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Priaulx-Kolumne: "Ich gebe niemals auf!"
Andy Priaulx schreibt in seiner neuen Kolumne über das BMW Heimrennen in Oschersleben, seinen Crash im ersten sowie seine Aufholjagd in Lauf zwei
Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',

© xpb.cc
Andy Priaulx erlebte in Oschersleben ein nur wenig erfreuliches Wochenende
meine Frau Jo würde mir wahrscheinlich bei dem nun Folgenden widersprechen, aber ich halte mich eigentlich für eine ruhige und friedfertige Person. Es braucht schon einiges, um mich aus der Fassung zu bringen. Ich habe nämlich über die Jahre gelernt, keine Energie auf Dinge zu verschwenden, die außerhalb meiner Kontrolle liegen. Aber - und dieses "aber" ist ein wirklich großes - wenn die Dinge nicht fair verlaufen, dann kann mir das schon ziemlich auf den Wecker gehen. So etwas ist in Oschersleben vorgefallen - und zu sagen, dass ich verärgert darüber war, wäre die Untertreibung des Jahres!
Ich beginne am besten damit, mein zweites Heimrennen damit zu beschreiben, dass ich als Dritter in der Meisterschaft und 16 Punkte hinter dem Führenden an den Start gerollt und als Dritter mit nur noch 13 Punkten Rückstand herausgekommen bin. Allerdings wird es mir wohl eher in Erinnerung bleiben, dass ich ziemlich wütend, frustriert und enttäuscht war - ich empfand beinahe jedes nur denkbare negative Gefühl.#w1#
Tarquini mit äußerst fragwürdigem Manöver
Jetzt kommt ein weiteres "aber": Wenn ich allerdings mit ein paar Stunden Abstand auf die ganze Geschichte zurückblicke, dann denke ich, dass ich womöglich eines der besten Rennen meiner gesamten Karriere hingelegt habe. Ich bin außerdem sehr stolz darauf, wie mein RBM-Team sich um mich geschart hat. Sie haben mir nicht nur ein großartiges Auto hingestellt, welches nach dem ersten Lauf schwer beschädigt gewesen ist, sondern haben mir auch die nötigen Ermunterungen zuteil werden lassen. Die habe ich auch gebraucht, um im zweiten Lauf von P26 auf den fünften Rang nach vorne zu fahren.
Ich gehe davon aus, dass der achte Platz bei einem fliegenden Start nicht unbedingt das Gelbe vom Ei ist, zumal der sich auf der schmutzigen Seite der Strecke befand. Wie gewöhnlich gab es anfangs wieder etwas Konfusion und reichlich Schubser und Drängeln. Bei so einem zusammengedrängten Feld ist das ja normal. Ich war also schon recht zufrieden, nicht nur dem Chaos in der ersten Kurve unbeschadet entkommen zu sein, sondern auch meinen BMW nach einem kräftigen Stoß in Kurve zwei schadlos gehalten zu haben.
Ich konnte dann wieder etwas runterkommen und meinen Rhythmus finden. Die halbe Distanz war gefahren und ich lag noch immer an P8, aber plötzlich bot sich die Chance, nach vorne zu kommen: Gabriele Tarquini hatte offensichtlich Probleme mit seinem SEAT, denn er fiel vom zweiten auf den siebten Platz zurück. Ich sah meine Möglichkeit und habe wohl nicht erwartet, dass sich ein Wagen in solchen Schwierigkeiten derart zur Wehr setzt. Bevor ich recht wusste, was los war, wurde ich abgeschossen, drehte mich im Kreis und landete in der Mauer und im Aus.
Aufholjagd im zweiten Rennen
Aus meinen Ohren stieg wohl der Rauch auf, als ich wieder zurück in der Box war. Die Warterei auf den obligatorischen Besuch bei den Stewards hat meiner Stimmung da nur bedingt geholfen. Aber es gab ohnehin nichts, was ich hätte tun können. Es war nur noch eine knappe Stunde bis zum nächsten Rennen, also habe ich die Gedanken daran verdrängt. Ich musste diesen Vorfall einfach hinter mit lassen - ich würde ihn ja schließlich noch einmal überholen müssen, wenn ich in Lauf zwei anständig abschneiden wollte.
Es gab einen weiteren wilden Start, aber dieses Mal habe ich mir gesagt, dass das Auto vom BMW Team UK nicht in Mitleidenschaft gezogen wird! Das habe ich durchgezogen und hatte nach der ersten Runde schon 14 Positionen gutgemacht. Zu diesem Zeitpunkt konnte mich rein gar nichts aufhalten. Ich wollte die Punkteränge unbedingt erreichen und nichts konnte mich davon abhalten. Natürlich wurde es immer schwieriger, je weiter nach vorn ich kam. Ich habe mich aber sehr darüber gefreut, dass die Gentlemen in diesem Rennen allesamt am Steuer eines BMW gesessen haben. Das hat mir sehr geholfen, denn diese Jungs haben keine gefährlichen oder unvorhersehbaren Manöver an den Tag gelegt. Als ich schließlich als Fünfter über die Linie gefahren bin, dann hat sich das für mich fast wie ein Sieg angefühlt.
Ich gebe niemals auf - das weiß man spätestens, wenn man mein Buch gelesen hat und sieht, dass ich vier Titel gewonnen habe. Es liegen noch vier Rennwochenenden vor uns, zum Teil Neuland für alle Beteiligten. Ich kann BMW und meinen Fans versprechen, dass ich nach wie vor alles versuchen werde - wie immer!
Herzliche Grüße,

