• 01.06.2012 20:33

  • von Stefan Ziegler

Trackwalk: Portimao

Die höchste Geschwindigkeit, der passende Gang, die heftigste Bremszone, die langsamste Kurve: Die Rennstrecke bei Portimao unter der Lupe

(Motorsport-Total.com) - Wo wartet denn der härteste Bremspunkt auf die Fahrer und wo erreichen die Piloten die höchsten Geschwindigkeiten? Diese und weitere Fragen beantwortet 'Motorsport-Total.com' ab sofort in einer neuen Artikelserie - im "Trackwalk". Das sind Daten und Fakten zu den einzelnen Rennstrecken in Kombination mit den Aussagen der unmittelbar Beteiligten. Heute: Portimao.

Titel-Bild zur News: Portimao

Die Rennstrecke in Portimao bietet den Fahrern reichlich Raum für Fehler

Das Autodromo Internacional do Algarve zählt zu den moderneren Rennstrecken im Kalender der WTCC, wurde aber - im Gegensatz zu vielen ebenfalls neuen Kursen - nicht von Formel-1-Architekt Hermann Tilke, sondern von Ricardo Pina entworfen. Und das Ergebnis ist eine Rennbahn, die sich perfekt und auch malerisch an die Hügel der Atlantikküste im Westen von Portugal anschmiegt.

Genau dies ist laut Rennfahrern wie Tiago Monteiro (Tuenti) die große Stärke von Portimao: "Das Layout der Strecke ist einfach klasse", sagt der portugiesische Lokalmatador. "Der Kurs ist sehr aufregend gestaltet. Deshalb zählt Portimao zu den technisch anspruchsvollsten Pisten überhaupt." Bei insgesamt 16 teils schnellen Kurven sind die Piloten auf 4,654 Kilometer nämlich sehr gefordert.

Die erste schwierige Aufgabe wartet schon am Ende der schier endlosen Zielgeraden: Die Fahrer rauschen mit rund 240 km/h den Hügel herab und müssen ihre Geschwindigkeit bis auf etwa 130 km/h reduzieren. Der richtige Bremspunkt ist also entscheidend, was auch auf die tückische Kurve vier zutrifft. Dort verlangsamen die WTCC-Piloten sogar bis auf 65 km/h, ehe eine kurze Gerade folgt.

Die schwierige Kurve zwölf

An deren Ende wartet die zweite Haarnadelkurve von Portimao, welche die Autos erneut mit knapp 65 km/h durchfahren. Dann befinden sie sich bereits im kurvenreichen zweiten Sektor, wo vor allem schnelle Kurven zu finden sind. In diesem Abschnitt des Autodromo Internacional do Algarve werden speziell die linken Vorderreifen belastet. In Kurve zehn beträgt die Querbeschleunigung fast 1,5 g.

"Der Kurs ist sehr aufregend gestaltet." Tiago Monteiro

Auf der Anfahrt zur mittelschnellen Kurve zwölf tauchen die Fahrer schließlich in den dritten und letzten Sektor von Portimao ein. Und gerade diese Stelle ist laut Monteiro besonders tückisch: "Es ist eine der kniffligsten Ecken überhaupt", meint der SEAT-Pilot. "Du kommst aus einer richtig schnellen Linkskurve heraus, schießt dann den Hügel hinauf, wo eine lange Rechtskurve auf dich wartet."


Fotos: WTCC in Portimao


"Diese Kurve musst du 'blind' anfahren. Dort geht es auch etwas bergab. Du siehst also weder den Kurvenscheitel noch den Kurvenausgang", erklärt Monteiro und merkt an: "Es kommt ganz auf dein Gefühl an. Daran musst du dich erst einmal gewöhnen. Ich würde sage, es ist eine der fünf besten Kurven des Jahres." Genießen können die Fahrer diese interessante Passage aber nur kurz.

Zwei Minuten lang volle Konzentration

Ein flotter Linksknick bringt sie danach direkt zur dritten und zur vierten Haarnadel der Strecke. Anschließend ist aber noch nicht Vollgas angesagt. In Kurve 16 erreichen die Fahrzeuge zwar schon über 180 km/h, doch die Piloten können erst allmählich ihr Pedal ganz durchdrücken. Erst im Anschluss an den langen Rechtsknick kehren die Piloten mit viel Schwung auf Start und Ziel zurück.

"Es kommt ganz auf dein Gefühl an." Tiago Monteiro

Die lange Gerade bietet nach dieser Anstrengung - eine Runde dauert im Tourenwagen fast zwei Minuten - eine willkommene Verschnaufpause. Allerdings nur, sofern die Temperaturen dies auch gestatten. Üblicherweise klettert das Thermometer in Portimao auf sommerliche Werte, was Mensch und Material zusätzlich strapaziert. Die verlängerten Renndistanzen tun 2012 ihr Übriges dazu.


Eine Runde in Portimao

Am wichtigsten ist daher also, die Konzentration zu wahren. Das Autodromo Internacional do Algarve bestraft kleine Fehler nämlich sofort. Die zahlreichen Kuppen vor und hinter den Kurven sowie die "versteckten" Einlenkpunkte laden nämlich regelrecht dazu ein, über das Limit hinauszuschießen. Gerade das macht laut den Fahrern den Reiz dieser Strecke aus. Es ist eben kein Retortenkurs.

Portimao

Voller Name: Autodromo Internacional do Algarve
Einweihungsjahr: 2008
WTCC-Debüt: 2010

Streckenlänge: 4,654 Kilometer
Fahrtrichtung: im Uhrzeigersinn

Kurvenanzahl: 16
Linkskurven: 6
Rechtskurven: 10

Höchste Geschwindigkeit: 238 km/h vor Kurve 1
Höchste Kurvengeschwindigkeit: 182 km/h in Kurve 16
Geringste Geschwindigkeit: 65 km/h in den Kurven 4 und 6

Größte Verzögerung: 1,53 g vor Kurve 12
Größte Querbeschleunigung: 1,45 g in Kurve 10