Reifenstapel als Streckenbegrenzung: "Grundsätzlich richtig"

In Losail fungieren bei den Rennen der WTCC in zahlreichen Kurven Reifenstapel als Streckenbegrenzung: Die Piloten können damit leben

(Motorsport-Total.com) - Das Überfahren der Streckenbegrenzung, die sogenannten Track Limits, sind auf vielen modernen Rennstrecken ein Problem. Asphaltierte Auslaufzonen können ein Auto zwar besser abbremsen, allerdings verleiten sie die Piloten auch dazu, die Ideallinie allzu großzügig auszulegen und sich damit einen Vorteil zu verschaffen. In Losail löste man das Problem im ersten Freien Training der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) durch Reifenstapel, die am Ausgang vieler Kurven platziert wurden.

Titel-Bild zur News: Yvan Muller

Reifenstapel wie dieser lauern in Losail in vielen Kurven Zoom

Doch dies erwies sich am Donnerstag teilweise als problematisch. Mehrmals konnten Fahrer nur mit Mühe einen Zusammenstoß mit den Hindernissen vermeiden und mussten ihnen in letzter Sekunden ausweichen. Eine Kollision eines Autos mit einem der Reifenstapel scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. Dennoch sind sie für die WTCC-Piloten nicht in erster Linie ein Sicherheitsrisiko, sondern eher ein notwendiges Übel.

"Es muss etwas geben, mit dem man kontrolliert, dass für alle die gleichen Regeln gelten", sagt WTCC-Urgestein Gabriele Tarquini. Weltmeister Jose-Maria Lopez stimmt dem Italiener zu: "Wären sie nicht da, würden wir noch weiter über die Strecke hinausfahren, was aufgrund der Asphalt-Auslaufzonen fast überall kein Problem ist", sagt der Citroen-Pilot. "Und dass macht es den Stewards schwierig zu entscheiden, ob die Track Limits eingehalten werden."

Die Grundproblematik liegt laut Tarquini in den unterschiedlichen, teils widersprüchlichen Anforderungen, denen eine Rennstrecke gerecht werden muss. "Wenn man eine Strecke baut, muss man die Charakteristik der Randsteine für eine Serie anpassen", erklärt der Italiener. "Hier fahren vor allem Motorräder, die völlig anders als Formelautos sind, und die sind wiederum anders als Tourenwagen. Wir bräuchten höhere Randsteine, weil man mit unseren Autos viel einfacher darüber fahren kann als mit Formelautos."


Fotos: WTCC in Losail


"Gerade auf der Außenseite sind die Randsteine hier aber sehr flach, weshalb man einfach darüber fahren und einen Vorteil erzielen kann", so Tarquini weiter. Eine Änderung am Losail International Circuit habe zudem dafür gesorgt, dass dieses Problem 2016 deutlich gravierender ist als noch im vergangenen Jahr.

"Bei 80 Prozent der Kurven haben sie am Ausgang den Kunstrasen entfernt", sagt Lopez. Das habe Vor- und Nachteile. "Im vergangenen Jahr war es dort (auf dem Kunstrasen; Anm. d. Red.) sehr rutschig. Da war man gezwungen, sich an die Track Limits zu halten. In diesem Jahr kann man sich weiter heraustragen lassen, und daher haben die Stewards wahrscheinlich entschieden, diese Reifenstapel hinzustellen."

"Das finde ich grundsätzlich richtig, aber man muss schauen, ob sie an den richtigen Stellen stehen", so Lopez weiter. Ohne diese Hindernisse würden er und seine Kollegen seiner Einschätzung nach aber mehr neben als auf der Strecke fahren. "Wir wollen immer so schnell wie möglich fahren, und so lange uns keine Mauer oder etwas anderes aufhält, werden wir es immer weiter treiben", erklärt der Weltmeister.