• 14.11.2015 18:04

  • von Dominik Sharaf

Formel 1 Brasilien 2015: Nico Rosberg auf Pole-Position

Der Deutsche foppt in Sao Paulo Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton nach Hochspannungs-Duell knapp - Sebastian Vettel abgeschlagenr Dritter

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg scheint zurück zu alter Qualifying-Stärke gefunden zu haben. Der Mercedes-Pilot sicherte sich am Samstagnachmittag die Pole-Position für den Brasilien-Grand-Prix in Sao Paulo knapp vor Stallrivale Lewis Hamilton (das gesamte Ergebnis!). Für den Deutschen ist es das fünfte Mal in Serie, dass er ein Rennen von Startplatz eins aus in Angriff nehmen wird. Seine Runde in 1:11.282 Minuten bedeutete zudem eine neue Bestzeit für das gesamte Wochenende (die Formel-1-Saison live verfolgen).

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg sicherte sich in Interlagos die fünfte Pole-Position in Folge Zoom

Sowohl auf der Medium-Mischung als auch auf dem circa eine Sekunde schnelleren Soft-Pneu ließ Mercedes in keinem der drei Abschnitte Zweifel an seiner Überlegenheit aufkommen und leistete es sich in Q1 sogar, den zweiten Versuch auszulassen (das Qualifying in der Chronologie). "Perfekt. Besser hätte es nicht laufen können", kommentiert Niki Lauda die erste Startreihe für die beiden Silberpfeile und sieht Rosberg derzeit intern im Vorteil: "Nico ist im Moment noch etwas besser aufgestellt, aber die beiden liegen eng beisammen."

Wie knapp die Angelegenheit war, zeigte der Rückstand Hamiltons von nur 0,078 Sekunden. Nach dem harten Kampf um die Bestzeit pustete Rosberg durch: "In Q2 hatte ich Rückstand, da lief es nicht nach Plan. In Q3 hat aber alles gepasst. Die letzte Runde war echt am Limit. Da hatte ich ein paar Schlenker drin, aber es ist gutgegangen", sagt er. Logisch, dass der Wiesbadener den Rennsieg als Ziel ausgibt und den zweiten Rang in der Gesamtwertung der Fahrer festigen will: "Ich bin hier, um zu gewinnen."

Hamilton räumt ein, dass der Teamkollege am Samstag schlicht der Bessere war. "Die Balance des Autos war gut. Unter dem Strich habe ich es wohl im ersten Sektor verloren", kommentiert er Q3, in dem er sich seinen ersten Versuch durch einen Verbremser ruinierte. Er steckt die Niederlage nach erfolgreicher Titelverteidigung aber locker weg: "Meine Hauptaufgabe in diesem Jahr habe ich bereits erledigt."

Das "Abo" auf den dritten Rang löste Sebastian Vettel ein, der in seinem Ferrari 0,522 Sekunden Rückstand auf Rosberg zu verzeichnen hatte. "Ich glaube, mehr war nicht drin. Ich dachte zunächst, dass es doch ein bisschen enger werden könnte", gibt sich der Heppenheimer geschlagen, streicht jedoch Fortschritte bei der Scuderia, die zuletzt in den Qualifyings kaum zulegen konnte, heraus. "Trotzdem haben wir uns steigern im Vergleich zu Freitag steigern können", vergleicht Vettel den SF15-T.

Dass er sich noch in Q2 zwischen Hamilton und Rosberg hatte schieben können und nur knapp drei Zehntelsekunden hinter dem besseren der beiden Silberpfeile zurück war, führt Vettel mehr auf einen nicht am Limit gefahrenen Mercedes und kleine Patzer eines Landsmannes zurück als auf die Performance seines roten Renners: "Ich hatte die Hoffnung, habe aber auch gesehen, dass Nico auf seiner Runde ein paar Fehler drin hatte", hakt Vettel die Sache ab, darf am Sonntag aber auf die Longrun-Pace hoffen.

Rang vier ging an Valtteri Bottas im Williams (+0,803), der damit die Ferrari-Reihe zwei sprengte und seinen neuen Lieblingsgegner Kimi Räikkönen (+0,862) auf die fünfte Position verwies. Jedoch wird der jüngere der beiden Finnen noch um drei Startplätze strafversetzt, weil er im Freien Training unter Gelb überholte - ergo beginnt er den Grand Prix als Siebter (zur Startaufstellung!). "Das Auto wurde immer besser, ich habe alles herausgeholt. Das ist immer ein gutes Gefühl", sagt Bottas.

Nico Hülkenberg (+0,983) war starker Sechster und freut sich darüber, dass sein Force-India-Team über Nacht Schwachstellen des Boliden ausmerzte: "Es ist nicht die Pole, aber es ist das Beste, was drin war. Die Autos vor uns sind stärker als wir", rechnet der Emmericher mit einem Ende der Fahnenstange. Die Top 10 komplettierten Daniil Kwjat (Red Bull/+1,040), Felipe Massa im Williams auf Rang acht (+1,133) vor Daniel Ricciardo (Red Bull/+1.135) sowie Max Verstappen (Toro Rosso/+1,457).

Das Teamresultat bei Red Bull war eine Überraschung, schließlich war Ricciardo mit dem neuen Renault-Verbrennungsmotor im Heck in allen Trainings um mindestens zwei Zehntelsekunden schneller als der mit konventionellem Material ausgestattete Kwjat. Der Australier muss wegen des Tauschs zehn Plätze zurück in der Startaufstellung und dürfte mit dem Überholen trotz Update Probleme haben.

Am Ende des zweiten Qualifying-Abschnitts war für Felipe Nasr (Sauber), Carlos Sainz (Toro Rosso), Sergio Perez (Force India), Marcus Ericsson (Sauber) sowie Lotus-Pilot Romain Grosjean Schluss. Der Franzose, der sich einen Abflug leistete, hatte Bremsprobleme zu beklagen und funkte: "Was ist mit der Bremse los? Vorne tut sich nichts mehr!". Bereits zuvor hatten Teamkollege Pastor Maldonado, Jenson Button (McLaren), Alexander Rossi und Will Stevens (beide Manor-Marussia) sowie Fernando Alonso die Segel streichen müssen.


Fotos: Großer Preis von Brasilien, Samstag


Auch wenn er nur für zwei Runden auf der Strecke war, sorgte der Spanier für das Bild des Tages. "Ich habe keine Leistung mehr", meldete er seinem Team nach nur eineinhalb Runden auf der Strecke. Der Kommandostand forderte sofort auf: "Halte an, stelle den Wagen ab!". Gesagt, getan. Nicht das erste Mal, dass die Technik am Auto des Ex-Champions an diesem Wochenende streikte: Alonso packte sich hinter Leitplanke einen Campingstuhl und setzte sich demonstrativ genussvoll in die Sonne.

Später saß ihm und Button der Schalk weiter im Nacken, schließlich enterten die gebeutelten McLaren-Piloten das Siegerpodest und ließen sich feiern wie Rennsieger. "Ich habe nicht genug Sonne abbekommen, aber das Wetter war schön. Ich dachte: Eine halbe Stunde Sonnenbad, dann geht's mir gleich besser!", ulkt Alonso vor den TV-Kameras.

Übrigens: Für Nasr könnte das erste Heim- noch ein Nachspiel haben: In Kurve 11 stand der Lokalmatador am Ende des ersten Durchgangs Massa mit langsamer Fahrt im Wege. Der Paulista musste mit seinem Williams sogar in die Wiese ausweichen. Die Rennleitung dürfte dem Sauber-Piloten dafür noch eine Strafversetzung aufbrummen. Eine Untersuchung der Szene wurde sofort angekündigt.