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Wie ein Spitzenteam: Williams feiert bestes Saisonresultat

Valtteri Bottas auf dem Podium, Felipe Massa nach starker Aufholjagd in den Punkten: So gut wie in Montreal war Williams in dieser Formel-1-Saison noch nie

(Motorsport-Total.com) - Neben Mercedes durfte sich beim Grand Prix der Formel 1 von Kanada in Montreal vor allem Williams als Sieger fühlen, denn dem britischen Team gelang auf dem Circuit Gilles Villeneuve das bisher beste Saisonresultat. Valtteri Bottas setzte sich im finnischen Duell gegen Kimi Räikkönen (Ferrari) durch und fuhr als Dritter auf das Podium, Felipe Massa zeigte von Startplatz 15 aus eine starke Aufholjagd und nahm als Sechster acht WM-Punkte aus Kanada mit.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Valtteri Bottas fuhr in Montreal auf das Podium Zoom

Bottas durfte damit zum ersten Mal in dieser Saison Siegerchampagner kosten und genoss diesen Moment. "Der hat wirklich gut geschmeckt", sagt er nach dem Rennen. "Das war für uns als Team ein großartiges Resultat. Wir haben heute das Maximum geholt. Es gab die Möglichkeit, Dritter zu werden, und die habe ich genutzt", freut sich der Finne. Und auch Massa hatte nach dem verpatzten Qualifying, bei dem seine Antriebseinheit Leistung verloren hatte, allen Grund zur Freude: "Ich hatte eine Menge Spaß. Es war ein tolles Rennen mit vielen schönen Überholmanövern."

Mit ihrer starken Fahrt setzten die beiden Williams-Fahrer das um, was Chefingenieur Rob Smedley vor dem Rennen gefordert hatte. "Ich habe dem Team heute am Ende unserer morgendlichen Besprechung gesagt, dass wir wie ein Spitzenteam denken und die Gelegenheit beim Schopfe packen müssen", so der Brite. "Wir sind in dem Glauben ins Rennen gegangen, dass wir aufs Podium fahren und mit Felipe viele Punkte gewinnen können."

Taktik-Duell Bottas vs. Räikkönen

Zunächst sah es aber nicht danach aus, denn während des ersten Stint kam Bottas, nicht an Räikkönen vorbei. Das änderte sich erst nach der ersten Runde der Boxenstopps. In Runde 27 wechselte Räikkönen von superweiche aus weiche Reifen, eine Runde später tat Bottas es ihm gleich. Da sich Räikkönen auf seiner Runde aus der Box aber in der Haarnadelkurve drehte, übernahm Bottas Position drei.

"Das hat uns sicherlich geholfen", sagt Bottas über den Fehler seines Landsmanns. Allerdings sieht er darin aus ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit, nachdem sein erster Stint nicht optimal verlaufen war. "Im ersten Stint war ich nicht weit hinter ihm, habe aber beim Überrunden ein wenig Zeit verloren", sagt Bottas. Das erkläre den Rückstand von knapp fünf Sekunden vor dem Stopp.

Nach Räikkönens Dreher entwickelte sich das Duell mit Bottas zu einer Taktik-Schlacht. Der Ferrari-Pilot kam nach 41 Runden erneut an die Box und wechselte auf superweiche Reifen, was Williams mit Bottas ursprünglich auch vorgehabt hatte. "Wir haben Mitten im Rennen die Strategie geändert und sind von einem Stopp auf zwei gegangen, was ein Risiko war. Aber es hat sich ausgezahlt. Darauf bin ich stolz", freut sich Bottas über den Mut seines Teams.

Massa fährt über 30 Runden auf superweichen Reifen

Am Kommandostand war man sich allerdings nicht von Anfang an sicher, ob man nicht doch auf Räikkönen Stopp reagieren sollte. "Das hat uns nachdenklich gemacht, wir haben kurz darüber diskutiert. Letztendlich sind wir aber dabei geblieben, weil die Reifen zu diesem Zeitpunkt kaum abgebaut haben", erklärt Smedley. "Wir wussten, dass Kimi in den ersten Runden fantastisch aussehen würde, dann aber zurückfallen wird."

So kam es auch. Räikkönen fuhr zwar die schnellste Rennrunde, machte anschließend nur noch wenige Zehntelsekunden pro Runde auf Bottas gut. Bald schon konnte Renningenieur Jonathan Eddolls Bottas beruhigen: "Räikkönen wird uns erst nach Rennende einholen." Im Ziel lag der Williams-Pilot 4,959 Sekunden vor seinem Landsmann.

Bei Massa wählte Williams eine andere Strategie und schickte den Brasilianer von Startplatz 15 aus mit weichen Reifen ins Rennen, mit denen er 38 Runden fuhr, ehe er auf die superweiche Mischung wechselte. Diese überstanden die 32 Runden bis ins Ziel ohne große Probleme, sodass Massa Position sechs einfahren konnte. "Ich bin nur einmal gestoppt und konnte mir die Reifen gut einteilen, vor allem den zweiten Satz Options, auf dem ich über 30 Runden gefahren bin", sagt er. "Mit dem Auto von heute, hätte ich um das Podium kämpfen können", ist sich der Brasilianer sicher.

Eine Schrecksekunde musste Massa nach dem Dreher von Nico Hülkenberg (Force India) überstehend, der bei dem Versuch zu wenden einige Meter entgegen der Fahrtrichtung fuhr. "Das war sehr beängstigend. Ich kam um die Kurve und sah, dass mir ein Auto entgegenkam", so Massa über die Situation. "Es bestand zwar keine Gefahr, dass ich ihn treffen, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass mir ein Auto entgegenkommt." Der harte Zweikampf gegen Sauber-Pilot Marcus Ericsson in Runde neu sei "eng, aber okay" gewesen.

Williams blickt zuversichtlich auf die nächsten Rennen

Einziges Haar in der Williams-Suppe war Bottas' Boxenstopps, der zwei Sekunden zu lange dauerte. "Ich weiß noch nicht, was das Problem war, aber an einem Rad war es langsam", so der Finne. "Glücklicherweise hat und das heute nichts gekostet, aber das werden wir sicherlich analysieren."

Nach einigen schwierigen Rennen hofft Williams nun darauf, dass Kanada wie schon in Vorjahr die Trendwende einleitet. "Das sollte dem ganzen Team Rückenwind geben", sagt Bottas, nachdem Williams zum ersten Mal in dieser Saison an einem Rennwochenende mehr Punkte als Ferrari gewann. "Wir wissen, dass jetzt für uns bessere Grands Prix kommen, auch wegen der geplanten Upgrades.


Fotos: Williams, Großer Preis von Kanada


Auch Massa meint: "Das nächste Rennen wird daher sehr wichtig. Wir werden einige Upgrades haben, die für uns sehr wichtig sein können. Jetzt müssen wir angreifen und zeigen, was wir können. Dann sind noch bessere Ergebnisse als heute möglich." Das gilt insbesondere für das nächste Rennen in Österreich, wo Williams im vergangenen Jahr im Qualifying auf die Plätze eins und zwei gefahren war.