powered by Motorsport.com
  • 21.10.2011 05:04

  • von Stefan Ziegler

Sechs Titelkandidaten: Spannung bei den Privatiers

In Japan beginnt der Showdown in der Privatierwertung: Insgesamt sechs Fahrer dürfen sich noch Chancen auf den Titelgewinn ausrechnen

(Motorsport-Total.com) - Während in der WM-Gesamtwertung nur ein Chevrolet-Fahrer das Rennen machen kann, ist bei den Privatiers der WTCC noch deutlich mehr Musik drin: Drei Events vor Schluss liegen insgesamt sechs Piloten innerhalb von lediglich 26 Punkten und reisen damit geschlossen mit Titelchancen nach Asien. In Suzuka könnte eine erste Vorentscheidung fallen - entsprechend groß ist daher die Spannung.

Titel-Bild zur News: Norbert Michelisz, Javier Villa, Kristian Poulsen

Javier Villa (li.) möchte Kristian Poulsen und Norbert Michelisz (re.) angreifen

Die besten Karten hat Kristian Poulsen (Engstler), der bei 99 Punkten als Tabellenführer an den Start geht. Dem Dänen sitzen Norbert Michelisz (Zengö/95), Franz Engstler (Engstler/82), Javier Villa (Proteam/81), Darryl O'Young (Bamboo/79) und Michel Nykjaer (Sunred/73) im Nacken. Und das Beste daran ist: Bei noch 66 zu holenden Punkten ist in dieser Hinsicht noch gar nichts entschieden.

Poulsen fühlt sich auf jeden Fall sehr wohl in seiner Haut: "Wir hatten bislang eine sehr gute Saison", sagt der BMW Fahrer. "Es hätte nicht viel besser laufen können. Die aktuelle Situation ist prima für uns, denn wir können auch in den Rennen ganz gut mitmischen. Und je weiter wir nach vorne fahren können, umso besser", meint Poulsen, der zuletzt in Valencia gleich beide Klassensiege abstaubte.

Damit ging der Däne in der Gesamtwertung der Privatiers wieder an Hauptrivale Michelisz vorbei, der in Japan sicherlich zurückschlagen möchte. "Das hohe Durchschnittstempo könnte BMW dort in die Karten spielen", meint der Ungar. "Ich rechne mit einem hohen Verschleiß am linken Vorderreifen. Es kann zudem gut sein, dass wir am Ende der Zielgeraden eine Überholmöglichkeit haben werden."

Villa möchte in Asien angreifen

"Ich zähle Suzuka auf jeden Fall zu meinen Lieblingsstrecken. In der Formel 1 werden hier meist sehr interessante Rennen abgehalten und in der WTCC wird es nicht anders sein", erläutert Michelisz und gibt an, "wirklich sehr beeindruckt" von den Anlagen der Traditionsbahn zu sein. "Wir fahren zwar nicht auf der langen Grand-Prix-Variante, aber hier in Suzuka wollte ich schon immer einmal fahren."

"Das liegt nicht nur am Layout, sondern auch an den Erinnerungen, die ich an die Duelle zwischen Prost und Senna habe", sagt Michelisz. Ein ähnlich harter Kampf könnte den Privatiers in Suzuka ins Haus stehen, denn auch Engstler und Villa werden sicherlich viel Druck machen. Vor allem Letzterer scheint hochmotiviert zu sein, ging ihm in Valencia doch ein möglicher Rennsieg durch die Lappen.

"Nach den Ereignissen von Valencia bin ich auf jeden Fall guter Dinge." Javier Villa

"Ich freue mich sehr auf die Asien-Rennen, denn ich kenne weder Suzuka noch Schanghai. In diesem Punkt sitzen wir aber alle im selben Boot, was das Spielfeld gewissermaßen einebnen dürfte", erklärt Villa und merkt an: "Es ist dann mehr wie in Donington Park, wo ich erstmals ein WTCC-Rennen anführte. Nach den Ereignissen von Valencia bin ich auf jeden Fall guter Dinge", sagt der Spanier.


Fotos: WTCC in Suzuka


O'Young und Nykjaer geben nicht auf

Obwohl ihn dort ein Konkurrent abgeräumt habe, "weiß ich, dass ich an der Spitze mitfahren kann", meint Villa und kündigt an: "Das ist an diesem Wochenende auch mein Ziel. Ich fühle mich von Tag zu Tag stärker und mehr und mehr zuhause im Tourenwagen." Einfach wird es ihm die Konkurrenz aber nicht machen, denn auch Bamboo Engineering will mit O'Young die Chance im Titelkampf suchen.

"In den jüngsten Events liefen die Dinge nicht immer besonders gut für uns, doch wir konzentrieren uns weiterhin auf den Titelgewinn bei den Privatiers", sagt Teamchef Richard Coleman. "Dies ist schon seit Saisonbeginn unser großes Ziel und drei Wochenenden vor Schluss sind wir noch immer gut dabei." Zuversicht zieht der Brite vor allem aus dem "bisher besten Ergebnis" des Teams.

"Wir sind sehr optimistisch." Richard Coleman

Eben dieses hatte Bamboo just vor einem Jahr in Japan erzielt. "Wenn wir das wiederholen könnten, wären unsere Titelaussichten noch einmal besser. Wir sind sehr optimistisch", erläutert Coleman und übergibt das Wort an Nykjaer, das vermeintliche Schlusslicht im Titelrennen. Der Däne zeigt sich aber gelassen: "Ich habe noch alle Chancen", betont Nykjaer vor dem drittletzten Event des Jahres.

Mischt Turkington die Titelkandidaten auf?

"Ich verfüge über den Vorteil, dass ich beim Erlernen neuer Kurse schneller bin als meine Rivalen. Wenn ich schnell bin, könnten einige gute Ergebnisse für mich herausspringen. Mir ist aber klar: Einfach wird das nicht. Ich freue mich jedenfalls sehr darauf, wieder Rennen zu fahren. Die Pause war lang, doch ab jetzt liegt wieder der Zweiwochen-Rhythmus an. Das wird hart, aber interessant."

Auch, weil in Colin Turkington (Wiechers) ein erwiesenermaßen schneller Mann in die WTCC zurückkehrt. Der Nordire fährt in Japan und China für das deutsche Wiechers-Team und könnte manchem Titelkandidaten bei den Privatiers gewaltig die Suppe versalzen. Turkington macht keinen Hehl aus seinen Ambitionen und gilt als Geheimfavorit auf Klassensiege bei den Übersee-Events.

"Für eine Überraschung zu sorgen, ist niemals einfach..." Colin Turkington

"Es ist sicherlich nicht schlecht, dass diese Kurse für die Mehrheit der Fahrer neu sind", meint der Tourenwagen-Routinier. "Für eine Überraschung zu sorgen, ist zwar niemals einfach, doch wenn wir hart genug dafür arbeiten, besteht vielleicht die Chance auf gute Ergebnisse." So oder so - für große Spannung dürfte gesorgt sein, wenn die Rennleitung das Feld am Sonntag auf die Reise schickt...