• 21.10.2008 13:56

  • von Britta Weddige

Schneiders emotionale letzte Runden

Bernd Schneider vor seiner Abschiedsvorstellung in Hockenheim: "Mister DTM" weiß, dass die letzten Runden seiner Karriere nicht einfach werden

(Motorsport-Total.com) - Eines weiß Bernd Schneider jetzt schon: "Das Saisonfinale in Hockenheim wird richtig emotional", sagte der Mercedes-Pilot heute, nachdem er seinen Rücktritt bekanntgegeben hatte. Nach seinem dann 227. DTM-Rennen mit Mercedes wird der Rekordchampion seinen Rennhelm an den Nagel hängen. Seine Abschiedsvorstellung will er angehen wie alle Rennen zuvor auch - schon allein, um im Cockpit nicht allzu sentimental zu werden.

Titel-Bild zur News: Bernd Schneider

Bernd Schneider weiß, dass ihn ein sehr emotionales Wochenende erwartet

"Ich hoffe ganz ehrlich, dass ich mir bis ins Ziel einen Zweikampf liefern muss, denn dann bin ich beschäftigt und muss nicht in den letzten Runden darüber nachdenken, dass ich meine Karriere beende", so Schneider. "Und ich weiß, dass ich darüber nachdenken werde. 30 Jahre Rennsport werden in diesen letzten Runden an mir vorbeiziehen. So viele Erinnerungen - das wird wirklich extrem emotional. Ich muss mich auch von vielen Menschen verabschieden, die ich dann nicht mehr so oft sehen werde."#w1#

Es endet nur ein Lebensabschnitt

Allerdings, so betont Schneider, sei es ja nicht das Ende seines Lebens, sondern nur der eines Lebensabschnitts. Für die Zukunft hat er viele Pläne, beruflich und privat. Als Mercedes-AMG Markenbotschafter wird er eng mit AMG zusammenarbeiten, Autos entwickeln, testen und diese auch weltweit präsentieren. Und privat steht gleich zwei Wochen nach dem Saisonfinale in Hockenheim der Umzug von Monaco, wo er 20 Jahre lang gelebt hat, in die Schweiz an. "Ich beginne also einen ganz neuen Abschnitt in meinem Leben. Und es ist gut, dass ich direkt so viel vorhabe, denn dann wird mein Abschied vielleicht leichter", so Schneider.

"30 Jahre Rennsport werden in diesen letzten Runden an mir vorbeiziehen." Bernd Schneider

In seinem letzten Rennen will er noch einmal erfolgreich sein: "Klar ist, dass ich wie in jedem Rennen zuvor ein Ziel habe: Ich will es gewinnen", erklärte er. Und dass sein junger Teamkollege Paul Di Resta gleichzeitig den DTM-Titel fix machen will, ist für Schneider dabei kein Hindernis: "Wenn Paul Zweiter wird und Timo Scheider Dritter, wäre Paul auch Meister." Er und seine HWA-Kollegen Jamie Green und Bruno Spengler würden jedenfalls alles geben, um das Auto so gut für das Finale vorzubereiten, dass Di Resta den Titel holen kann, versprach der Rekordmeister.

Das Alter ist kein Problem

Mit 44 Jahren wird Schneider nun in Rente gehen - allerdings wäre er immer noch fit genug, um doch noch weiterzumachen: "Ich habe in den letzten Jahren nie gespürt, dass ich älter geworden bin, ich bin körperlich immer noch den Anforderungen im Rennsport gewachsen", erklärte er. Und was für die Physis gilt, gilt auch für die Psyche. Nach 30 Jahren im Rennsport macht es ihm immer noch so viel Spaß wie am ersten Tag. Die Lust ist ihm nie vergangen: "Ja, das ist wirklich so - ich gehe mit viel Motivation in jedes Rennwochenende, es ist mein Leben und es macht mir riesigen Spaß." Und dass er es auf der Strecke inzwischen oft mit Gegnern zu tun hat, die 20 Jahre jünger sind als er, ist für ihn auch kein Problem: "Mir ist egal, gegen wen ich fahre, ich will immer gewinnen."

"Ich bin Rennfahrer, das Rennfahren ist mein Leben, ganz klar." Bernd Schneider

Das Benzin in Schneiders Blut kocht also noch richtig. Und deshalb schließt er auch ein Comeback im Rennwagen nicht kategorisch aus: "Ich bin Rennfahrer, das Rennfahren ist mein Leben, ganz klar." Es könne deshalb gut sein, dass er zum Spaß irgendwann wieder ein 24-Stunden-Rennen oder ähnliches mitfahre. In eine Serie ganz einsteigen wolle er aber nicht mehr: "Zudem habe ich als AMG-Botschafter ja auch viel zu tun. Und ich habe auch in dieser Rolle die Chance, immer wieder tolle Autos zu fahren. Was will man mehr?"

Doch unter seiner Rolle als Botschafter versteht Schneider noch mehr: "Ich möchte mich auch einsetzen gegen Alkohol am Steuer. Denn Alkohol trinken und Auto fahren, das passt einfach nicht zusammen. Und ich bin gegen Raserei auf Landstraßen. Ich will an die Autofahrer appellieren, im Straßenverkehr vernünftig zu fahren. Wer mit seinem Auto richtig Gas geben will, der soll dies in einem Fahrsicherheitszentrum oder auf Rennstrecken wie der Nordschleife tun, die für solche Zwecke zur Verfügung stehen."

Viele tolle und ein schwarzer Moment

So wird das neue Leben von "Mister DTM" aussehen - aber natürlich darf ein Rückblick auf sein altes Leben zum Abschied nicht fehlen. Nach seiner Zeit im Formelsport und zwei wie er sagt "katastrophalen" Jahren in der Formel 1 stieg Schneider um und kam 1992 in die DTM. Dort wurde er zum Superstar und holte insgesamt fünf Titel - als einziger Pilot in der "alten" und der "neuen" DTM. Er habe "Gott sei Dank so viele tolle Momente in der DTM erlebt", dass er nicht sagen kann, welcher denn nun der schönste war, so Schneider.

Aber an den schwärzesten Moment erinnert er sich noch genau: "Das war 1997, als Alfa und Opel ausgestiegen sind und klar war, dass das das Ende der DTM bedeutet. Wir hatten soviel erreicht und es war eine so tolle Zeit und plötzlich war das alles vorbei", blickte Schneider zurück. "Ich wusste damals ja noch nicht, dass danach eine klasse Zeit in der FIA-GT beginnt." Da holte er gleich 1997 den Titel. Und was er damals auch noch nicht wissen konnte war, dass die DTM 2000 wieder belebt wird - und er sich dabei zum Denkmal machen würde.

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