• 07.09.2013 12:03

  • von Roman Wittemeier

Abschlusstraining: Die Konkurrenz rückt etwas näher

Sebastian Vettel (Red Bull) holt auch im dritten Freien Training die Bestzeit: Ferrari und Mercedes näher dran - Probleme bei Nico Rosberg (Mercedes)

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel hat seine Favoritenstellung am Grand-Prix-Wochenende in Monza einmal mehr untermauert. Der Heppenheimer fuhr am Samstagmorgen im Abschlusstraining in seinem Red Bull RB9 in 1:24.360 Minuten zur souveränen Bestzeit. Der Weltmeister hatte zwar nicht mehr solch großen Vorsprung wie am Freitag, aber dennoch blieben Fernando Alonso (Ferrari), Mark Webber (Red Bull) und Lewis Hamilton (Mercedes) mit einigem Abstand hinter ihm.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel war auch im Abschlusstraining nicht zu packen Zoom

Nachdem die Teams am Freitag bei sonnigen Bedingungen sehr viele Runden mit Fokus auf die Rennabstimmung absolviert hatten, stand im dritten Freien Training die Vorbereitung auf das Qualifying im Zentrum der Arbeit. In den ersten 45 Minuten fuhren alle auf den harten Reifen kürzere Versuche. Bei vielen Piloten ging es unter anderem darum, zu sehen, ob man den ersten Qualifikationsabschnitt auf den Prime-Reifen angehen kann.

Auf den harten Reifen war Vettel wieder einmal in einer eigenen Liga unterwegs. Wie schon am Freitag lag der Vorsprung des Heppenheimers auf die gesamte Konkurrenz bei etwa sechs Zehntelsekunden. Erst im Schlussspurt aller Piloten in der letzten Viertelstunde relativierte sich das Bild etwas. Vettel konnte in seiner ersten Runde auf weicheren Medium-Reifen nicht erheblich nachlegen, rollte zur Abkühlung der Pneus einen Umlauf langsamer um den Kurs und setzte dann seine Attacke: 1:24.360 Minuten auf einem Reifensatz, der bereits einen Hitzezyklus hinter sich hatte.

Qualifying könnte enger werden

Bei der Konkurrenz lief es in Relation besser. Fernando Alonso (2./Ferrari/+ 0,283 Sekunden) konnte seine persönliche Bestmarke mit den weichen Pneus erheblich verbessern, auch bei Red-Bull-Pilot Mark Webber (3./+ 0,317) und Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton (4./+ 0,352) war der Gewinn durch das Aufschnallen der Option-Reifen größer. Leider konnte Nico Rosberg nicht ausprobieren, was in seinem Mercedes auf frischen Medium-Reifen steckt. Der Deutsche war mit einem technischen Defekt an die Box gefesselt.

Kimi Räikkönen

Enttäuschend: Bei Lotus ging am Samstagmorgen herzlich wenig Zoom

"Ein Problem im Hydraulikkreislauf. Wir bauen das Auto auseinander, müssen das vor dem Qualifying reparieren", berichtet Mercedes-Teamchef Ross Brawn. Rosberg konnte im Abschlusstraining gerade einmal fünf Runden drehen und wurde als Letzter in der Zeitenliste gewertet. Der Gesichtsausdruck des Deutschen war entsprechend genervt. Etwas fröhlicher ging es hingegen in den Boxen von McLaren und Toro Rosso zu.

Sergio Perez (5./+ 0,504) und Jenson Button (78./+ 0,743) konnten noch einmal darlegen, dass McLaren ein Schritt in die richtige Richtung gelungen ist. "Wir sind mit den Option-Reifen auf die Strecke gegangen. Da gab es ja ein paar Änderungen. Wir haben geschaut, ob Balance-Anpassungen nötig sind, die man zum Beispiel durch die Flügeleinstellungen anpassen kann", erklärt Teamchef Martin Whitmarsh das Testprogramm des Samstagmorgens.

McLaren und Toro Rosso stark

Die beiden Piloten in den MP4-28 waren vorne dabei, aber dennoch nicht gänzlich zufrieden. Zu Beginn des Trainings klagten beide über Blasenbildung auf den Reifen. "Es ist ziemlich ungewöhnlich", sagt Whitmarsh. "Wir haben zu Beginn der Session ziemlich hart gepusht und die Strecke hatte noch nicht viel Haftung. Das könnte der Grund sein." Im weiteren Verlauf des Trainings war diese Blasenbildung kein Thema mehr. Dafür rückte das optimale Anwärmen der Pneus in den Vordergrund.

"Es ist schwierig, die passende Temperatur in die Reifen zu bekommen", erklärt Mercedes-Teamchef Ross Brawn. Immer wieder wurden viele Piloten von ihren Renningenieuren zum konsequenten Aufheizen der Vorderreifen aufgefordert. Auf der Strecke in Monza mit ihren langen Geraden und vergleichsweise wenigen Kurven verlieren die Pneus während der Fahrt immer wieder an Temperatur, die aber in den Bremszonen und in den schnellen Kurven dringend für viel Grip gebraucht wird - ein Dilemma.


Fotos: Großer Preis von Italien


Ein perfektes Anwärmen seiner Pneus vor dem letzten Versuch bekam der künftige Vettel-Teamkollege Daniel Ricciardo (Toro Rosso) hin. Der Australier (mit 340 km/h schnellster Pilot am Blitzer) schoss sich mit weichen Pneus am Ende der Session in 1:24.865 Minuten sensationell auf Platz sechs nach vorn. Ebenfalls überraschend weit vorn: Williams-Pilot Pastor Maldonado (9./+ 0,756). Enttäuschend waren hingegen die Trainingsleistungen von Lotus und Force India.

Lotus mit Sorgen, Force India auch

Kimi Räikkönen (10./ +0,760) und Romain Grosjean (14./+ 1,139) waren mit ihren Autos überhaupt nicht zufrieden. "Auto geht in der letzten Kurve überhaupt nicht", klagte der Finne im Funk. "Mit den weichen Reifen null Grip", meckerte sein Teamkollege. Lotus wird am Monza-Wochenende wohl wieder auf das gute Renntempo setzen müssen - für das Qualifying sieht es jedenfalls nicht allzu gut aus. Auch im Lager von Force India muss man wohl kleine Brötchen backen.

Jenson Button

McLaren feiert 50. Geburtstag des Teams: Endlich der Aufschwung? Zoom

Adrian Sutil (16./+ 1,342) kämpfte mit seinem Fahrzeug und hatte vor allem in den Bremszonen mit mangelnder Stabilität seine liebe Mühe. Der Deutsche legte zwischenzeitlich einen Dreher auf die Bahn. "Alles okay", funkte er und fuhr weiter. Das hätte sein Teamkollege Paul di Resta (17./+ 1,760) auch gern getan, aber der Schitte versenkte seinen Wagen zur Mitte der Session in den Reifenstapeln der Parabolica-Kurve. Das Heck war ihm beim Einlenken wild herumgekommen.

Vorsichtige Hoffnungen auf einen Einzug in die Top-10 dürfen sich die Sauber-Piloten machen. Nico Hülkenberg und Esteban Gutierrez lagen auf den Rängen zwölf und 13 solide im Mittelfeld. Der Rückstand auf die vorderen Plätze betrug gerade einmal zwei Zehntelsekunden. Zwischen den Plätzen fünf und elf ging es sehr knapp zu. "Sebastian sieht recht schnell aus", sagt Mercedes-Teamchef Brawn über den bisherigen Dominator des Wochenendes. "Am Nachmittag werden wir mal sehen, was passiert."