• 20.05.2010 13:01

  • von Stefan Ziegler

Vorschau: WTCC in Monza

'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf das dritte Rennwochenende der WTCC in Italien: Kann BMW auf den Geraden von Monza wieder überraschen?

(Motorsport-Total.com) - Zwei Rennevents hat die WTCC in dieser Saison bereits ausgetragen, nun gastiert der WM-Tross erstmals 2010 in Europa: Drei Wochen nach dem Stadtrennen von Marrakesch steht das malerische Autodromo Nazionale di Monza auf dem Fahrplan der Tourenwagen-Piloten. Die geschichtsträchtige Rennstrecke vor den Toren Mailands gilt als letzte "wahre" Hochgeschwindigkeitsstrecke der Welt.

Titel-Bild zur News: Leonel Pernía

Monza markiert in diesem Rennjahr den Auftakt in die Europasaison der WTCC

Bereits seit 1922 werden im Königlichen Park von Monza Automobilrennen abgehalten. Das Layout der ursprünglich rund zehn Kilometer langen Rennbahn hat seither allerdings einige Modifizierungen erfahren. Erhalten geblieben sind die legendären Steilkurven, die bis einschließlich 1969 Bestandteil einer schnellen Runde waren. Heute weist ein Umlauf in Monza insgesamt 5,793 Kilometer auf.#w1#

Eine große Liebe: Monza, Ferrari und die Formel 1

Bekannt geworden ist die italienische Rennstrecke nicht zuletzt durch die zahlreichen Formel-1-Grand-Prix, die seit 1950 beinahe im jährlichen Rhythmus in Monza ausgerichtet wurden - nur 1980 fand der Große Preis von Italien nicht bei Mailand, sondern in Imola nahe Bologna statt. Im vergangenen Jahr durfte Monza die "Königsklasse" somit bereits zum 60. Mal willkommen heißen.

Manabu Orido

Ein Ausrutscher wird in Monza noch mit einem Ritt durch das Kiesbett bestraft... Zoom

Nirgendwo sonst werden die Flügel der Rennwagen flacher eingestellt als auf der fast sechs Kilometer langen Rennbahn, die alljährlich für die höchsten Topspeedwerte verantwortlich zeichnet: Formel-1-Autos wurden auf den langen Geraden von Monza schon mit über 370 km/h gemessen. Mindestens ebenso außergewöhnlich ist die Verehrung, die dem Ferrari-Team auf diesem Kurs zuteil wird.

Die italienische Traditionsmarke identifiziert sich sehr stark mit dem Autodromo di Monza - und die Tifosi sorgen in jeder Saison aufs Neue für eine beeindruckende Kulisse, die ihresgleichen sucht. Triumph und Tragödie liegen im Königlichen Park aber sehr eng beieinander, weshalb der "Mythos Monza" sowohl berühmt als auch berüchtigt ist: Über 40 Rennfahrer verunglückten dort tödlich.

2005: Die WTCC macht sich auf die Reise

Dieser Tatsache wurde in den vergangenen Jahren immer wieder Rechnung getragen: Die Sicherheit an der Strecke konnte sukzessive verbessert werden. Schwere Unfälle bleiben deswegen allerdings nicht aus, denn in den engen Schikanen sind Zwischenfälle vor allem in der Startrunde eines Rennens nicht ausgeschlossen. Nicht selten ist die Fahrt für einige Piloten bereits nach wenigen Metern vorbei.

Alessandro Zanardi

Lange Geraden und Windschatten-Duelle kennzeichnen die Rennen bei Mailand Zoom

Für die WTCC bedeutet Monza hingegen in erster Linie den Ausgangspunkt schlechthin: 2005 wurde die damals dritte Weltmeisterschaft unter dem Banner der FIA auf dieser Rennstrecke offiziell auf den Weg gebracht. Dirk Müller (BMW) und James Thompson (Alfa Romeo) waren die ersten Sieger der neugeschaffenen Tourenwagen-WM, die seither - bis auf 2009 - alljährlich bei Mailand gastierte.

2010 kehrt die populäre Rennserie an den Ort zurück, der zuletzt von SEAT regiert wurde: Die beiden Titelträger Yvan Muller (Chevrolet) und Gabriele Tarquini (SR) bescherten dem spanischen Hersteller vor zwei Jahren beide Laufsiege und konnten sich dadurch weiter von ihren Konkurrenten absetzen. Überhaupt sind die Weltmeister hier sehr erfolgreich: Auch Andy Priaulx (BMW) war schon siegreich.

Wer hat in Monza 2010 die besten Karten?

Der dreimalige Weltmeister hat darüber hinaus erst vor drei Wochen seinen ersten Saisonsieg eingefahren und brennt - genau wie sein BMW Team RBM Stallgefährte Augusto Farfus - darauf, auch in Monza einen Überraschungscoup zu landen. Wer am Wochenende die Favoritenrolle zu tragen hat, ist allerdings nicht zweifelsfrei ersichtlich, denn erstmals 2010 greift das Kompensationsgewicht.

Gabriele Tarquini

Der SEAT León TDI legte in den ersten Rennen den besten Speed an den Tag Zoom

In den vier Auftaktrennen in Curitiba (Brasilien) und Marrakesch (Marokko) erwies sich der SEAT León TDI als das schnellste Fahrzeug und gilt daher als Referenzmodell. Nur unwesentlich langsamer war der Chevrolet Cruze LT - und muss daher ebenfalls das maximale Kompensationsgewicht von 40 Kilogramm zuladen. Der BMW 320si ist indes - ohne Extraballast - mit dem Minimalgewicht am Start.

Dies könnte sich auf den langen Geraden von Monza möglicherweise als Vorteil erweisen, was auch die beiden WTCC-Neulinge von Bamboo Engineering, Harry Vaulkhard und Darryl O'Young, zuversichtlich stimmen dürfte: Ihre Chevrolet Lacetti Rennautos sind in Monza mit Abstand am leichtesten unterwegs, weil sie im Gegensatz zur Konkurrenz sogar 20 Kilogramm ausladen dürfen.

Alte und neue Gesichter in der WTCC

Nicht vollkommen neu, aber 2010 erstmals mit von der Partie sind zwei alte Bekannte: Marin Colak (SEAT) und Kristian Poulsen (BMW) springen in Monza auf den WM-Zug auf und bestreiten fortan sämtliche Saisonrennen. Beide sind mit ihren eigenen Rennställen vor Ort, Fabio Fabiani (BMW) ist hingegen beim Proteam gemeldet. Der Italiener absolviert im Königlichen Park einen Gaststart.

Kristian Poulsen

Der dänische Rennfahrer Kristian Poulsen ist ab sofort wieder am WTCC-Start Zoom

Gleiches gilt für Leonel Pernía (Chevrolet), der einen vierten Cruze pilotieren wird. Der argentinische Rennfahrer gibt in Monza sein WTCC-Debüt, könnte 2011 aber als Stammpilot engagiert sein: Honda Argentinien liebäugelt mit einem Einstieg in die Tourenwagen-WM und würde im dann unter anderem auf die Fahrdienste von Pernía zurückgreifen. Dieser soll nun erste Erfahrungen sammeln.

Letzteres sollte den zahlreichen Privatiers im Starterfeld bereits am Donnerstag gelingen: Die Organisatoren der WTCC ermöglichen den Privatfahrern und ihren Rennställen einen Probetag auf der 5,793 Kilometer langen Rennstrecke, an dem die Werksteams nicht teilnehmen dürfen. Diese steigen dann - wie gewohnt - am Freitagnachmittag zu, wenn die 30-minütige Testsession ansteht.

Rückblick: Monza 2008

Wirklich gelohnt hat sich der Ausflug nach Monza im Jahr 2008 nur für die Piloten des SEAT-Teams: Yvan Muller und Gabriele Tarquini fahren jeweils einen Rennerfolg ein, profitieren dabei aber nicht nur vom großen Speed ihres SEAT León TDI Autos, sondern auch vom Teamwork in den Reihen des spanischen Rennstalls. BMW und Chevrolet sind ohne Chancen und müssen sich mit den Plätzen zufrieden geben. Damals wie heute lautet das Zauberwort im Königlichen Park von Monza: Windschatten.

Fakten zum Rennwochenende in Monza (Italien):

Streckenlänge: 5,793 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen à 9 Runden

Die Sieger in Monza 2005-2009:
2005: Dirk Müller (BMW), James Thompson (Alfa Romeo)
2006: Andy Priaulx (BMW), Augusto Farfus (Alfa Romeo)
2007: Yvan Muller (SEAT), Jordi Gené (SEAT)
2008: Yvan Muller (SEAT), Gabriele Tarquini (SEAT)
2009: nicht im Kalender

Rundenrekorde:
Qualifikation: 1:58.395 Minuten - Gabriele Tarquini (Alfa Romeo, 2004)
Rennen: 1:59.058 Minuten - Jörg Müller (BMW, 2005)

Der Zeitplan in der Übersicht (MESZ):

Freitag, 21. Mai 2010
15:30-16:00 Uhr - Testsession

Samstag, 22. Mai 2010
09:00-09:30 Uhr - 1. Freies Training
12:15-12:45 Uhr - 2. Freies Training
16:00-16:20 Uhr - Qualifikation Q1
16:25-16:35 Uhr - Qualifikation Q2

Sonntag, 23. Mai 2010
09:00-09:15 Uhr - Warmup
13:05-13:35 Uhr - Rennen 1
15:20-15:50 Uhr - Rennen 2