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Ricciardo: Wie die Fahrer die Sicherheit beeinflussen

Daniel Ricciardo gibt Einblicke, seit wann die Fahrer genug Gehör finden, warum Pedro de la Rosa und Sebastian Vettel so wichtig sind und was er von Cockpit-Kuppeln hält

(Motorsport-Total.com) - Die tödlichen Unfälle von Dan Wheldon und Marco Simoncelli, die den Motorsport diesen Monat überschatteten, lösten eine Sicherheits-Debatte aus. Ein zutiefst menschliches Verhalten, denn meist werden erst Konsequenzen gezogen, wenn etwas passiert. Ähnlich war es in der Formel 1 im Jahr 1994 nach dem Horror-Wochenende in Imola, als Ayrton Senna und Roland Ratzenberger ihr Leben ließen.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Ricciardo macht sich viele Gedanken über die Sicherheit der Formel 1

Doch während Formel-1-Legende Jackie Stewart nun fordert, dass den Piloten wieder mehr Gehör geschenkt wird, zeichnet HRT-Rookie Daniel Ricciardo ein anderes Bild. "Vor allem in diesem Jahr gab es bei den GPDA-Sitzungen und bei den Fahrerbesprechungen viele Gespräche über die Verbesserung der Sicherheit", gibt der Australier Einblicke.

Auslöser war ein Unfall, der die Königsklasse vor drei Jahren überschattete: Felipe Massa wurde 2009 in Ungarn von einer von Rubens Barrichellos Brawn-Boliden stammenden Stahlfeder am Helm getroffen und dadurch schwer verletzt. "Massas Unfall hat das Bewusstsein deutlich geschärft", stellt Ricciardo klar.

Sicherheit seit Massa-Crash großes Thema

Die Trendwende passierte laut dem 22-Jährigen aber erst in diesem Jahr: "Soweit ich weiß, haben die Vorschläge der GPDA ursprünglich nicht das erwünschte Gehör gefunden, aber in den letzten sechs Monaten, seit ich selbst teilnehme, hat sich das geändert. Immer mehr Fahrer nehmen an den Sicherheits-Besprechungen abseits der Renn-Wochenenden teil, die alle paar Monate stattfinden."

Er vermutet, dass den Fahrern bewusst geworden ist, "dass sie nicht ausreichend wahrgenommen werden." Die Wortführer der Piloten sind laut Ricciardo mit Barrichello und dem derzeit nur als Testfahrer agierenden Pedro de la Rosa zwei absolute Routiniers. "Pedro hat in der GPDA immer noch viel zu sagen, er ist einer der Arrivierten und hat viel Einfluss", stellt er vor allem dem Spanier ein gutes Zeugnis aus. "Außerdem sind Vettel und Massa an Bord. Seb ist jünger, auch sein Beitrag kann hilfreich sein."


Fotos: Großer Preis von Indien


Ricciardo erachtet die Idee, dass sich ein Ex-Pilot als permanenter Sicherheits-Beauftafter der Fahrer um diese Belange kümmert, durchaus für sinnvoll. "Es könnte aber auch ausreichen, so wie es derzeit läuft", sagt er. "Wenn wir alle unsere Stimme erheben, dann können wir etwas beeinflussen." Kritik äußert er aber an Piloten, die nicht Mitglieder der Fahrervereinigung GPDA sind: "Es ist schade, dass manche Fahrer nicht Teil der GPDA sind - 90 Prozent sind glaube ich dabei, aber es gibt zwei oder drei, die nicht teilnehmen. Es wäre hilfreich, wenn wir alle dabei sind."

Ricciardo könnte mit Cockpit-Kuppeln leben

Das heißeste GPDA-Thema sind derzeit die Cockpit-Kuppeln. Bei vielen Fans und Puristen ungeliebt, findet Ricciardo, dass man sich über geschlossene Cockpits Gedanken machen sollte: "Obwohl die letzten Zwischenfälle in anderen Kategorien und anderen Motorsport-Disziplinen passiert sind, ist es immer noch Motorsport und wir sollten uns das alle anschauen."

Auch innerhalb der GPDA gibt es geteilte Meinungen: "Das Schließen des Monocoques sorgt für einen kleinen Kampf und es sieht - alle Fahrer werden glaube ich zustimmen - nicht optimal aus. Das sind dann keine wahren Monoposto-Rennen mehr." Der HRT-Fahrer weiß aber auch, dass "alle Fahrer durch die schweren Unfälle ziemlich betroffen waren."

"Auch wenn dann die Autos nicht mehr so hübsch sind, wäre ich bereit, in Richtung der Sicherheit zu gehen." Daniel Ricciardo

Er selbst würde den Kompromiss zugunsten der Sicherheit eingehen: "Auch wenn dann die Autos nicht mehr so hübsch sind, aber wenn es potenzielle Katastrophen verhindert, dann wäre ich bereit, in Richtung der Sicherheit zu gehen. In den letzten zehn Jahren oder so ist in der Formel 1 viel weitergegangen. Sie ist viel sicherer geworden, aber Unfälle passieren immer noch. Man denkt darüber nicht wirklich nach, wenn man fährt, aber wenn etwas passiert, dann sollte man die Augen öffnen."