• 10.07.2010 22:33

  • von Dieter Rencken

De la Rosa: "Ich bin sehr zufrieden"

Sauber-Fahrer Pedro de la Rosa über seinen neunten Startplatz in Silverstone, das Erfolgsgeheimnis hinter dieser Leistung und seine Wünsche für 2011

(Motorsport-Total.com) - Schon in Valencia wiesen die beiden Sauber-Fahrer darauf hin, dass sie vor allem in Silverstone eine gute Leistung würden erbringen können. Kaum zwei Wochen später setzten Pedro de la Rosa und Kamui Kobayashi diese Ankündigung auch in die Tat um: Während Kobayashi sich den zwölften Startplatz sicherte, erreichte de la Rosa sogar die Top 10 und klassierte sich dabei noch vor Michael Schumacher. In seiner Medienrunde spricht der Spanier über dieses positive Trainingsergebnis.

Titel-Bild zur News: Pedro de la Rosa

Pedro de la Rosa möchte von seinem neunten Startplatz profitieren und punkten

Frage: "Pedro, bist du zufrieden mit diesem Ergebnis? Kommt der neunte Rang etwas überraschend für dich?"
Pedro de la Rosa: "Ich bin natürlich sehr zufrieden. Wir hatten nach Valencia damit gerechnet, dass es hier etwas besser für uns laufen könnte. Dass es aber so weit nach vorne gehen würde, hatten wir nicht erwartet. Vor allem nicht nach dem ersten Trainingstag. Seither haben wir viele Veränderungen am Auto vorgenommen. Seit dem dritten Freien Training läuft alles besser."#w1#

"Das Auto war in schnellen Kurven schon immer recht gut. Das ist natürlich eine Hilfe. Wir waren aber schon in Valencia einen Tick konkurrenzfähiger als sonst, denn dort hatten wir den neuen Diffusor am Start. Hier haben wir einen neuen Frontflügel dabei. Auch Kleinvieh macht Mist. Manche Teams haben gewisse Probleme mit ihrem abgasangeströmten Diffusor. Daraus können wir Kapital schlagen."

"Es liegt aber nicht nur an den Reifen, du musst auch am Auto arbeiten." Pedro de la Rosa

Frage: "In Istanbul schienst du Probleme mit den weichen Reifen zu haben. Ist dieses Thema nun erledigt oder hast du weiterhin damit zu kämpfen?"
De la Rosa: "In Istanbul war ich auf der härteren Mischung von Anfang an bei der Musik dabei, doch sobald ich die weiche Variante aufziehen ließ, ging nichts mehr voran. Ich konnte nicht schneller fahren. Es liegt aber nicht nur an den Reifen, du musst auch am Auto arbeiten."

"Im Zweifelsfall muss dir der harte Pneu vollkommen egal sein. Dann solltest du dich eben vorrangig mit den weichen Reifen beschäftigen. Genau darum haben wir uns seither gekümmert. So haben wir zum Beispiel die Gewichtsverteilung verändert, um uns speziell dieser Baustelle zu widmen. Es geht schließlich nur um die Geschwindigkeit im Zeittraining, denn im Rennen musst du einfach nur deine Reifen schonen."

Frage: "Du würdest dieses Reifenthema also nicht als dein persönliches Problem ansehen?"
De la Rosa: "Ich denke, dabei ging es eher um die Balance. Es stimmt allerdings: Bis Silverstone hatte ich keine wirklich tollen Qualifikationen, sonst würde ich ja nicht manchmal von Rang 16 aus ins Rennen gehen. Ich bin aber sehr zufrieden, denn ich fahre recht gut."

"Man darf keine Fehler machen. Das hört sich sehr einfach an, doch das ist es freilich nicht." Pedro de la Rosa

Frage: "Was ist in Silverstone der Schlüssel zum Erfolg?"
De la Rosa: "Man darf keine Fehler machen. Das hört sich sehr einfach an, doch das ist es freilich nicht. Ich möchte gut starten und mich aus allen Scharmützeln heraushalten, damit ich mich anschließend um meine Reifen kümmern kann."

"Ich gehe auf der weichen Mischung ins Rennen und werde in die Box kommen, sobald Graining auftritt. Das heißt: Reifenwechsel und ab dafür. Das sollte funktionieren. Ansonsten sitzen wir alle im gleichen Boot."

Das Sauber-Team nimmt Kurs auf Punkte

Frage: "Sowohl du als auch dein Teamkollege waren in der Qualifikation sehr gut unterwegs. Könnt ihr beide am Sonntag die Punkteränge ins Visier nehmen?"
De la Rosa: "Unsere Geschwindigkeit ist recht ordentlich, daher sollten wir durchaus Punkte anpeilen können."

"Es ist ja nicht so, dass wir von irgendwelchen Wetterkapriolen profitiert hätten. Wir waren schneller unterwegs als manche Jungs, die zum einen normalerweise besser sind, und zum anderen in sehr konkurrenzfähigen Teams am Start sind. Eigentlich ist es unglaublich: Wir kämpfen auf Augenhöhe mit diesen Leuten."

"Theoretisch müsste Budapest ziemlich schwierig für uns werden." Pedro de la Rosa

Frage: "Dein Auto kommt speziell auf Kursen mit schnellen Kurven zurecht. Was erwartest du dir vor diesem Hintergrund von den Rennen in Hockenheim und Budapest?"
De la Rosa: "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht (lacht; Anm, d. Red.). Aber rein theoretisch müsste Budapest ziemlich schwierig für uns werden. Was in Hockenheim passiert, werden wir sehen. Dort könnte es aber etwas besser für uns laufen."

Frage: "Und was sagst du in diesem Zusammenhang zu Spa-Francorchamps und Monza?"
De la Rosa: "Spa sollte recht gut für uns sein, doch Monza wird wohl ziemlich schwierig. Dort haben wir es mit wenig Abtrieb und aggressiven Kerbs zu tun. Das wird nicht einfach für uns, wie wir in Kanada gesehen haben."


Fotos: Pedro de la Rosa, Großer Preis von Großbritannien


"In Monza werden wir eine ähnliche Geschwindigkeit an den Tag legen. Wir müssen das Ganze aber Schritt für Schritt angehen. Ich weiß nicht, welche Entwicklungen noch kommen werden. Für Hockenheim werden wir wieder einige Teile erhalten - unter anderem für den Diffusor. Warten wir einfach ab."

De la Rosa: Das Alter ist kein Problem

Frage: "Michael Schumacher und du sind 2010 in die Formel 1 zurückgekehrt. Wie würdest du die Altersthematik beschreiben? Welche Rolle spielt das Alter im Motorsport?"
De la Rosa: "Jeder ist da anders gestrickt. Ich kann nur für mich selbst sprechen. Ich stehe gut im Training, denn das ist ein Hobby von mir - unabhängig von meinem Beruf."

"Ich war niemals komplett raus aus dem Business." Pedro de la Rosa

"Ich war aber niemals komplett raus aus dem Business, denn über die Jahre war ich doch immer wieder in den Testbetrieb eingebunden. Das war nicht viel, reichte aber aus, um das Gefühl zu erhalten. Aus diesem Grund war es für mich nicht weiter schwierig, ein Comeback hinzulegen. Um wieder voll und ganz an die Spitze deiner Leistungsfähigkeit zu gelangen, brauchst du in erster Linie Konstanz. Diese kann sich nur nach einem Jahr einstellen."

"Im Augenblick befinde ich mich schon auf einem guten Niveau, doch da ist meiner Meinung nach noch einiges drin - wenn ich nur die nötige Konstanz aufbringen könnte. In dieser Rennserie trittst du gegen die Besten der Welt an, da muss einfach alles stimmen. Im ersten Jahr musst du ein Rennen nach dem anderen abspulen, im zweiten Jahr kennst du dich dann schon viel besser aus."

"Jahrelang war ich auf den typischen Teststrecken unterwegs und die kennst du irgendwann wie deine Westentasche. Dann kommst du aber auf einmal an Kurse wie Monaco, wo ich schon seit 2002 nicht mehr angetreten bin. Dort begann ich quasi bei Null. Ich würde also sagen, dass in meinem Fall die Konstanz der Schlüssel zum Erfolg ist."

"Das ist die normale Art und Weise, wie man so etwas handhabt." Pedro de la Rosa

Frage: "Wie würdest du reagieren, wenn dir das gleiche wir Mark Webber widerfahren würde? Man hat ihm den Frontflügel weggenommen und das Teil dann an das Auto von Sebastian Vettel hingeschraubt. Daher meine Frage: Wie wichtig ist es, das Team hinter sich zu wissen?"
De la Rosa: "Wenn nur wenige Teile verfügbar sind, dann ist das eine vollkommen normale Vorgehensweise."

"Das Team gibt das entsprechende Teil in diesem Fall ganz einfach dem Fahrer, der in der WM besser positioniert ist. In meinem Fall wäre das genau gleich: Kamui hat mehr Punkte als ich, also sollte er die neuen Teile zuerst bekommen. Das ist die normale Art und Weise, wie man so etwas handhabt. Das ist ganz einfach und ich sehe das genauso."

Frage: "Würde dich das nicht auf die Palme bringen?"
De la Rosa: "Nein. Mir ist wichtig, dass die Leute mir Vertrauen. Sie sollten dich nicht in Frage stellen und Vertrauen in deine Fahrleistung haben. Wenn das Team hinter dir steht, spielt es keine Rolle, ob dein Teamkollege bei einem Rennen das Upgrade hat und du nicht. Das gehört einfach dazu."

Ist die Gewichtsregel wohldurchdacht?

Frage: "Deine Erfahrung ist sehr umfangreich und du bist auch in der Fahrergewerkschaft (GPDA) engagiert. Wenn man dich nun fragen würde, welche Regel du für 2011 ändern würdest, auf welche fiele deine Wahl und weshalb?"
De la Rosa: "Das ist vielleicht nicht sonderlich wichtig, doch im kommenden Jahr wird das Gewicht des Autos auf 640 Kilogramm erhöht. Das ist aber nicht genug, wenn man bedenkt, dass KERS bereits im Regelwerk verankert ist."

"Ich weiß von Kollegen, die schon jetzt auf Diät sind." Pedro de la Rosa

"Es gibt nämlich schon jetzt einige Teams, die mit zuviel Gewicht unterwegs sind, obwohl es kein KERS gibt. Das beste System wird im kommenden Jahr bei etwa 25 bis 30 Kilogramm liegen. Damit würde man bereits über dem Gewichtslimit liegen. Ich weiß von Kollegen, die schon jetzt auf Diät sind. Wie wollen das die Teams bewerkstelligen? Und die zweite Frage ist: Haut es mit der Finanzierung hin? Ich denke jedenfalls, wir sollten schwerere Fahrer nicht bestrafen."

"Ein schwerer Fahrer hat 2011 vielleicht nicht die Möglichkeit, durch Ballastgewichte an der Balance seines Autos zu arbeiten. 20 Kilogramm sind also überoptimistisch, wenn alleine das KERS schon 25 Kilogramm auf die Waage bringt. Wir brauchen mehr Spielraum. Wir wollen doch Kosten sparen. Macht es da Sinn, die Autos immer leichter zu machen? Ich glaube nicht. Ganz im Gegenteil, wir sollten das Gewicht etwas erhöhen."