• 12.07.2007 10:41

  • von Robert Doornbos

Doornbos: "Lebendiges" und "cooles" Toronto

In seiner aktuellen Kolumne berichtet Robert Doornbos von der Kollision mit Bourdais und dem unterhaltsamen Wochenende in Toronto

Liebe 'Motorsport-Total.com' Leser,

Titel-Bild zur News: Robert Doornbos

In Toronto schauten am Ende keine Punkte für die Meisterschaft heraus

ich bin gerade wieder aus Toronto nach Hause nach Monaco gekommen, davor musste ich noch einen kurzen PR-Stopp in Amsterdam einlegen. Langweilig ist mir sicher nicht!

Ich bin wirklich froh, dass das Toronto-Wochenende vorbei ist, nicht weil es keine gute Stadt oder Strecke ist. Im Gegenteil, die Stadt ist so lebendig und wirklich cool und der Kurs macht als Stadtkurs in einem ChampCar wirklich Spaß! Es war nur eben einfach nicht unser Wochenende und wir hatten zum ersten Mal Probleme im gesamten Team, auf diesem welligen Kurs die richtige Balance für das Auto zu finden. Das erklärt unser schwaches Ergebnis in der Qualifikation.#w1#

Cooles Wochenende für alle Beteiligten

Robert Doornbos

Zu Gast bei der Jugendshow 'Live' des Musiksenders 'MTV' in Toronto Zoom

Toronto ist klasse, man kann prima einkaufen und es gibt tolle Restaurants und schöne Hotels. Für Touristen ist es eine tolle Stadt und mit dem ChampCar-Rennen und der dazugehörigen Show war es sicher ein großartiges Wochenende für die Fans. Ich habe mein gesamtes Team am Mittwochabend vor dem Rennen zum Abendessen eingeladen und wir hatten eine kleine Feier für den Sieg, den wir in der Woche zuvor in Mont Tremblant gemeinsam errungen hatten. Wir waren mit 30 Mann im Hard-Rock-Cafe - und das garantiert immer jede Menge Spaß!

Am Sonntag hatte ich jede Menge Gäste, Presse und Sponsoren da, die zum einen das Rennwochenende genossen haben, sich zum anderen aber auch sich und die ChampCar-Serie bestmöglich auf den Holland-Grand-Prix vorbereiten wollen, der am ersten Septemberwochenende in Assen stattfindet, also auf dem Kurs, auf dem Valentino Rossi gerade erst in einem packenden Fight das MotoGP-Rennen gewonnen hat.

Doch kommen wir wieder zu unserem Rennen in Toronto: Es war mit Sicherheit ein spektakuläres Rennen, vor allem weil das Wetter wieder extra Spannung reingebracht hat, und ich kann Euch sagen, es ist sicher nicht das Einfachste, ein ChampCar auf einem Stadtkurs im Regen zu fahren. Das haben - inklusive meiner eigenen Wenigkeit gegen Rennende - auch einige andere Fahrer gemerkt!

Von so weit hinten zu starten ist nie gut, vor allem weil es einfach eine Art Gefahrenzone ist, in der viele Fahrer versuchen, um jeden Preis Plätze gutzumachen - Unfälle sind da fast garantiert. Als mein Cosworth-Motor beim Start abstarb und ich beim Neustart von ganz hinten starten musste, hatte ich echt Glück, nicht in den großen Tracy-und-Co.-Crash in Turn 8 involviert zu werden. Als ich 20 Sekunden später dort ankam, sah ich nur noch Karbonstück und Autoteile herumliegen!

Bessere Balance mit vollem Tank

Justin Wilson und Robert Doornbos

Duell mit Justin Wilson im strömenden Regen auf dem schwierigen Stadtkurs Zoom

Aber nach zehn Minuten hinter dem Safety-Car ging es wieder los, und erstaunlicherweise war das Setup meines Wagens mit vollem Tank etwas besser, so dass ich einige Autos überholen konnte und mit einem passenden Tempo unterwegs war, um dazu auch noch Sprit zu sparen. Dadurch kam ich an weiteren Fahrern bei den Boxenstopps vorbei, als diese reinkommen mussten, um aufzutanken und neue Reifen zu holen. Ich dachte mir nur: Hoffentlich habe ich genügend Sprit gespart, um eine Runde mehr zu fahren und sie so zu überholen, wenn ich nach meinem Stopp vor ihnen wieder auf die Strecke komme!

Zur Rennhälfte begann es dann zu regnen und der Regen wurde immer stärker. Plötzlich lag ich in Führung, nachdem ich länger auf den Slicks geblieben war. Leider zahlte es sich nicht aus, denn jetzt begann es richtig zu regnen und ich musste an die Box kommen und fiel wieder zurück auf Platz sechs. Mein Ziel für dieses Rennen war, so viele Punkte wie möglich zu holen, denn wenn das Auto nicht schnell genug ist, um zu gewinnen, dann muss man immer auf das bestmögliche Ergebnis abzielen.

Da ich zum ersten Mal unter diesen Bedingungen auf einem Stadtkurs unterwegs war, weiß ich jetzt auch, dass unsere Autos auf Stadtkursen im Nassen sehr schwer zu fahren sind. Und ich hatte einige haarige Momente aufgrund der verschiedenen Arten von Asphalt und Beton, auf denen man in den 58 Sekunden in einer Runde in Toronto fährt!

Nach unserem letzten Stopp lag ich auf Platz sechs hinter Bourdais und Wilson und wir hatten einige enge Platzkämpfe. Sechs Runden vor Schluss habe ich versucht, Bourdais zu überholen, als ich sah, dass er Probleme hatte und kaum Grip auf den Hinterreifen. Aber leider hat das nicht funktioniert, denn als wir in Turn 3 reinbremsten, war ich näher unter seinem Heckflügel als beabsichtigt, und ich habe ihn leider touchiert und gedreht. Ich konnte meine Frontpartie in den Boxen reparieren lassen und habe es geschafft, das Rennen auf Platz sechs zu beenden und ein paar Punkte mitzunehmen.

Und wieder einmal Bourdais...

Robert Doornbos

Volle Konzentration auf das Fahren, auch wenn es sich diesmal nicht gelohnt hat... Zoom

Doch es tut mir Leid für Sébastien und ich habe mich gleich nach dem Rennen bei ihm und seiner Crew entschuldigt und ihm erklärt, dass es ein normaler Rennunfall war. Ich weiß, er hatte das schnellere Auto und hätte etwas Besseres verdient, aber so ist es eben im Rennsport.

Wir werden einfach weiterkämpfen, gleich schon am nächsten Rennwochenende in Edmonton - eine weitere Strecke, die ich noch nie gesehen habe. Ich habe gehört, Edmonton sei ähnlich wie Cleveland, und das war ein schneller Flughafenkurs, auf dem wir Zweiter waren - das sollte uns optimistisch stimmen. Wir freuen uns auf Edmonton!

Bei mir steht jetzt Training in Monaco auf dem Programm - Schwimmen, Radfahren und solche Dinge. Am Wochenende bin ich in Holland, um einige Pressetermine wahrzunehmen und ein wenig Zeit mit meiner Familie zu verbringen, und am Sonntag fliege ich schon wieder nach Montréal, wo ich mich mit meinem Trainer Nick bestmöglich auf den Edmonton-Grand-Prix vorbereiten werde. Wir mögen Montréal sehr, denn es kann dort richtig warm sein und es gibt einen großartigen Park, in dem man prima trainieren kann. Ja, und natürlich können wir abends auch diese tolle Stadt ein wenig genießen. Wer hart arbeitet, sollte auch das Leben genießen!

Robert Doornbos