• 21.12.2011 15:41

  • von Stefan Ziegler

Rückblick 2011: Volvo

Die Evaluationssaison war ein ordentlicher Erfolg für Volvo, doch noch zögern die Schweden mit einem Bekenntnis zur WTCC - Teil 10 des Rückblicks

(Motorsport-Total.com) - 344 Rennrunden, zahlreiche packende Zweikämpfe, sechs strahlende Laufsieger und ein erfolgreicher Titelverteidiger: Die WTCC begeisterte im abgelaufenen Rennjahr durch engen Motorsport und viele spektakuläre Szenen. Von Südamerika über Europa nach Asien - Chevrolet hatte die Konkurrenz von Anfang an sehr gut im Griff und setzte sich letztendlich deutlich gegen BMW, SEAT und Volvo durch.

Titel-Bild zur News: Robert Dahlgren

Robert Dahlgren im Volvo C30 Drive: Das Schweden-Gespann war toll unterwegs

Doch so souverän die Herstellerwertung entschieden wurde, so erbittert kämpften die Piloten um die Fahrerkrone. Yvan Muller, Rob Huff und Alain Menu lieferten sich ein sehr beeindruckendes Duell, das schließlich in einem ungeheuer spannenden Finale mündete. 'Motorsport-Total.com' blickt nun zurück auf die WTCC-Saison 2011 und zeichnet den Jahresverlauf nach. Heute: Volvo.

Der schwedische Automobil-Hersteller war erstmals über ein komplettes Rennjahr in der WTCC am Start und absolvierte gemeinsam mit dem Polestar-Team eine Evaluationssaison. Ziel dieses Projekts war, die Tourenwagen-WM als Plattform für Volvo zu analysieren und den Grundstein für ein künftiges Werksprogramm zu legen. Dies beinhaltete auch die Entwicklung des neuen 1,6-Liter-Turbomotors.

Gegen Saisonmitte gab dieses Aggregat sein Debüt im Volvo C30, was das Gesamtpaket umgehend noch konkurrenzfähiger machte. Robert Dahlgren und die Polestar-Mannschaft brachten es damit auf einen zweiten Startplatz sowie einen vierten Platz im Rennen - beides in Oschersleben, wo Volvo mit insgesamt 18 Punkten das beste Wochenende 2011 erlebte. Erstmals gepunktet hatten sie in Zolder.

Robert Dahlgren

Robert Dahlgren und Polestar-Volvo verdienten sich rasch reichlich Respekt Zoom

Das Rennjahr der Schweden nahm allerdings ein vorzeitiges Ende: Dahlgren verunglückte in Macao und zog sich eine Daumenverletzung zu, sodass er die beiden letzten Sprintrennen der Saison nicht bestreiten konnte. Das große Ziel, ein Platz auf dem Treppchen der WTCC, blieb auch deshalb unerfüllt. Mit insgesamt 72 Zählern beschloss Dahlgren seine Premierensaison auf WM-Rang elf.

Kein Podestergebnis in der Evaluationssaison

Ein durchaus achtbares Ergebnis, bedenkt man, dass ein Großteil der Rennstrecken ein absolutes Neuland für Fahrer und Team darstellten. Außerdem stand den Skandinaviern nur ein Volvo C30 zur Verfügung, weshalb sich Fehler bei der Abstimmung oder der Strategie fast immer rächten. Gleich mehrfach gelang es Polestar und Volvo daher nicht, die Situation zu ihren Gunsten auszunutzen.

Der ganz große Durchbruch blieb Dahlgren und seinem Team also verwehrt, doch Volvo zieht trotz des fehlenden Podestrangs ein ziemlich positives Fazit: "Die Saison endete zwar nicht so, wie wir uns das erhofft hatten, doch das Team zeigte 2011 immer wieder, dass es sich rasch anpassen kann. Dabei war es egal, wir knifflig die jeweilige Situation war", sagt Alexander Murdzevski-Schedvin.

Robert Dahlgren

Robert Dahlgren zieht nach der Saison 2011 ein durchaus positives WTCC-Fazit Zoom

Dahlgren stimmt dem Volvo-Sportchef zu und merkt an: "Wir hatten 2011 zwar das Tempo, um auf das Podest zu fahren, doch es gab halt kein Wochenende, an dem alles glatt lief. Unsere Rivalen können von Glück reden, dass wir noch nicht so viel Erfahrung haben", meint der Schwede. Volvo habe das Maximum zwar nicht erreicht, sei aber "schon jetzt ein bisschen stärker", als gedacht.


Fotos: WTCC-Höhepunkte 2011: Volvo


Polestar und Volvo überzeugen

Laut Murdzevski-Schedvin sei dies einmal mehr in der Qualifikation von Macao deutlich geworden. Im ersten Teilabschnitt hatte Dahlgren noch die Bestzeit markiert, ehe er in Q2 verunfallte. "Weder Fahrer noch Team waren zuvor auf dieser schwierigen Strecke angetreten. Das unterstreicht zweifelsfrei, welches Potenzial dieses Team besitzt." Dennoch ist nicht klar, wie es für Volvo weitergehen wird.

Ursprünglich wollte der Konzern bereits in den Sommermonaten eine Entscheidung bezüglich 2012 treffen, doch die Verantwortlichen mussten Medien und Fans immer wieder vertrösten. Selbst einen Monat nach Saisonende ist noch völlig offen, ob die Skandinavier auch im kommenden Jahr mit von der WM-Partie sein werden. Dahlgren hat sich in diesem Zusammenhang aber nichts vorzuwerfen.

Robert Dahlgren

Optisch brillierte der Volvo C30 vor allem durch die originelle Hinterrad-Aufhängung Zoom

"Ich denke, wir konnten unsere Ziele mehr als erfüllen. Es machte auch sehr viel Spaß", erläutert der 32-Jährige, der bereits einen neuen Volvo-Vertrag unterschrieben hat - allerdings in der neuen TTA-Meisterschaft und nicht in der WTCC. Das Eine schließt das Andere theoretisch nicht aus, denn die Renndaten kollidieren nicht miteinander. Außerdem sieht Dahlgren noch eine offene Rechnung.

Dahlgren sieht reichlich Potenzial für Volvo

"Wenn es uns einmal gelingt, unser Potenzial komplett abzurufen, sind wir sicherlich Kandidaten für die Pole-Position oder das Treppchen. Ganz so weit sind wir aber noch nicht. Sollte es jedoch ein 'Ja' geben, dann könnten wir noch ordentlich nachlegen. Es wäre natürlich spitze, regelmäßig vorne mitzumischen und um Rennsiege zu kämpfen", sagt der langjährige Volvo-Tourenwagen-Pilot.

Dahlgren schätzt die Herausforderungen der WTCC: "Es ist richtig knifflig, alle Faktoren bis zum Qualifying zu maximieren. Hin und wieder bist du dir selbst im Zeittraining nicht sicher, wo du letztendlich landen wirst. Und wenn du es einmal nicht auf die Reihe kriegst, bist du gleich außerhalb der Top 10", meint der Schwede. Dieses Schicksal widerfuhr ihm in diesem Jahr durchaus mehrfach.

Robert Dahlgren

Schlusspunkt: Der zerstörte Volvo C30 von Robert Dahlgren nach dem Macao-Crash Zoom

In Donington Park schien der Volvo C30 auf einen Startplatz weit vorne gepolt zu sein, doch eine falsche Taktik im Regen machte alles zunichte. Ähnliches passierte in Schanghai - und wieder ging Dahlgren nur von weit hinten ins Rennen. Oft war also etwas mehr drin für Volvo. Oder wie es Dahlgren sagt: "Unsere Leistung ist vielversprechend - sofern wir wieder eine Chance erhalten..."¿pbvin|0|4239|chevrolet|0|1pb¿

Der WTCC-Saisonrückblick 2011:

01. Das erste Saisondrittel
02. Das zweite Saisondrittel
03. Das letzte Saisondrittel
04. Die Privatierwertung
05. Fakten und Zahlen zur Saison
06. Yvan Muller
07. Chevrolet
08. BMW
09. SEAT
10. Volvo
11. Team Engstler
12. Team Wiechers