• 18.09.2011 15:32

  • von Roman Wittemeier

Oschersleben: Ekström als Sieger, Tomczyk als Gewinner

Mattias Ekström gewinnt das DTM-Rennen im Regen von Oschersleben vor Martin Tomczyk und Edoardo Mortara - Bitterer Ausfall für Bruno Spengler

(Motorsport-Total.com) - Die DTM ist an Spannung und Action derzeit nicht zu überbieten. Im Regen von Oschersleben nahm der Titelkampf, der am Samstag im Qualifying für Martin Tomczyk noch einen herben Rückschlag bereithielt, eine neue Wendung. Der Phoenix-Pilot fuhr beim souveränen Sieg seines Markenkollegen Mattias Ekström als Zweiter über die Linie und setzte sich in der Gesamtwertung weiter ab. Bruno Spengler musste eine bittere Pille schlucken: erster Ausfall des Jahres.

Titel-Bild zur News: Mattias Ekström

Mattias Ekström fuhr in Oschersleben zu einem souveränen Sieg

Vor dem Rennen in der Magdeburger Börde galten die Gedanken zunächst dem verstorbenen Christian Bakkerud. Der frühere TME-Audi-Pilot war Anfang der Woche an den Folgen einer Verkehrsunfalls in Großbritannien verstorben. Der 26-Jährige war 2009 in der DTM gefahren. Viele Piloten und Wegbegleiter nahmen die Nachricht vom Tod des Dänen geschockt auf. Man gedachte ihm mit einer Schweigeminute rund 15 Minuten vor dem Start ins Rennen.

Anschließend wandte man sich dem Tagesgeschäft zu. Und dieses hielt einiges parat. Der Regen in Oschersleben hatte seit dem späten Vormittag nur noch ganz seltene Pausen eingelegt, somit war die Strecke beim Start ins Rennen nass. "Regen habe ich mir gewünscht. Mehr Risiko zwar, aber für mich eine bessere Chance", sagte Martin Tomczyk kämpferisch. Die große Frage war, wer bei diesen schwierigen Bedingungen das beste Setup aus dem Hut zaubern konnte. Zuerst sah es nach Mercedes aus, aber nicht lange.

Beim Start (nach zwei Einführungsrunden) kam Sensations-Polemann Miguel Molina hervorragend weg. Doch der Spanier konnte seine Führung nur bis in die erste Ecke behaupten. Im engen Linksknick rutschte der Audi-Pilot zu weit geradeaus, Spengler schlüpfte durch die Lücke und konnte vorne davonziehen. Nach einem guten Start zog Mattias Ekström gut mit, dahinter rappelte es gewaltig. Molina zwang Timo Scheider in einen Dreher, auch Gary Paffett, Maro Engel, Jamie Green und David Coulthard landeten kurz neben der Strecke.

Die großen Profiteure hießen Christian Vietoris und Gary Paffett (beide Mercedes), die aus der letzten Reihe gestartet waren, und auch Martin Tomczyk durfte sich freuen: Der Rosenheimer kam sensationell schon als Sechster aus der ersten Runde zurück. Vorne eröffnete Ekström die Jagd auf Spengler, der nach einigen Umläufen das Tempo nicht mehr ganz mitgehen konnte, dahinter klagte ein anfangs gut aufgelegter Ralf Schumacher über ein "leichtes Heck".

Bei Mercedes hatte man offenbar einen falschen Reifendruck gewählt. Während die Audis immer mehr zulegen konnten, stagnierten die Rundenzeiten der C-Klassen aus Stuttgart. Während sich Oliver Jarvis mit einem Ausritt aus der Spitzengruppe verabschiedete, machten Tomczyk und Mortara mächtig Druck auf Schumacher. Vorne hatte sich Ekström mit großen Schritten ans Heck des Spengler-Autos herangearbeitet.

In Runde acht die Vorentscheidung im Kampf um den Rennsieg. Ekström schnappte sich den bis dorthin führenden Spengler in Kurve drei, wehrte einen Konter ab und zog anschließend einsame Runden an der Spitze. Schumacher machte wenig später unter dem Druck der beiden schnellen Audis hinter sich einen Fehler. Er drehte sich, stellte sein Auto anschließend quer in die Schikane, bekam einige Treffer und schied schließlich aus.

Bruno Spengler

Pech in Oschersleben: Bruno Spengler musste mit Technikdefekt aufgeben Zoom

Bei kühlen Temperaturen und Nässe entkleideten sich unterdessen die Audis reihenweise. Zuerst verabschiedete sich die Haube am A4 von Filipe Albuquerque, dann folgte das gleiche Schauspiel an den Autos von Jarvis und Tomczyk. Der Meisterschaftsführende hatte anschließend nicht mehr das gleiche Tempo wie zuvor. Die schnellsten Männer waren zu jenem Zeitpunkt Mortara und Scheider. Doch der zweimalige Champion hatte viel Pech.

Die Temperaturen der Kühlung gingen nach und nach immer höher - vermutlich ein Folgeschaden der Kollsion aus der ersten Runde - und Scheider musste die Box ansteuern. Dort versuchte man zwar den Kühler noch einmal etwas zu öffnen, aber der Defekt war zu stark: das Aus für den Abt-Piloten, für den im Regen von Oschersleben viel mehr möglich gewesen wäre.


Fotos: DTM in Oschersleben


Die ersten Stopps machten schnell unterschiedliche Taktiken deutlich. Bei Mercedes wurde Gary Paffett früh hereingerufen, bei Audi spielte Mike Rockenfeller das Regenreifen-Versuchskaninchen. Es wurde klar, dass frische Pneus nicht das richtige Mittel sein konnten, also blieben viele Konkurrenten extrem lange auf ihrem ersten Satz. Bruno Spengler fuhr bis zur 28. Runde - anschließend hatte der Kanadier nicht mehr viel Spaß.

Nur zwei Runden nach seinem Boxenhalt knallte der Mercedes-Titelkandidat hart über die Randsteine der schnellen Schikane. Dabei brach offenbar ein Teil der Aufhängung. "Irgendetwas stimmt vorne rechts nicht", funkte Spengler an die Box. Er kam sofort noch einmal zum Service, verlor dort beim zweiten Reifenwechsel rund 30 Sekunden und versuchte sich anschließend mit dem angeschlagenen Auto über die Runden zu retten.

Martin Tomczyk

Nach Platz zwei hat Martin Tomczyk nun beste Aussichten auf den DTM-Titel Zoom

Doch der Versuch schlug fehl: Nach 43 Runden musste Spengler seine C-Klasse enttäuscht an der Box abstellen. "Es ist traurig, aber nicht das Ende", sagt er nach dem Pech. "Jetzt gibt es nur noch volle Attacke!" Ekström fuhr souverän seinen zweiten Saisonsieg mit dem rekordverdächtigen Vorsprung von 42,167 Sekunden ins Ziel, dahinter feierte Martin Tomczyk Rang zwei wie einen Sieg. Edoardo Mortara, der phasenweise sogar vor Tomczyk gefahren war, komplettierte nach Brands Hatch schon zum zweiten Mal ein reines Audi-Podium.

Mit einer klugen Strategie und schnellen Zeiten konnte sich Gary Paffett nach seinem Start von der allerletzten Position als Vierter viele Punkte gutschreiben lassen, dahinter sammelte ein starker Christian Vietoris (Mercedes) als Fünfter erste DTM-Zähler. Rockenfeller, Engel und Polemann Molina komplettierten die Top 8. Bei nun neun Punkten Vorsprung in der Gesamtwertung könnte Tomczyk den DTM-Sack schon beim vorletzten Rennen in Valencia zu machen.