• 27.07.2008 20:20

  • von Stefanie Szlapka & Britta Weddige

Schneider: Alles riskiert und alles gewonnen

Routinier Bernd Schneider hat in den wechselnden Bedingungen auf dem Nürburgring auf die richtigen Reifen gesetzt und seinen 43. Sieg geholt

(Motorsport-Total.com) - Über ein Jahr musste Rekordmeister Bernd Schneider darauf warten, wieder ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Zuletzt war er 2007 in Brands Hatch siegreich - jetzt triumphierte er im turbulenten Rennen auf dem Nürburgring. Der Routinier hat im Eifel-Reifenpoker alles riskiert und alles gewonnen. Er blieb auf seinen Trockenreifen und war damit erfolgreich, auch wenn sein Team und seine Fans bis in die letzte Runde zittern mussten. Doch so bescherte sich Schneider mit seinem 43. DTM-Sieg das perfekte Geschenk zu seinem 44. Geburtstag, den er vergangene Woche hatte.

Titel-Bild zur News: Bernd Schneider

Bernd Schneider hat auf Slicks gesetzt und war damit erfolgreich

Ein bisschen hatte er schon damit gerechnet, dass am Nürburgring ein gutes Ergebnis möglich ist, räumte Schneider gegenüber 'Motorsport-Total.com' ein: "Ich muss sagen, dass mein Auto heute sehr, sehr gut war - heute Mittag im Warm Up schon und da hatte ich mir natürlich schon einiges erhofft. Klar wusste ich, dass es nicht einfach ist, von Platz sechs nach vorne zu kommen. Aber ich habe mir ehrlich gesagt hier mehr Hoffnungen gemacht als auf anderen Rennstrecken, weil man durch hartes Attackieren die anderen in einen Fehler treiben kann. Vor allem wenn man ein gutes Auto hat. Und ich war eigentlich recht zuversichtlich."#w1#

Auf die richtige Strategie gesetzt

Die Wetterumstände seien ihm natürlich entgegen gekommen, so Schneider weiter. Und der Mut von Mercedes, trotz einsetzenden Regens auf Trockenreifen zu bleiben - anders als die Konkurrenz von Audi, die alle Piloten auf Regenreifen auf die Startaufstellung schickte. "Wir haben wirklich die richtige Strategie gewählt, auf Slicks zu bleiben", erklärte der Rekordmeister und schob lachend hinterher: "Aber das hätte auch in die Hose gehen können."

"Das hätte auch in die Hose gehen können." Bernd Schneider

Zunächst hatte er jedoch so seine Zweifel, ob die Strategie aufgehen kann. "Als wir losgefahren sind, habe ich zuerst ganz ehrlich gedacht, dass es die falsche Entscheidung ist, auf Slicks loszufahren", gab Schneider zu. "Es war nicht rutschig, aber es hat angefangen zu regnen und wenn man die dunklen Wolken gesehen hat, hat man gedacht: Wenn es anfängt, dann schüttet es und tröpfelt nicht nur so ein bisschen daher. Aber das hat es ja dann doch ziemlich lange gemacht. Also es war unglaublich, dass das nicht schneller gekommen ist und mehr geregnet hat."

Und so wurde Schneider schnell davon überzeugt, dass sein Team richtig gepokert hatte: "Denn ich habe mir dann schon gedacht, dass das Wetter vier oder fünf Runden hält. Und dann bist du natürlich mit den Regenreifen verloren. Ich glaube, dass Mattias Ekström deshalb auch direkt reingefahren ist. Das war mit Sicherheit die bessere Entscheidung." Schneider selbst hat kurzfristig überlegt, "es umgekehrt" zu machen: "Hätte es angefangen mehr zu regnen, dann wäre ich direkt reingefahren und hätte auf Regenreifen gewechselt. Denn es war einfach reine Glückssache."

Spannung in den letzten Runden

Doch Schneider behielt seine Slicks - und musste in der Schlussphase des Rennens wieder pokern. Im letzten Renndrittel regnete es immer mehr. Der Rekordchampion entschied, durchzufahren. Immer mehr Piloten steuerten die Box an und holten sich Regenreifen, da der Kurs immer nasser wurde. Darunter auch Paul di Resta und Timo Scheider, die danach mühelos an ihren rutschenden Kollegen mit den Slicks vorbeizogen.

"Die letzten drei Runden waren extremst rutschig." Bernd Schneider

Doch an Schneider kam keiner vorbei. Sein Team erkundigte sich über Funk mit immer mehr Besorgnis, ob er denn mit den Slicks noch weiter fahren könnte und puschte ihn in den letzten Runden richtiggehend dem Ziel entgegen. Schneider hatte viel riskiert - und es hatte sich gelohnt. Er vergeudete keine Zeit bei einem dritten Stopp und konnte seinen Vorsprung trotz der Slicks ins Ziel retten.

"Zum Schluss war es ziemlich rutschig", berichtete er. "Die letzten drei Runden waren extremst rutschig. Mein Auto war aber immer ganz gut, vor allem das Bremsen ging mit den Slicks ganz gut und von daher war es doch noch kontrollierbar. Es ging gerade so noch zum Fahren. Es war zwar sehr rutschig, aber es war noch fahrbar."