"Schraubt und kennt Technik": Grasser erklärt DTM-Phänomen Maximilian Paul

Maximilian Paul sorgte am Nürburgring für eine Sensation, als sich der Ersatzfahrer den DTM-Sieg schnappte - Teamchef Grasser erklärt, was den Youngster auszeichnet

(Motorsport-Total.com) - Er kam, sah und siegte! Maximilian Paul feiert am Sonntag auf dem Nürburgring, in seinem vierten DTM-Rennen überhaupt, den ersten Karriereerfolg. "Max Paul ist unglaublich", jubelt GRT-Teamchef Gottfried Grasser im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Er hat ein unglaubliches Können. Und das Rennen war ein Gedicht. Da hat alles zusammengepasst."

Titel-Bild zur News: Maximilian Paul

Maximilian Paul durfte sich am Nürburgring über seinen ersten DTM-Sieg freuen Zoom

"Für einen jungen Fahrer ist es so schwierig, wenn du in ein neues Team kommst", weiß Grasser, dessen Rennteam seit nunmehr zwölf Jahren auf den Rennstrecken dieser Welt erfolgreich ist. In dieser Zeit arbeitete der Österreicher mit unzähligen Nachwuchstalenten und Werksfahrern zusammen, doch Paul gehört zu den besonderen Piloten.

"Jedes Team hat seine eigene Set-up-Philosophie", erklärt Grasser. "Aber bei ihm hat man schon bei den Trainings gesehen, wie er sich adaptiert und steigert. Er hat ein wahnsinnig gutes Gefühl für so ein Auto." Wenngleich der Lamborghini Huracan GT3 für Paul bestens bekannt ist, war die Leistung auf dem Nürburgring beeindruckend.

Vater & Sohn mit eigenem GT3-Team

"Er weiß auch technisch, was da passiert", verrät Grasser die besondere Stärke des jungen DTM-Piloten. "Das ist selten - dieses akribische Arbeiten und für alles eine Erklärung zu haben." Allerdings kommt dieses Wissen nicht von allein: Vater Tobias Paul war seinerzeit selbst als Rennfahrer aktiv und bereitete seinen Rennwagen gemeinsam mit Freunden in Eigenregie vor. Paul schaute seinem Vater über die Schulter, und packte selbst mit an.

Maximilian Paul

Maximilian Paul fuhr bei typischem Eifelwetter zum Premierensieg Zoom

Der Weg für eine erfolgreiche Motorsport-Karriere war geebnet: Bereits mit vier Jahren saß Paul das erste Mal auf einem Motorrad, später folgten die ersten Kartrennen. Seit 2019 startet der Dresdner im ADAC GT Masters, wo er mehrfach auf dem Podium stand und wichtige GT3-Erfahrungen sammeln konnte.

Auch von Rückschlägen ließ sich die Familie nicht bremsen. Nach der Insolvenz von T3, für die Paul im ADAC GT Masters am Start war, machten Vater und Sohn mit dem eigenen Team Paul Motorsport selbst weiter, um die Karriere des Youngsters voranzutreiben. Das war rückwirkend sogar ein Vorteil. "Er schraubt dort mit, kennt die Technik. Er hat das wirklich von der Pike auf gelernt", weiß GRT-Teamchef Grasser zu schätzen.

Paul "bereitet Auto selbst vor"

Dass Paul als Ersatz für Mick Wishofer in den Grasser-Lamborghini steigt, entschied sich kurzfristig. "Gottfried hat mich vor eineinhalb Wochen angerufen", verrät der 23-Jährige. "Es war sehr spontan, weil der andere Fahrer abgesprungen ist. Jeder will DTM fahren, und jetzt bin ich hier." Seine DTM-Premiere absolvierte Paul allerdings schon vor zwei Jahren, als Gaststarter auf dem Red Bull Ring, damals im Lamborghini von T3 Motorsport.

Auch dort sorgte der gebürtige Dresdner mit den Positionen elf und 13 für Aufsehen. T3-Teamchef Jens Feucht verriet damals bei 'Raceweek der Motorsport Podcast': "Was niemand weiß: Max bereitet sein Auto sogar selber vor, egal ob das Getriebe getauscht oder der Motor ausgebaut werden muss." Der junge Rennfahrer setzt sich an den Rennwochenenden also nicht einfach ins Auto, sondern arbeitet auch zwischen den Rennen an seinem Erfolg.

Maximilian Paul

In der Saison 2021 war Maximilian Paul beim DTM-Rennen in Spielberg am Start Zoom

"Er macht sein Set-up in der Werkstatt vorher selbst, und das macht er mit einer Akribie", sagte der T3-Teamchef. "Er vermisst es lieber dreimal, damit er weiß, dass das Auto genau so ist, wie er es gerne hätte." Dadurch hätte er ein besseres Verständnis als jeder andere Rennfahrer, meint Feucht.

"Er kann sofort dem Ingenieur sagen: Wir müssen das und das machen", war der T3-Teamchef von den Qualitäten seines jungen Fahrers überzeugt. "Das muss ihm also nicht der Ingenieur sagen, sondern er kann sagen, was gerade am Auto fehlt oder verändert werden muss. Das macht ihn sehr komplett."

"Für sein Alter außergewöhnlich"

Auch Grasser weiß, wie reif Paul für sein Alter bereits ist. "Es gab im Qualifying eine Situation, da hat er das Auto ein bisschen verloren, kam in den Dreck", berichtet der Teamchef gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Da haben wir versucht, für ihn wieder einen guten Spot zu finden. Und seine Aussage war: 'Leute, ich habe es verbockt. Und ich werde es schon wieder managen.' Für einen Nachwuchsmann in seinem Alter ist er schon außergewöhnlich."

Maximilian Paul

Gottfried Grasser und Maximilian Paul bilden ein schlagkräftiges Duo Zoom

Hinzu kamen die schwierigen Voraussetzungen, denn Paul holte seinen ersten DTM-Sieg auf regennasser Piste. "Bei diesen Bedingungen war das extrem stark", so Grasser. "Im Regen geht es immer auch um die Fahrerqualität. Die hat er mehr als bewiesen. Unser Job ist es, ihm ein einigermaßen gutes Auto zu bieten. Den Rest hat er gemacht."