• 11.06.2013 15:25

  • von Dominik Sharaf

Aufrecht ärgert Strafenkritik: "Sollen sie doch überholen"

Der ITR-Chef kann nicht nachvollziehen, dass Fahrer wegen der Regularien auf die Barrikaden gehen und stellt klar, dass es keine Änderungen geben wird

(Motorsport-Total.com) - Nicht sicher, unfair, willkürlich und eine Einladung, überholt zu werden: Die DTM-Piloten lassen kein gutes Haar an der 2013 eingeführten Laptime-Penalty und der neuen Regel, dass in einem Sektor mit gelben Flaggen eine halbe Sekunde langsamer gefahren muss als im Umlauf zuvor. Dass die ungeliebten Bestimmungen so schnell wieder abgeschafft werden, wie sie eingeführt wurden, scheint vom Tisch. "Es ist einfach umzusetzen", kontert Hans Werner Aufrecht im Gespräch mit 'SPEEDWEEK.com'.

Titel-Bild zur News: Hans Werner Aufrecht

Hans Werner Aufrecht geht mit den Piloten ehrlich und hart ins Gericht Zoom

Der Chef des DTM-Dachverbandes ITR glaubt, dass gezieltes Verlangsamen machbar ist. "Das können die mir nicht erzählen", sagt er und sieht es als Akt des gesunden Menschenverstandes, nicht das Gaspedal durchzudrücken, wenn wenige Meter entfernt Streckenposten arbeiten. "Wer da volle Kanne vorbeifährt, ist rücksichtslos. Denen müssen wir beibringen, dass Rücksichtslosigkeit im Leben bestraft wird. Im normalen Leben gibt es eine Ohrfeige, bei uns eine Sekundenstrafe", macht Aufrecht klar.

Eben diese Sanktion hat jedoch ebenfalls wenig Freunde im Paddock gefunden. Allen voran deshalb, weil ein Übeltätet mit dem Absitzen respektive Abfahren seiner Strafe auch alle Piloten hinter sich aufhält. "Wir haben die Möglichkeit geschaffen, zu überholen. Dann sollen sie einfach überholen", fordert Aufrecht, vom DRS Gebrauch zu machen. Einzig: Das funktioniert nur auf der Geraden. Wer den Verstand nicht gerade im Tankrüssel gelassen hat, wird an anderer Stelle vom Gas gehen.

Der ITR-Boss streicht heraus, dass die Laptime-Penalty auch Vorzüge gebracht hätte. Weil sich genauer und abgestufter eingreifen lässt, würden keine Rennen mehr durch Durchfahrtsstrafen komplett zerstört. Es sei denn, das Vergehen rechtfertige es. "Ich glaube nicht, dass Gary Paffett in Brands Hatch glücklicher gewesen wäre, wenn er eine Durchfahrtsstrafe erhalten hätte", lässt Aufrecht den dauernörgelnden Briten wissen. Er wird sich damit anfreunden müssen, denn Änderungen sind nicht in Sicht.


Fotos: Hinter den Kulissen: die DTM-Rennleitung


Nach Sitzungen in Spielberg steht fest: Beide Regeln bleiben, darin waren sich die Mitglieder des ITR-Beirats einig. Das gilt auch für den neuen Zeitplan, der die Vorbereitungszeit am Rennwochenende auf ein einziges, 90-minütiges Freies Training am Samstagvormittag zusammenstreicht. "Was wir nicht wollen, ist, dass alle Autos perfekt an den Start gehen. Wir wollen, dass dem Zufall mehr Tür und Tor geöffnet wird. Wir wollen, dass der Kampf nicht am Laptop passiert, sondern auf der Strecke", so Aufrecht, der alles für spannende Rennsonntag tun will. Auch, damit die DTM durch Zuschauerzuspruch kosteneffizient bleibt.