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  • 27.05.2009 12:57

  • von Stefan Ziegler

Vorschau: WTCC in Valencia

In Spanien steigt das fünfte Rennwochenende des Jahres - 'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf die beiden WM-Sprintrennen in Valencia

(Motorsport-Total.com) - Nach dem turbulenten und äußerst politischen Europaauftakt in Pau reist die Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) weiter nach Valencia, wo an diesem Wochenende die Meisterschaftsläufe neun und zehn ausgetragen werden. Der Circuit de la Comunidad Valenciana Ricardo Tormo zählt bereits seit 2005 zum Rennkalender der WTCC und hielt für die zahlreichen Zuschauer stets spannende und aufregende Rennen bereit - für viele Teams sind diese Rennen etwas Besonderes.

Titel-Bild zur News: Rickard Rydell, Valencia, Circuit Comunitat Ricardo Tormo

Ungewissheit: Über der Tourenwagen-WM schweben nach wie vor dunkle Wolken...

Im Debütjahr der Tourenwagen-WM war es Lokalmatador Jordi Gené (SEAT), der dem spanischen Hersteller beim Heimrennen den ersten Rennsieg ermöglichte. Nur ein Jahr später holte Jörg Müller (BMW) bereits seinen zweiten Erfolg in Spanien. 2007 gelang James Thompson (Alfa Romeo) das Kunststück, beide WM-Läufe eines Wochenendes für sich zu entscheiden - im vergangenen Jahr waren Rob Huff und Alain Menu (beide Chevrolet) das Maß aller Dinge in Valencia.#w1#

Valencia mit großer Rennsporttradition

Mit ihren rund 800.000 Einwohnern zählt Valencia zu den drei größten Städten Spaniens, nimmt in Bezug auf den Rennsport aber eine ganz besondere Rolle ein: Neben dem sehr modernen Circuit Ricardo Tormo existiert seit 2008 noch ein brandneuer Stadtkurs, den die Formel 1 im vergangenen Jahr erstmals besuchte. Darüber hinaus beherbergt Valencia das Formel BMW Racing Center, wo junge Talente gesichtet, ausgebildet und gezielt an den Motorsport herangeführt werden.

Auf dem 4,005 Kilometer langen Rundkurs vor den Toren Valencias finden zudem viele Testfahrten statt. Die Protagonisten schätzen die meist stabile Wetterlage an der Mittelmeerküste und im europäischen Winter nicht zuletzt auch die moderaten Temperaturen. Das BMW Sauber F1 Team veranstaltet schon seit 2006 seinen Rollout mit dem Neuwagen stets in Valencia und die anderen Formel-1-Rennställe spulen dort pro Jahr ebenfalls viele Testrunden ab.

Robert Kubica

Robert Kubica beim Rollout des neuen BMW Sauber F1.09 Autos in Valencia Zoom

Auch die Tourenwagen-WM hat sich in der Winterpause auf dem Circuit Ricardo Tormo auf die anstehende Meisterschaft vorbereitet. Tagelang waren vor allem die großen Werksteams von BMW, Chevrolet und SEAT fleißig in der spanischen Partnerstadt von Mainz unterwegs, um im Hinblick auf die neue Saison wichtige Daten und Informationen über ihre überarbeiteten Einsatzfahrzeuge zu sammeln. Ob sich diese Testfahrten gelohnt haben, wird sich spätestens am Wochenende zeigen.

BMW in Spanien mit Maximalgewicht

Denn dann treten insgesamt 26 Fahrer in Valencia an, um sich in zwei Freien Trainings auf die Rennstrecke einzuschießen, auf der tags darauf die Saisonläufe neun und zehn absolviert werden. Doch unmittelbar vor dem fünften Rennwochenende des Jahres steht noch ein großes Fragezeichen hinter dem Kräfteverhältnis bei den Werksteams. BMW wird aufgrund des Kompensationsgewichtes mit 40 Zusatzkilogramm antreten müssen und ist damit in Spanien am schwersten unterwegs.

Dennoch rechnen sich die Münchener gute Chancen auf reichlich WM-Zähler aus, konnten die BMW Länderteams doch in der Vergangenheit auf dem Circuit Ricardo Tormo meist gute Punkte machen. Nichts anderes hat auch Chevrolet im Sinn. Die Cruze-Mannschaft feierte zuletzt vier Rennsiege in Folge und geht mit 30 Kilogramm Ballast in die Rennen von Spanien. Als Vorjahressieger zählen die drei Chevrolet-Piloten natürlich auch in dieser Saison zu den großen Favoriten in Valencia.

Robert Huff, Nicola Larini

Nach vier Siegen in Folge ist Chevrolet auch in Spanien ein Kandidat auf Siege Zoom

Besonders motiviert werden auch die fünf SEAT-Werksfahrer zu Werke gehen - schließlich gilt es für die Iberer, vor heimischem Publikum zu glänzen. Mit nur 20 Kilogramm an Zusatzgewichten und einem auf 2,7 Bar erhöhtem Ladedruck sollten die Titelverteidiger durchaus bei der Musik sein. Das neue Lada-Team verspricht sich hingegen einen großen Fortschritt und wird an diesem Wochenende erstmals mit einem neuen und deutlich stärkeren Motor ins WTCC-Renngeschehen eingreifen.

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Franz Engstler ist Spitzenreiter bei den Privatiers

Damit dürften die Grundsteine für einen - hoffentlich sportlich dominierten - WTCC-Auftritt am Mittelmeer gelegt sein, ist die Fahrerwertung derzeit doch so offen wie selten zuvor. Mit Yvan Muller (SEAT; 45 Punkte), Augusto Farfus (BMW; 39), Gabriele Tarquini (SEAT; 34), Rob Huff (Chevrolet; 32) und Rickard Rydell (SEAT; 30) tummeln sich gleich fünf Fahrer innerhalb von nur 15 Zählern - bei den Teams führt SEAT (107) knapp vor BMW (91), Chevrolet (82) und der Lada-Mannschaft (29).

Spannung ist auch in der Independents' Trophy geboten: Franz Engstler (BMW) hat trotz seines kuriosen Unfalls mit dem Safety-Car die Führung in der Privatierwertung übernommen und ist fortan der Gejagte. Doch vor allem Lokalmatador Félix Porteiro (BMW) wird in Spanien alles daran setzen, dem Deutschen die Tabellenspitze wieder streitig zu machen. Auch der Niederländer Tom Coronel (SEAT) zählt wieder zu den Favoriten der Privatfahrerwertung, ebenso wie Wiechers-Pilot Stefano D'Aste (BMW).

Franz Engstler

Trotz dieses heftigen Unfalls führt Franz Engstler in der Privatier-Gesamtwertung Zoom

Wieder am Start sind hingegen die beiden Proteam-Fahrer George Tanev und Vito Postiglione (beide BMW), die in Pau aufgrund ihrer Unfälle in Marrakesch pausieren mussten. Das Budget und die Reparaturkapazitäten des italienischen Rennstalls ließen einen Start bei den Frankreich-Rennen nicht zu, weshalb die beiden Privatiers erst an diesem Wochenende wieder Vollgas geben können. Sensationsrookie Mehdi Bennani (SEAT) wird mit dem Exagon-Team auch in Spanien wieder mit dabei sein.

Tourenwagen-WM am Scheideweg

Auch wenn die WTCC in Valencia wieder über ein volles Starterfeld verfügt, so gibt diese Zahl nicht wieder, was derzeit hinter den Kulissen der Tourenwagen-WM vor sich geht. BMW ist nicht erst seit den Ereignissen von Pau äußerst unzufrieden mit der Regelsituation und auch SEAT äußerte zuletzt seinen Unmut über die jüngsten Geschehnisse. Dreh- und Angelpunkte sind noch immer die maximalen Werte für den Diesel-Ladedruck sowie für die Drehzahlen während dem Rennbetrieb.

Nachdem SEAT in Marrakesch mit bis zu 2,9 Bar Ladedruck bei ihren Turbomotoren unterwegs war, beschnitt die FIA die gelben Flitzer in Frankreich auf 2,5 Bar - für Spanien gilt allerdings schon wieder ein neuer Wert: Künftig darf das SEAT-Quintett seine Aggregate mit bis zu 2,7 Bar aufladen, kurzfristige Leistungsspitzen bleiben von dieser Regelung allerdings ausgenommen. Für Benziner gilt nach wie vor das Drehzahllimit von maximal 8.500 Umdrehungen pro Minute.

Gabriele Tarquini, Rickard Rydell, Yvan Muller

Yvan Muller und seine SEAT-Kollegen erhalten künftig 2,7 Bar Diesel-Ladedruck Zoom

Ob diese Maßnahmen für Ausgeglichenheit auf der Rennstrecke sorgen werden, bleibt abzuwarten. Doch selbst wenn - die jüngsten Querelen haben hohe Wellen geschlagen, welche sich gewiss so schnell nicht wieder glätten lassen. Immerhin: Zumindest bei der Safety-Car-Frage könnte sich eine Lösung auftun. Demnach könnte künftig nach Vorbild der Formel 1 auch in der WTCC ein permanenter Safety-Car-Fahrer zum Einsatz kommen - das wäre nach den Ereignissen von Pau durchaus nicht verkehrt...

Fakten zum Rennwochenende in Spanien:

Streckenlänge: 4,005 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen à 13 Runden

Die Sieger in Valencia 2005-2008:
2005: Jordi Gené (SEAT), Jörg Müller (BMW)
2006: Augusto Farfus (Alfa Romeo), Jörg Müller (BMW)
2007: James Thompson (Alfa Romeo), James Thompson (Alfa Romeo)
2008: Rob Huff (Chevrolet), Alain Menu (Chevrolet)

Rundenrekorde:
Qualifikation: 1:40.819 Minuten (Augusto Farfus, Alfa Romeo, 2004)
Rennen: 1:42.438 Minuten (Augusto Farfus, Alfa Romeo, 2004)

Der Zeitplan in der Übersicht (MESZ):

Samstag, 30. Mai 2009
08:45-09:15 Uhr - 1. Freies Training
11:45-12:15 Uhr - 2. Freies Training
15:15-15:35 Uhr - Qualifikation Q1
15:40-15:50 Uhr - Qualifikation Q2

Sonntag, 31. Mai 2009
09:30-09:45 Uhr - Warmup
12:50-13:20 Uhr - Rennen 1
15:05-15:35 Uhr - Rennen 2

TV-Tipp:

Der Sportsender 'Eurosport' berichtet live und exklusiv vom fünften Rennwochenende des Jahres. Die Qualifikation ist am Samstag ab 15:30 Uhr auf 'Eurosport 2' zu sehen, das Warmup am Sonntagmorgen folgt ab 9:15 Uhr auf 'Eurosport'. Die beiden Sprintrennen werden ebenfalls auf 'Eurosport' übertragen. Die Übertragung für Rennen eins beginnt um 12:45 Uhr, ab 14:45 Uhr wird von Lauf zwei berichtet. Den Wochenendabschluss bildet am Mittwoch das WTCC Magazin auf 'Eurosport', das ab 0:30 Uhr ausgestrahlt wird.