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  • 05.09.2015 15:07

  • von Dominik Sharaf

Formel 1 Italien 2015: Lewis Hamilton in Monza vor Ferrari-Duo

Lewis Hamilton startet in das Formel-1-Rennen in Monza von der Pole-Position - Ferrari-Piloten in Lauerstellung - Nico Rosberg mit altem Motor nur Vierter

(Motorsport-Total.com) - Die Ergebnislisten des Italien-Grand-Prix in Monza kennen weiter nur einen Namen auf Platz eins: Lewis Hamilton. Nach drei Trainingsbestzeiten holte sich der Weltmeister am Samstagnachmittag dank einer Runde in 1:23.397 Minuten auch die Pole-Position für das Rennen (das komplette Resultat im Überblick). Der Brite hätte die Szenerie deutlicher dominieren können, knüpfte im dritten Abschnitt des Qualifyings aber nicht an seine überragende Bestzeit im zweiten Teil an, die nochmals rund zwei Zehntelsekunden schneller war.

Hamilton zeigt sich nach der 49. Pole-Position seiner Karriere, der elften in der laufenden Saison und der siebten in Serie (noch mehr Informationen und Statistiken gibt es in der Datenbank!), rundum glücklich mit seinem Abschneiden: "Das Auto fühlt sich richtig gut an. Ingenieure und Mechaniker haben einen fantastischen Job gemacht", lobt er die Mercedes-Crew und erwähnt das Plus, das der Experimentalantrieb bringt. Perfektionist Hamilton bemängelt mit Blick auf Q3 und Ferrari: "Meine Runde in Spa war besser. Sie sind dicht dran. Schön zu sehen, dass es ein guter Kampf war."

Gelackmeierter des Qualifyings war Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg. Der Deutsche war nicht mehr mit dem Experimentalantrieb der Silberpfeile für die Saison 2016 unterwegs, weil eben jenes Aggregat am Vormittag seinen Dienst versagt hatte. Rosberg rüstete straffrei auf das Triebwerk des Belgien-Grand-Prix zurück, doch die Version ist sechs Rennen alt und nicht mit den Verbesserungen ausgestattet, von denen Hamilton profitierte. Am Ende war mehr als Platz vier (+0,306 Sekunden) nicht drin.

Klar, dass sich Rosberg über seinen schlechtesten Startplatz seit dem China-Grand-Prix 2014 - damals war er ebenfalls Vierter - ärgerte. Er spricht den gebrauchten V6-Hybrid an: "Das ist auf einer Strecke wie Monza, die die absolute Motorenstrecke ist, schon eine große Bestrafung", so Rosberg.

Der frisch gebackene Vater weiter: "Details kenne ich nicht, aber natürlich war das eine große Beeinträchtigung. Es fehlen sieben Hundertstelsekunden auf Platz zwei. Die waren locker drin und auf Lewis fehlt auch nicht so viel." Er habe "im Grunde eine gute Runde erwischt" und könne "schon zufrieden sein", findet Rosberg und hofft auf eine gute Strategie für das Rennen.

Denn die Profiteuere der Situation waren beim Monza-Heimspiel die Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen (2., +0,234 Sekunden) und Sebastian Vettel (3., +0,288 Sekunden). Mit einem frischen Triebwerk im Heck und einer Leistungssteigerung im Vergleich zu den Trainingssessions schoben sich die Tifosi-Helden vor Rosberg. "Wir sind ein wenig überrascht", wundert sich der Finne. "Wir haben ein gutes Wochenende erwartet, wussten aber, dass die Strecke nicht zu unseren stärksten gehört. Am Ende hat sich das Auto im Qualifying als sehr gut herausgestellt. Es war das beste Qualifying als Team."

Vettel zeigt sich mit dem Ergebnis nicht restlos zufrieden: "Natürlich wäre ich gerne ein bisschen schneller gewesen, weil ich die Zeit des zweiten Qualifyings nicht wiederholen konnte, aber das Auto hat im Vergleich zu Freitag einen Schritt nach vorne gemacht", erklärt der Heppenheimer, der bei seinem ersten Italien-Einsatz in Rot auf Händen getragen wird. "Die Unterstützung ist unglaublich und für uns Fahrer etwas komplett anderes. Dass die Jungs vorne schwierig zu schlagen sein werden, ist klar."

Der fünfte Rang ging an Felipe Massa im Williams (+0,543) vor seinem Teamkollegen Valtteri Bottas (+0,730), Sergio Perez im Force India (+1,229), Romain Grosjean im Lotus (+1,657), Nico Hülkenberg im Force India (+1,920) und Marcus Ericsson im Sauber (+2,817). Der Deutsche rollte im Top-10-Shootout nach seinem ersten Versuch am Anfang der Boxengasse aus, weil sein Team ihm zu wenig Sprit in den Tank gefüllt hatte. "Das hat uns natürlich Q3 komplett versaut", flucht Hülkenberg.

Die Misere des Le-Mans-Siegers setzte sich fort, als er von seinen Mechanikern zurück zur Box geschoben wurde und die Jagd auf die Startplätze beinahe hätte fortsetzen können: "Am Ende bin ich auch noch im Gang steckengeblieben, den haben wir nicht mehr rausbekommen und sind zum letzten Versuch nicht mehr rechtzeitig rausgekommen", ärgert sich ein angefressener Hülkenberg. "Das ist sehr ärgerlich, denn ich bin jetzt Neunter und es wäre mit Sicherheit eine bessere Position drin gewesen."

Am Ende des zweiten Qualifying-Durchgangs mussten auf den Rängen elf bis 15 aussteigen: Pastor Maldonado (Lotus), Felipe Nasr (Sauber), Carlos Sainz (Toro Rosso) sowie Daniil Kwjat und Daniel Ricciardo (beide Red Bull). Für den genau wie Kwjat wegen Antriebswechseln mit rekordverdächtigen Strafen belegten Australier sind ohnehin Hopfen und Malz verloren (die korrigierte Startaufstellung!). Daran änderte ein Blitz-Motorwechsel seiner Crew nichts: "Es war ein Erfolg, überhaupt eine Runde fahren zu können. Sie haben alle gejubelt, als ich aus der Box bin. Ich war auch ziemlich glücklich, wenn man das ganze Chaos bedenkt."

Am Ende des ersten Durchgangs schieden die fünf langsamsten Fahrer auf den Positionen 16 bis 20 aus: Jenson Button und Fernando Alonso (beide McLaren), Will Stevens und Robert Merhi (beide Manor-Marussia) sowie Max Verstappen (Toro Rosso). Auch die McLaren-Stars werden mit drakonischen Rückversetzungen belegt, was die Hinterbänkler des Ex-Pleite-Rennstalls auf dem Grid nach vorne spült. Verstappen stand nach einem Motorschaden am Vormittag in Q1 lange zur Reparatur an der Box konnte am Ende nur eine Installationsrunde fahren und verlor auf dieser auch noch die komplette Motorabdeckung.