Antrieb: Ferrari setzt auf Zuverlässigkeit

Ferrari hat in den Bereichen Motor, KERS und Elektronik vor allem an der Zuverlässigkeit gearbeitet - Neue ECU-Hardware im F138

(Motorsport-Total.com) - Die Aerodynamik ist der größte Performance-Faktor in der modernen Formel 1. Unter dem Kleid steckt in den Boliden immer noch viel Technik. Die Motorenentwicklung ist zwar eingefroren, aber im Detail gehen die Entwicklungen voran. Auch das Energierückgewinnungs-System KERS wird weiterentwickelt. Im Vordergrund steht die Zuverlässigkeit. Fernando Alonso blieb im Vorjahr bei keinem Rennen mit technischem Defekt liegen. Das ermöglichte dem Spanier das Titelrennen bis zum Finale offenzuhalten. Auch beim neuen Ferrari F138 wurde an den Komponenten unter der Haube weiterentwickelt, wenn auch nur in Details.

Titel-Bild zur News: Ferrari V8-Motor

In diesem Jahr wird der Ferrari zum letzten Mal von einem V8-Saugmotor angetrieben Zoom

Bei der Scuderia ist Luca Marmorini für die Motor- und die Elektronikabteilungen zuständig. Obwohl die Entwicklung der Triebwerke eingefroren ist, versucht man in eingeschränktem Rahmen doch Vorteile zu gewinnen. "Wir dürfen beim Motor keine großen Veränderungen vornehmen, um mehr Performance herauszuholen. Deshalb haben wir hauptsächlich an der Zuverlässigkeit gearbeitet. Die Analysen der eingesetzten Motoren von 2012 brachten uns diesbezüglich Verbesserungen. Gleichzeitig wurden auch Kosten gespart", berichtet Marmorini über seine Abteilungen.

"Der Einbau des Motors wurde beim F138 auch verändert, speziell die Verbindungen zwischen dem Motor, dem Chassis und dem Getriebe. Deshalb ist der Motor besser ins Gesamtkonzept des Autos integriert." An den mechanischen Bauteilen darf nichts verändert werden. Dafür ist die Bedeutung der Schmierstoffe in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Ferrari arbeitet in enger Partnerschaft mit Shell zusammen. An den Strecken gibt es sogar ein kleines Analyselabor. "Bei der Performance konzentrierten wir uns auf die Entwicklung beim Kraftstoff", hält Marmorini fest.

"Gemeinsam mit unserem Partner Shell haben wir versucht den Verschleiß des Motors zu verringern. Unser Ziel ist es, unseren Fahrern beim dritten Rennen mehr Performance zu bieten. Im Laufe der Saison müssen wir mehrmals einen Motor an einem dritten Rennwochenende einsetzen." Pro Saison und Auto dürfen maximal acht Triebwerke eingesetzt werden. Beim KERS wurde ebenfalls am Gewicht und der Haltbarkeit gearbeitet. Pro Runde dürfen maximal 300 Kilojoule abgegeben werden. Das entspricht rund 80 PS.


Fotos: Präsentation des Ferrari F138


"Beim KERS gibt es keine große Evolution. Wir sind immer noch überzeugt, dass unser System von 2009 immer noch die beste Lösung ist. Es ist ein kompaktes System und ist unter dem Tank verbaut. Wir haben das Gewicht und die Größe des Systems verringert. Dadurch haben wir auch die Effizienz des Systems verbessert. Das war gute Arbeit für die Regeln ab 2014. Dann muss das System viel mehr leisten, weshalb die Batterien länger halten müssen", blickt Marmorini mit einem Auge auf die Zukunft.

Neue Elektronik-Hardware mit Blick auf die Zukunft

Die Zukunft ist nicht mehr fern, denn schon in den Boliden für 2013 wird ein Bauteil verbaut sein, das auch im Innenleben der neuen Formel-1-Generation ab 2014 zu finden sein wird. McLaren-Elektronik-Systems (MES) hat eine neue ECU mit Blick auf 2014 entwickelt. Diese Hardware ist schon ab diesem Jahr für alle Teams vorgeschrieben und somit auch im F138 verbaut. "Bei den Regeln gibt es keine Veränderungen, aber auch an der Elektronik haben wir viel gearbeitet."

"Hauptsächlich wollten wir das Elektroniksystem im Auto leichter machen", erläutert Marmorini. "Um das zu schaffen, mussten wir spezielle Lösungen entwickeln. Man darf nicht vergessen, dass wir in diesem Jahr eine neue ECU einsetzen. Sie ist die Basis für das System ab 2014. Ein neues Elektroniksystem bedeutet auch neue Software, die von den Ingenieuren getestet werden muss. Man muss diese Tools auch neu programmieren. Unsere Elektronikabteilung hatte über den Winter viel Arbeit."

Die Teams stellen sich bereits für 2014 auf, wenn die großen Regeländerungen kommen. Auch der Traditionsrennstall Ferrari bereitet sich auf die Zukunft vor. Marmorinis-Abteilungen sind davon betroffen, denn es kommen komplett neue Antriebsregeln. "Die Herausforderungen für 2014 sind sehr interessant. Ferrari hat auch großes Interesse daran, diese Technik zu entwickeln."

"Wir glauben auch, dass man viele dieser Regeln auch auf GT-Autos übertragen kann. Es muss viel gearbeitet werden. Man baut nicht nur einen neuen Motor oder Kompressor, sondern es wird ein komplett neues System sein. Man muss anders denken und anders entwickeln. Man braucht neue Tools für die Tests. Deshalb stocken wir unsere Technik und unser Personal auf. Jetzt sind wir soweit, dass wir diesen Prozess abgeschlossen haben, damit das Auto im nächsten Jahr bereit ist."