• 29.07.2010 13:15

  • von Stefan Ziegler

Vorschau: WTCC in Brünn

'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf das siebte Wochenende der WTCC in Tschechien: Wird Brünn seinem Ruf als BMW Strecke auch 2010 gerecht?

(Motorsport-Total.com) - Die Sommerpause ist schon in Sicht: Ein letztes Mal versammelt sich der WM-Zirkus in Brünn, ehe die Motoren für die Dauer eines Monats schweigen. Zuvor müssen sich die 22 Protagonisten der WTCC in zwei Sprintrennen beweisen, die es wirklich in sich haben: Das Automotodrom Brno ist als Berg- und Talbahn bekannt, die schon seit jeher für spannende und spektakuläre Rennverläufe sorgt.

Titel-Bild zur News: Augusto Farfus

2009 kam Augusto Farfus quer und räumte viele Favoriten ab und in die Kiesbetten

Davon können sich die Fans der Tourenwagen-WM seit 2006 überzeugen - die WTCC gastiert in dieser Saison also bereits zum fünften Mal in Tschechien. Der Masaryk Circuit erwies sich in der Vergangenheit stets als gutes Pflaster für die BMW Fahrer im Starterfeld: Jörg Müller und Alessandro Zanardi sind die einzigen Piloten, die einem Sieg in Brünn einen weiteren Rennerfolg folgen ließen.#w1#

Eine Rennstrecke im Wandel der Zeit

Während Müller in den Jahren 2006 und 2007 erfolgreich war, wusste Zanardi das Publikum 2008 und 2009 zu begeistern. 2010 sind weder der Deutsche noch der Italiener am Start, doch die BMW Teams gehen dennoch als Favoriten in die beiden WM-Rennen von Tschechien: Der 5,403 Kilometer lange Kurs vor den Toren der zweitgrößten Stadt des Landes spielt den BMW Hecktrieblern in die Karten.

Andy Priaulx

Brünn ist eine Rennstrecke vom alten Schlag - da gibt's auch noch Kiesbetten... Zoom

Die Rennstrecke von Brünn wurde allerdings nicht immer in ihrer jetzigen Form befahren. Bereits 1930 fanden die ersten Rennen auf einer 29 Kilometer langen Bahn statt, die sich zwischen Brünn und Prag erstreckte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Piste auf 17,8 Kilometer verkürzt, in den 1950er-Jahren entdeckten die Motorradfahrer den Kurs für sich. Dieser führte zeitweise durch die Innenstadt.

In den 1980er-Jahren flog die mittlerweile erneut verkürzte Rennstrecke kurzfristig aus dem Kalender der Zweiräder, weil sie die damaligen Sicherheitsbestimmungen nicht mehr erfüllte. In Windeseile ließen die Verantwortlichen daher den jetzigen, rund fünf Kilometer langen Rennkurs errichten, der Mensch und Material in insgesamt 14 Kurven und bei bis zu 7,5 Prozent Steigung auf die Probe stellt.

Geschichte und Moderne treffen aufeinander

Das Automotodrom Brno darf also mit Fug und Recht als Naturstrecke bezeichnet werden - und ist darüber hinaus in einer geschichtsträchtigen Region angesiedelt: 1805 trafen unweit von Brünn die kaiserlichen Truppen von Napoléon Bonaparte auf die Armeen von Russland und Österreich, was in der Schlacht von Austerlitz mündete, wobei der französische General einen klaren Sieg davontrug.

Robert Huff

Auf der Berg- und Talbahn von Brünn bietet die WTCC stets viele spannende Duelle Zoom

Heute zählt Brünn mit seinen 370.000 Einwohnern zu den größten Städten Tschechiens und ist unter anderem Standort für zwei Universitäten mit über 50.000 Studierenden. Einige davon werden sich am Wochenende sicherlich auch auf den Rängen am Masaryk Circuit einfinden, wenn die Tourenwagen-WM ihr jährliches Stelldichein gibt - nur zwei Wochen nach dem turbulenten Event von Brands Hatch.


Fotos: WTCC in Brands Hatch


Dort hatten die zahlreichen BMW Rennställe im Starterfeld zunächst auf den "alten" BMW 320si zurückgerüstet, was die FIA anfangs erlaubt hatte. Nach dem ersten Freien Training musste das BMW Team RBM indes schon wieder im "neuen" BMW 320si antreten, die Privatiers durften das Wochenende in Großbritannien noch im älteren Modell bestreiten. Nun wird wieder gewechselt.

Wer hat in Tschechien die besten Karten?

Damit sind alle Teams auf dem Stand von Portimão, denn einzig den beiden Privatfahrer Kristian Poulsen (Poulsen) und Colin Turkington (eBay Motors) ist es gestattet, weiterhin das ältere BMW Automodell an den Start zu bringen. Vor allem Turkington wusste damit zuletzt schwer zu überzeugen: Der nordirische Rennfahrer verabschiedet sich in Tschechien aber vorerst wieder aus der WTCC.

Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor), Alessandro Zanardi, Alain Menu, Felix Porteiro

Mario Theissen konnte immer wieder einen BMW Erfolg in Tschechien bejubeln Zoom

Hinzu stößt indes Fabio Fabiani (Proteam), der bereits beim Monza-Event für das italienische BMW Team ins Lenkrad greifen durfte. Der Tourenwagen-Routinier erhöht die Anzahl der Fahrzeuge auf 22. Die große Mehrheit davon wird in Brünn mit dem maximalen Kompensationsgewicht von 40 kg auf die Strecke gehen - der BMW 320si, der Chevrolet Cruze LT und der SEAT León TDI sind gleich schwer.

Dies ist das Ergebnis der jüngsten Berechnungen durch die FIA, wobei die Rundenzeiten der Events in Zolder, Portimão und Brands Hatch in Betracht gezogen wurden. Die drei Topteams der WTCC haben also jeweils wieder mit einem Handicap zu kämpfen, was Überraschungen fördern könnte - die jüngsten Leistungen von Turkington lassen grüßen, zumal der "alte" BMW 320si deutlich leichter ist.

Alle machen Jagd auf Chevrolet

Unabhängig davon befinden sich Chevrolet und Yvan Muller auch zu Beginn der zweiten Saisonhälfte in der Rolle der Gejagten: Das Cruze-Trio sammelte in den vergangenen Rennen insgesamt 378 WM-Punkte, die SEAT-Kundenautos (361) und BMW (317) folgen auf den weiteren Plätzen. Muller (199) führt in der Fahrerwertung vor Gabriele Tarquini (SR/176) und Andy Priaulx (BMW Team RBM/148).

Jörg Müller

Das Wetter ist in Brünn stets ein Thema - Regen kann nicht ausgeschlossen werden Zoom

Bei den Privatfahrern ist in Turkington ein neuer Titelkandidat an der Tabellenspitze vorstellig geworden. Hinter Sergio Hernández (Proteam/84) belegt der aus Nordirland stammende Rennfahrer mit 72 Punkten den zweiten Rang, Stefano D'Aste (Proteam/62) ist Dritter. Franz Engstler (Engstler) rangiert mit 55 Zählern auf Position fünf, Mehdi Bennani (Wiechers) ist mit 48 Punkten Siebter.

In der 2010 eingeführten Rookie-Rangliste führt aktuell Norbert Michelisz (Zengo/93). Der ungarische Rennfahrer liefert sich einen engen Zweikampf mit Fredy Barth (Sunred/88), Michel Nykjaer (Sunred/63) liegt indes schon etwas zurück. Darryl O'Young (Bamboo/52), Harry Vaulkhard (Bamboo/51) und Bennani (50) beschließen das Klassement der WTCC-Neulinge nach sechs Events.

Rückblick: Brünn 2009

Das BMW Team Italy-Spain war im vergangenen Jahr nicht zu schlagen: Zanardi entschied das erste Rennen für sich, Hernández kreuzte in Lauf zwei die Ziellinie auf Position eins. Für den Spanier war es der erste Rennerfolg in der WTCC. Augusto Farfus (BMW) konnte Startplatz eins indes nicht gut umsetzen - wenige Meter nach dem Start kollidierte er mit Markenkollege Priaulx und räumte einige Konkurrenten ab. Eine tolle Fahrleistung bot Müller: Der Deutsche zeigte eine prima Aufholjagd und wurde dafür mit Rang zwei hinter Zanardi belohnt.¿pbvin|0|1658|wtcc|0|1pb¿

Fakten zum Rennwochenende in Brünn (Tschechien):

Streckenlänge: 5,403 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen à 10 Runden

Die Sieger in Brünn 2005-2009:
2005: nicht im Kalender
2006: Jörg Müller (BMW), Rob Huff (Chevrolet)
2007: Félix Porteiro (BMW), Jörg Müller (BMW)
2008: Alessandro Zanardi (BMW), Gabriele Tarquini (SEAT)
2009: Alessandro Zanardi (BMW), Sergio Hernández (BMW)

Rundenrekorde:
Qualifikation: 2:08.913 Minuten - Alessandro Zanardi (BMW, 2008)
Rennen: 2:10.108 Minuten - Félix Porteiro (BMW, 2008)

Der Zeitplan in der Übersicht (MESZ):

Samstag, 31. Juli 2010
08:30-09:00 Uhr - 1. Freies Training
12:00-12:30 Uhr - 2. Freies Training
15:00-15:20 Uhr - Qualifikation Q1
15:25-15:35 Uhr - Qualifikation Q2

Sonntag, 1. August 2010
08:30-08:45 Uhr - Warmup
12:05-12:35 Uhr - Rennen 1
13:20-13:50 Uhr - Rennen 2