• 11.05.2011 18:32

  • von Stefan Ziegler

Vorschau: WTCC in Monza

'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf den Klassiker bei Mailand und die beiden Sprintrennen von Italien: Wer holt sich den Triumph beim "Mythos Monza"?

(Motorsport-Total.com) - Zwei Rennevents hat die WTCC in dieser Saison bereits ausgetragen, nun gastiert der WM-Tross vor den Toren Mailands: Drei Wochen nach dem Europaauftakt im belgischen Zolder steht das berühmte Autodromo Nazionale di Monza auf dem Fahrplan der Tourenwagen-Piloten. Die geschichtsträchtige Rennstrecke in Norditalien gilt als der letzte "echte" Hochgeschwindigkeits-Kurs der im Motorsport.

Titel-Bild zur News: Start in Monza 2010

Auf den langen Waldgeraden von Monza ist ein guter Windschatten das A und O

Bereits seit 1922 werden im Königlichen Park von Monza Automobil-Rennen abgehalten. Das Layout der ursprünglich rund zehn Kilometer langen Rennbahn hat seither allerdings einige Modifizierungen erfahren. Erhalten geblieben sind die legendären Steilkurven, die bis einschließlich 1969 Bestandteil einer schnellen Runde waren. Heute weist ein Umlauf in Monza insgesamt 5,793 Kilometer auf.

Eine große Liebe: Monza, Ferrari und die Formel 1

Bekannt geworden ist die italienische Rennstrecke nicht zuletzt durch die zahlreichen Formel-1-Grands-Prix, die seit 1950 beinahe im jährlichen Rhythmus in Monza ausgerichtet wurden. Nur 1980 fand der Große Preis von Italien nicht bei Mailand, sondern in Imola nahe Bologna statt. In der Saison 2009 durfte Monza die Königsklasse des Motorsports somit bereits zum 60. Mal willkommen heißen.

Manabu Orido

Ein Ausrutscher wird in Monza noch mit einem Ritt durch das Kiesbett bestraft... Zoom

Nirgendwo sonst werden die Flügel der Rennwagen flacher eingestellt als auf der fast sechs Kilometer langen Rennbahn, die alljährlich für die höchsten Topspeed-Werte verantwortlich zeichnet: Formel-1-Autos wurden auf den langen Geraden von Monza schon mit über 370 km/h gemessen. Mindestens ebenso außergewöhnlich ist die Verehrung, die dem Ferrari-Team auf diesem Kurs zuteil wird.

Die italienische Traditionsmarke identifiziert sich sehr stark mit dem Autodromo di Monza - und die Tifosi sorgen in jeder Saison aufs Neue für eine beeindruckende Kulisse, die ihresgleichen sucht. Triumph und Tragödie liegen im Königlichen Park aber sehr eng beieinander, weshalb der "Mythos Monza" sowohl berühmt als auch berüchtigt ist: Über 40 Rennfahrer verunglückten dort tödlich.

2005: Die WTCC macht sich auf die Reise

Dieser Tatsache wurde in den vergangenen Jahren immer wieder Rechnung getragen: Die Sicherheit an der Strecke konnte sukzessive verbessert werden. Schwere Unfälle bleiben deswegen allerdings nicht aus, denn in den engen Schikanen sind Zwischenfälle vor allem in der Startrunde eines Rennens nicht ausgeschlossen. Nicht selten ist die Fahrt für einige Piloten bereits nach wenigen Metern vorbei.

Alessandro Zanardi

Lange Geraden und Windschatten-Duelle kennzeichnen die Rennen bei Mailand Zoom

Für die WTCC bedeutet Monza hingegen in erster Linie den Ausgangspunkt schlechthin: 2005 wurde die damals dritte Weltmeisterschaft unter dem Banner der FIA auf dieser Rennstrecke offiziell auf den Weg gebracht. Dirk Müller (BMW) und James Thompson (Alfa Romeo) waren die ersten Sieger der neugeschaffenen Tourenwagen-WM, die seither - bis auf 2009 - alljährlich bei Mailand gastierte.


Fotos: WTCC in Zolder


2010 kehrte die populäre Rennserie an den Ort zurück, wo die drei arrivierten Marken allesamt bereits gewinnen konnten. Andy Priaulx (BMW) und Yvan Muller (Chevrolet) siegten 2011 in zwei überaus dramatischen WM-Läufen, als die jeweils Führenden kurz vor dem Ziel mit Schäden an ihren Frontreifen ausrollten. Interessant: Jeder WM-Titelträger stand auch in Monza schon ganz oben.

Wer hat in Monza 2011 die besten Karten?

Ob dieser Trend 2011 seine Bestätigung erfährt, muss sich zeigen. Ein Blick auf die aktuelle WM-Tabelle verrät jedenfalls, wem in diesem Jahr ein Sieg in Monza zuzutrauen ist: Rob Huff (Chevrolet) führt mit 70 Punkten vor seinem Markenkollegen Alain Menu (69) und Gabriele Tarquini (Lukoil-Sunred/51). Muller folgt mit 48 Zählern auf Rang vier, Tiago Monteiro (Sunred/31) ist Fünfter.

Gabriele Tarquini

Gabriele Tarquini und das Heimrennen: Der Italiener ist sicherlich prima motiviert Zoom

Weil in Italien aber das Kompensationsgewicht greift und Chevrolet insgesamt deutlich schwerer an den Start gehen muss als die Rivalen, könnte das Kräfteverhältnis im Königlichen Park etwas anders aussehen als bisher. Tarquini erwartet zum Beispiel ein gutes Wochenende für sich und seine SEAT-Markenkollegen, meint allerdings auch: "Vor allem BMW sollte in Monza richtig gut aussehen."

Dies führt der italienische Lokalmatador auf die gute Geschwindigkeit der BMW Fahrzeuge zurück, die unter anderem von Tom Coronel (ROAL/30) und Norbert Michelisz (Zengö/10) pilotiert werden. Diesen beiden Piloten werden gute Chancen eingeräumt, der Konkurrenz auf den langen Waldgeraden von Monza erfolgreich Paroli bieten zu können. Vielleicht gelingt jedoch auch eine Überraschung.

Was tut sich an der Motorenfront?

Beispielsweise, wenn es Sunred und Volvo gelingt, die neuen 1,6-Liter-Turbomotoren schon beim dritten Saisonevent erfolgreich an den Start zu bringen. Beide Mannschaften werden wohl versuchen, in der Testsession am Donnerstag damit zu fahren, um wichtige Daten im Hinblick auf die Rennen am Sonntag zu sammeln. Gemeldet sind die entsprechenden Fahrzeuge aber noch mit "alten" Motoren.

Kristian Poulsen

Kristian Poulsen ist aktuell der Führende bei den Privatfahrern der WTCC Zoom

Mit einem Auto älterer Bauart ist indes Ibrahim Okyay einmal mehr im Starterfeld vertreten. Der türkische Rennfahrer absolviert mit seinem Team Borusan Otomitiv und einem BMW 320si einen Gastauftritt in Monza. Das Ziel des 41-Jährigen ist die komplette Saison 2012 - nun will er sich ein erstes Bild von der Situation machen. Okyay geht wieder mit der Startnummer 13 an den Start.

Einiges geboten ist in Monza auch bei den Privatiers: Kristian Poulsen (Engstler/26), Javier Villa (Proteam/23), Michel Nykjaer (Sunred/23), Darryl O'Young (Bamboo/19) und Franz Engstler (Engstler/16) liegen allesamt sehr eng beisammen. Ebenfalls interessant: Der erst 16-jährige Pepe Oriola (Sunred/13) kennt diesen Kurs bereits. Vielleicht winken ihm dort einige WM-Punkte...¿pbvin|0|3663|inside|0|1pb¿

Fakten zum Rennwochenende in Monza (Italien):

Streckenlänge: 5,793 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen à 9 Runden

Die Sieger in Monza 2005-2010:
2005: Dirk Müller (BMW), James Thompson (Alfa Romeo)
2006: Andy Priaulx (BMW), Augusto Farfus (Alfa Romeo)
2007: Yvan Muller (SEAT), Jordi Gene (SEAT)
2008: Yvan Muller (SEAT), Gabriele Tarquini (SEAT)
2009: nicht im Kalender
2010: Andy Priaulx (BMW), Yvan Muller (Chevrolet)

Rundenrekorde:
Qualifikation: 1:59.009 Minuten - Dirk Müller (BMW, 2005)
Rennen: 1:59.058 Minuten - Jörg Müller (BMW, 2005)

Der Zeitplan in der Übersicht (MESZ):

Donnerstag, 12. Mai 2011
Offizieller WTCC-Testtag (5 Einzelsessions zu je 60 Minuten)

Samstag, 14. Mai 2011
09:00-09:30 Uhr - 1. Freies Training
10:45-11:15 Uhr - 2. Freies Training
14:00-14:20 Uhr - Qualifikation Q1
14:25-14:35 Uhr - Qualifikation Q2

Sonntag, 15. Mai 2011
09:00-09:15 Uhr - Warmup
13:05-13:35 Uhr - Rennen 1
15:15-15:45 Uhr - Rennen 2