Vorschau: WTCC in Schanghai
'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf das WM-Wochenende in China und die Premiere auf dem Tianma Circuit - Vorentscheidung um den Titel?
(Motorsport-Total.com) - Die "Asien-Wochen" der WTCC finden an diesem Wochenende ihre Fortsetzung. Schauplatz dafür ist der Shanghai Tianma Circuit, der erstmals von der Tourenwagen-WM besucht wird. Damit gastiert die populäre Rennserie zum ersten Mal in Festland-China. Geplant war aber alles ganz anders, denn eigentlich war der Guangdong International Circuit für die Ausrichtung der WM-Rennen vorgesehen.

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Hallo, Schanghai! Die WTCC gastiert jetzt erstmals überhaupt in Festland-China
Und das schon von langer Hand, denn WTCC-Promoter Marcello Lotti hatte sein Vorhaben von einem Rennevent in China bereits vor über einem Jahr auf den Weg gebracht. Vor wenigen Wochen blieb den Verantwortlichen jedoch offenbar keine andere Wahl, als den Austragungsort zu wechseln - und Guangdong war plötzlich vom Tisch. Eine Ersatzstrecke konnte aber nicht sofort nominiert werden.
Klein, aber fein: Der Tianma Circuit gibt sein Debüt
Erst nach weiteren Verzögerungen stand schließlich fest: Der Shanghai Tianma Circuit im Westen der Megastadt würde die Kulisse für den China-Event der Tourenwagen-WM bilden. Dabei handelt es sich um einen international unbekannten, nur 2,063 Kilometer langen Rennkurs inmitten einer kleinen "Automobilstadt" samt Testgelände. Die Zielflagge für die ersten Rennen fiel dort erst vor sieben Jahren.

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In Suzuka wurde in den Rennen nicht oft überholt - es waren fast Prozessionen Zoom
Im chinesischen Motorsport ist die kleine Strecke eine feste Größe und wird unter anderem von der nationalen Tourenwagen-Meisterschaft sowie der nationalen Superbike-Rennserie frequentiert. Der Tianma Circuit trägt sich aufgrund seiner kurzen Runde aber gleich in die Rekordbücher ein: Um die geforderte Renndistanz zu erreichen, fährt die WTCC dort jeweils 25 Runden - mehr als jemals zuvor.
Überholmöglichkeiten könnten aber - ähnlich wie schon auf dem kurzen Kurs von Suzuka - rar sein. Der Streckenverlauf des Tianma Circuits weist nämlich lediglich acht Links- und sechs Rechtskurven sowie zwei längere Geraden auf. Die 2,063 Kilometer kurze Rennbahn verfügt über eine maximale Breite von 14 Metern und ähnelt bei ihrer Streckenführung ganz leicht dem ehemaligen A1-Ring.
"Micky-Maus-Kurs" oder WM-Strecke?
"Man hat fast den Eindruck, auf einer Kartstrecke zu fahren", meint Michel Nykjaer (Sunred) im Hinblick auf den Tianma Circuit. In Qualifying und Rennen dürften die Autos nicht schneller als 180 km/h werden, was "nicht gerade viel" ist, wie der dänische SEAT-Pilot bemerkt. "Dieser kleine und enge Kurs erinnert mich an Sturup oder Rennstrecken in Dänemark, dürfte aber für alle neu sein."

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2,063 Kilometer? Michel Nykjaer und Yvan Muller sind etwas skeptisch... Zoom
"Ich hoffe nur, dieser Rennplatz ist für die Austragung von WTCC-Events geeignet", ergänzt Yvan Muller (Chevrolet). "Wir wissen bisher noch nicht viel darüber. Ich konnte ein paar Informationen zusammentragen, aber halt sehr wenig. Es gibt viele enge Kurven, was für geringe Abstände spricht." Und dafür, dass Überholen zum Problem werden könnte, erläutert der amtierende Weltmeister.
Dies legt wiederum den Schluss nahe, dass bereits im Qualifying eine Vorentscheidung fallen könnte. Wer sich von Anfang an in der Spitzengruppe bewegt, sollte auf dem Tianma Circuit gute Chancen haben, auch bei der Zieldurchfahrt vorne mit dabei zu sein. Darauf haben es am Wochenende vor allem die drei verbliebenen Titelkandidaten abgesehen, die allesamt für Chevrolet unterwegs sind.
Der WM-Dreikampf geht in eine neue Runde
Muller, der in Valencia die Führung in der Gesamtwertung erobert hatte, rangiert zwei Rennevents vor Schluss mit 363 Punkten an der Spitze der Fahrertabelle. Rob Huff (Chevrolet) folgt mit 350 Zählern in Schlagdistanz auf Platz zwei, Alain Menu (Chevrolet) fährt mit "nur" 290 Punkten etwas hinterher. Der Schweizer läuft bei noch hundert ausstehenden Zählern zudem Gefahr, in China vorzeitig abzufallen.

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Auf dem Sprung: Chevrolet-Pilot Rob Huff kam zuletzt wieder gut in Fahrt Zoom
Den WM-Titelgewinn hat Menu aber ohnehin nicht mehr so fest im Blick: "Ich möchte einfach nur meine Form aus Suzuka bestätigen und die Saison auf hohem Niveau beenden", sagt der Routinier vor dem Schanghai-Event. Teamkollege Huff wittert dagegen noch einmal Morgenluft, beträgt sein Rückstand auf Muller doch gerade einmal 13 Punkte. "Ich bin schon sehr aufgeregt", meint der Brite.
"Das Titelrennen ist noch lange nicht vorbei, doch jetzt wird es immer interessanter. Die Entscheidung rückt näher und damit wächst auch der Druck", erklärt Huff. "Ich konnte meinen Abstand auf Yvan in Japan um drei Punkte verkürzen. Das ist nicht viel, aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung." Für Muller ändert sich dadurch scheinbar gar nichts: "Ich muss einfach nur weiterhin vor Rob bleiben."
Der Titelkampf spitzt sich mehr und mehr zu
Chevrolet Europa Motorsport-Manager Eric Neve setzt dabei weiterhin auf einen fairen Dreikampf und gewährt seinen Piloten erneut freie Fahrt. "Sie kämpfen mit aller Entschlossenheit um den Titel, tun das aber auf sportliche Art und Weise. Wir haben eine ausgezeichnete Atmosphäre im Team", meint Neve. "Es wird immer enger, doch es ist wichtig, diesen Spirit bis ganz zum Schluss zu bewahren."

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Kristian Poulsen führt, Michel Nykjaer holt auf - und Colin Turkington überrascht? Zoom
Auch in der Privatierwertung ist zwei Rennevents vor dem Saisonende noch keine Entscheidung gefallen. Kristian Poulsen (Engstler) hat vor dem China-Auftritt der WTCC aber die besten Karten. Der dänische BMW Pilot führt derzeit mit 111 Punkten vor Norbert Michelisz (Zengö/100) und Nykjaer (96). Unter anderem darf sich auch noch Franz Engstler (Engstler/88) einige Titelchancen ausrechnen.
Gewissermaßen außer Konkurrenz sind an diesem Wochenende Philip Ma (Proteam) und Charles Ng (DeTeam-Engstler) mit je einem BMW 320si im Starterfeld der Tourenwagen-WM vertreten. Fabio Fabiani, der zuletzt in Suzuka nicht zu den Rennen zugelassen worden war, fährt in Schanghai für das Engstler-Team. Beim deutschen Wiechers-Team sitzt erneut Colin Turkington im BMW Cockpit.¿pbvin|0|4201||0|1pb¿
Fakten zum Rennwochenende in Schanghai (China):
Streckenlänge: 2,063 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen zu je 25 Runden
Die Sieger in Schanghai 2005-2010:
2005: nicht im Kalender
2006: nicht im Kalender
2007: nicht im Kalender
2008: nicht im Kalender
2009: nicht im Kalender
2010: nicht im Kalender
Rundenrekorde:
Qualifikation: - - -
Rennen: - - -
Der Zeitplan in der Übersicht (MEZ):
Freitag, 4. November 2011
07:00-07:30 Uhr - Testsession
Samstag, 5. November 2011
02:10-02:40 Uhr - 1. Freies Training
05:00-05:30 Uhr - 2. Freies Training
08:15-08:35 Uhr - Qualifikation Q1
08:40-08:50 Uhr - Qualifikation Q2
Sonntag, 6. November 2011
02:30-02:45 Uhr - Warmup
07:55-08:20 Uhr - Rennen 1
09:10-09:35 Uhr - Rennen 2

