Rennstrafen: Inkonstanz bringt Teams auf die Palme

Die Regelhüter der DTM hatten auf dem Red-Bull-Ring einiges zu tun, doch viele Verantwortlichen fühlten sich dann ob der Inkonstanz der Strafen betrogen

(Motorsport-Total.com) - Es war das Thema des Wochenendes: Die Strafenwut der Rennkommissare - und manchmal auch die fehlende. Schon im Training fing es damit an, dass viele Fahrer vor die Rennleitung zitiert wurden, weil sie in einer Gelbphase zu schnell unterwegs waren. Doch nur drei von ihnen wurden auch bestraft: Mike Rockenfeller, Jamie Green und Andy Priaulx. Doch wer glaubte, dass das schon das Ende war, der sah sich getäuscht.

Titel-Bild zur News: Martin Tomczyk

Martin Tomczyk wünscht sich eine klare Linie in den Entscheidungen Zoom

Im Rennen sollten die Vorfälle noch auf die Spitze getrieben werden. Egal ob Paffett gegen Tomczyk, Tomczyk gegen Merhi oder der doppelte Mortara gegen Wittmann. Einig wurde man sich in den seltensten Fällen - und nicht einmal die Rennleitung schien sich über ihr Strafmaß einig. Mal wurden Strafen ausgesprochen, mal nicht. Dabei wünschen sich die Fahrer eigentlich nur eines: Konstanz.

"Ich habe nicht alle Vorfälle gesehen, aber es ist ganz klar: Wenn man in der DTM fährt, braucht man klare Linien, die auch dementsprechend geahndet und kontrolliert werden", kommentiert Martin Tomczyk gegenüber 'Motorsport-Total.com' die Situation. Der Deutsche wurde wieder einmal von Roberto Merhi umgedreht. Immerhin bekam der Spanier von der Rennleitung dafür auch die Quittung.

Tomczyk: "Der Ball liegt bei der Rennleitung"

Doch auch dem BMW-Piloten ist die fehlende Konstanz bei den Entscheidungen aufgefallen: "Momentan scheint es da Nachholbedarf zu geben. Ich bin mir aber sicher, dass die Leute, die das zu entscheiden haben, gewillt sind, das recht schnell auf eine Linie zu bringen", glaubt Tomczyk. "Letztendlich sind wir als Fahrer diejenigen, die das Auto bewegen - und diejenigen, die die Entscheidungen treffen, sind definitiv nicht wir. Da ist wiederum der Ball bei der Rennleitung und bei den Stewards."

Im Übrigen war Merhi natürlich anderer Meinung: "Im Rennen hatte ich einige spannende Zweikämpfe. Einer davon war das Duell gegen Martin Tomczyk. Aus meiner Sicht war es eine unglückliche Situation, für die ich eine 10-Sekunden-Strafe erhalten habe. Aber ich glaube, dass wenn man sich die Szene in der Wiederholung genauer anschaut, man durchaus geteilter Meinung sein kann", so der Mercedes-Pilot.


Fotos: DTM in Spielberg, Sonntag


Eine andere Geschichte war der Fall zwischen Edoardo Mortara und Marco Wittmann. Zunächst hatte Mortara den BMW-Piloten am Start außerhalb der Strecke überholt, und musste ihn wieder vorbeilassen - zum Unmut von Mortara: "Im vergangenen Jahr hat Martin (Tomczyk; Anm. d. Red.) genau an derselben Stelle so überholt, aber wurde dafür nicht bestraft. Das verstehe ich nicht." Auf die Spitze getrieben wurde es dafür später, als Mortara zum Überholen ansetzte, Wittmann aber unsanft die Tür zuschmiss, was beim Italiener einen Reifenschaden zur Folge hatte - und damit das Ende aller Punkteträume. Eine Bestrafung für Wittmann gab es in diesem Fall aber nicht.

Reuter: "Die Rennleitung sollte konsequent sein"

"Dass dieser Vorfall nicht untersucht wurde, kann ich nicht verstehen. Danach war das Rennen für Edo gelaufen", schüttelt Rosberg-Teamchef Arno Zensen den Kopf, während Motorsportchef Wolfgang Ullrich ihm beipflichtet: "Mit einigen Entscheidungen der Rennleitung sind wir alles andere als einverstanden." Experte Manuel Reuter will das Manöver nicht unbedingt verurteilen, glaubt aber, dass sich die Rennleitung mit den vorherigen Entscheidungen in Zugzwang gesetzt hat. "Das war an der Grenze, was möglich ist. Für ein anderes Manöver hat die Rennleitung eine Strafe ausgeteilt. Wenn man Strafen ausspricht für solche Dinge, sollte die Rennleitung konsequent sein und das dann auch durchziehen."

Dafür hatten die Stewards aber andere Fahrer im Visier: Gary Paffett zum Beispiel. Auch der Brite fühlt sich ungerecht behandelt. "Ich hatte einen sehr guten Start, wurde dann aber in Kurve 3 nach draußen gedrückt und verlor zwei Positionen. Wenn man bedenkt, wie einige andere Fahrer mit mir umgegangen sind, bin ich überrascht, dass ich später bestraft wurde." Dabei hätte ihn nicht einmal Martin Tomczyk, sein Gegner bei dieser Szene, für diesen Zwischenfall bestraft.

Gary Paffett

Nicht einmal Gary Paffetts Gegner versteht die Strafe für den Briten Zoom

"Tomczyk hat im Interview gesagt, für ihn war das Manöver okay", urteilt Reuter über die Szene und legt sich fest: "Die Strafe ist absolut unberechtigt. Es war ein ganz sauberes Manöver von Gary. Er fährt auf der besseren Linie innen rein. Es gibt keine Berührung." Dem pflichtet Mercedes' DTM-Manager Wolfgang Schattling natürlich bei: "Das können wir nicht nachvollziehen. Das ist für uns unverständlich. Da müssen wir uns das Ganze auch wirklich noch einmal anschauen, aber so können wir professionell kein Rennen leiten, tut mir leid." Scheint, als ob das letzte Wort zu diesem Thema noch nicht gewechselt ist...