Die Schweizer gaben ihren beiden Piloten per Funk die Ansage, in Kurve eins die Plätze zu tauschen. Die Geduld von Marcus Ericsson reichte jedoch nicht bis zur Sainte Devote, der Schwede griff seinen Kollegen Felipe Nasr schon in der Rascasse-Kurve an und schoss mit einem haarigen Manöver beide Sauber-Fahrzeuge aus dem Rennen.

Titel-Bild zur News: Felipe Nasr, Marcus Ericsson

Seit GP2-Zeiten oft auf Distanz: Felipe Nasr (li.) und Marcus Ericsson (re.) Zoom

In den Tagen nach dem peinlichen Doppelausfall für die Mannschaft aus Hinwil gab es in zahlreichen Sozialen Medien viel Häme für das Team. Immer wieder stellten Fans die Frage: Warum eine Stallorder, wenn die Piloten mit unterlegenem Material ohnehin nur um die Plätze 15 und 16 kämpften? Nun bezieht Sauber klar Stellung. In einem offenen Brief auf der Teamwebseite stellt man die Haltung der Mannschaft dar. Hier die Erklärung im Wortlaut:

"Liebe Fans, in den letzten Tagen wurde viel darüber geschrieben und spekuliert, was beim Grand Prix von Monaco am vergangenen Wochenende passiert ist, und wir - das Sauber-Team - verstehen euren Ärger. Auch für uns war es mehr als enttäuschend, unsere beiden Autos in der Rascasse gestrandet zu sehen. Wir haben uns die vielen Kommentare seitens der Felipe- als auch der Marcus-Fans, sowie die vielen Fragen zur 'Stallorder' zu Herzen genommen. Gerne möchten wir darauf kurz eingehen."

"Was passiert ist, ist nicht akzeptabel. Die Kommentatoren des deutschen TV-Senders 'RTL' formulierten den Vorfall wie folgt: Der Zusammenstoß war Marcus' Fehler, welchen er durch sein riskantes Manöver verursacht hat. Und Felipe trägt die Verantwortung, weil er der Aufforderung des Teams nicht folgte und seinen Teamkollegen nicht überholen ließ."

"Wir alle kennen uns mit Fußball aus, nicht wahr? Richtig, die Formel 1 ist nicht Fußball, allerdings gibt es bei beiden Sportarten gewisse Parallelen. Das einzige, was im Fußball zählt, ist das Resultat für den Verein. Es spielt keine Rolle, wer die Tore schießt: solange das Team gewinnt, gewinnt jeder. Was bedeutet das auf die Formel 1 bezogen? Ganz einfach: Wir gewinnen gemeinsam, wir verlieren gemeinsam."


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"Viele von euch sind der Meinung, dass eine 'Stallorder' für den Sport nicht gut ist, und dass sich Rennfahrer nur auf ihr eigenes Rennen konzentrieren sollten. In den meisten Fällen ist dies auch der richtige Weg, den wir wenn immer möglich verfolgen. Dennoch muss man immer die Gesamtziele des Teams im Blick haben und hinterfragen, was das Beste für das Team ist."

"Einige von euch können nicht nachvollziehen, warum es auf den Positionen 15 und 16 überhaupt zu einer 'Stallorder' kommen kann. Jede gewonnene Position ist wichtig, denn je mehr Plätze wir gutmachen, desto näher sind wir an den Punkten. Auch wenn wir keine Punkte erzielen, kann ein besseres Abschneiden in einem Rennen bedeuten, dass wir unsere Position in der Konstrukteurs-WM behalten (oder, umgekehrt, auch einen Platz verlieren)."


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"Wir haben alle Benzin im Blut, aber die Gesamtziele des Teams stehen immer im Vordergrund. Erinnert ihr euch an die Zeiten, als die Teams auf geheime Codes zurückgreifen mussten, um eine 'Stallorder' anzuordnen? Die Fans hatten damals keine Ahnung, was sich auf der Strecke abspielt. Heutzutage ist uns die offene Kommunikation doch um einiges lieber."

"Nachdem die Reaktionen auf diesen Vorfall teilweise sehr emotional waren, ist es wichtig sich daran zu erinnern, dass Rennfahrer ohne Team ihr Talent nicht unter Beweis stellen können. Ebenso wenig können Teams ohne Rennfahrer an den Rennen teilnehmen. Unterstützt 'euren' Fahrer, aber bitte mit Respekt. Schließlich sind wir alle Formel-1-Fans."

Marcus ericsson Felipe Nasr

Diese Reihenfolge wollte man erzeugen: Marcus Ericsson vor Felipe Nasr Zoom

"Wir haben analysiert, was passiert ist. Wir haben den Vorfall mit Marcus und Felipe besprochen. Und wir sind uns alle einig, dass sich solch ein Zwischenfall nicht wiederholen darf. Jeder in Hinwil sowie die Fahrer - wir alle konzentrieren uns nun auf das nächste Rennen in Montreal. Wir freuen uns, bald wieder Rennen zu fahren. Als Team."

"Wir möchten uns bei allen bedanken, die unser Team und unsere Fahrer unterstützen. Wir teilen eure Leidenschaft, und wir schätzen euer Engagement und eure Hingabe! Ein besonderer Dank geht an jeden einzelnen im Team, die vielen Kolleginnen und Kollegen, die auch in diesen schwierigen Zeiten Tag für Tag ihr Bestes geben. Unser gemeinsamer Traum ist das, was uns auf Trab hält."

"Ganz im Sinne der Teamfunk-Fachsprache beenden wir diese Mitteilung: Copy?"