• 23.09.2012 23:11

  • von Stefan Ziegler

Muller mit Foul an Engstler: Huff siegt vor Michelisz

Chevrolet-Fahrer Rob Huff macht die WM mit seinem Sieg in Sonoma wieder völlig offen - Yvan Muller mit Foul an Franz Engstler und Durchfahrtsstrafe

(Motorsport-Total.com) - Noch ein Sieg für Chevrolet, doch diesmal war es alles andere als ein Spaziergang: Rob Huff hatte im Ziel lediglich wenige Zehntel Vorsprung auf Norbert Michelisz (Zengö-BMW) und Gabriele Tarquini (Lukoil-SEAT). Und weil der Streckenposten auf Höhe der Linie die Zielflagge nicht schwenkte, fuhr das Spitzentrio gleich noch eine weitere Runde im Renntempo. Das Ergebnis blieb aber bestehen.

Titel-Bild zur News: Franz Engstler

Franz Engstler fliegt nach dem Foul von Yvan Muller ab - und Rob Huff gewinnt Zoom

Bis es jedoch Form angenommen hatte, war in Sonoma einiges passiert: Erst drehten sich Stefano D'Aste (Wiechers-BMW) und Mehdi Bennani (Proteam-BMW) jeweils in Führung liegend von der Strecke, dann bugsierte Yvan Muller (Chevrolet) Franz Engstler (Engstler-BMW) rüde von der Bahn und aus der Spitzenposition, um selbst Rang eins zu übernehmen. Er hatte aber nicht viel Freude daran.

Die Rennleitung reagierte nämlich prompt und bedachte Muller mit einer Durchfahrtsstrafe, die der aktuelle Weltmeister schließlich auch antrat. Er fiel zurück ans Ende des Feldes und wurde unterm Strich noch 14. - ohne Punkte. Weil Huff gleichzeitig siegte, führen nun zwei Piloten die Fahrer-WM an: Muller und Huff bringen es bei noch sechs zu fahrenden Rennen jeweils auf 315 Zähler.

Sehr zur Freude von Huff, der auf dem Sonoma Raceway seinen vierten Saisonsieg einstrich. "Genau darauf hatten wir hingearbeitet. Fantastisch", meint der Chevrolet-Fahrer. "Es ist klasse, hier einen Sieg und einen zweiten Platz einzufahren, denn wir hatten über das gesamte Wochenende hinweg ein bisschen zu kämpfen. Danke auch an Norbert Michelisz. Er ist ein richtig fairer Bursche", sagt Huff.

Doch der Reihe nach: Der stehende Start zum zweiten WTCC-Rennen in den USA war eine klare Angelegenheit für die BMW-Piloten. D'Aste, Bennani, Engstler und Michelisz ließen ihre Rivalen auf der Linie locker stehen und gingen als Quartett in Führung, doch schon nach einer halben Runde war es nur noch ein Spitzentrio: D'Aste verabschiedete sich mit einem Dreher in Kurve sieben von vorn.


Fotos: WTCC in Sonoma


Bennani übernahm das Kommando und wurde seinerseits von Engstler, Michelisz sowie den beiden Chevrolet-Fahrern Muller und Huff gejagt. Michelisz gab sich der blauen Übermacht bald geschlagen, Bennani warf den ersten Platz erst ins Kiesbett und dann in die Mauer. Übrig blieb Engstler, der den Chevrolet-Piloten zunächst gut Widerstand leistete. In Runde fünf holte Muller dann entscheidend aus.

Huff fällt die Führung in den Schoß

In der Karussell-Passage gab er Engstler links hinten eine auf das Heck des BMW 320 TC. Und diese kleine Berührung reichte aus, um Engstler erst querzustellen und als Folge davon in einen Dreher zu zwingen. Der Deutsche war seine Führung los und kehrte nur als Zehnter zurück ins Rennen, das erst einmal von Muller angeführt wurde. Dabei blieb es auch, denn das Safety-Car musste ausrücken.

Mittlerweile zeigten die Streckenposten in jedem der drei Sektoren des vier Kilometer langen Sonoma Raceways gelbe Flaggen, sodass die Rennleitung das Treiben erst einmal unterband. Beim Restart in Runde acht durfte Muller noch das Tempo vorgeben, doch die in der gleichen Runde ausgesprochene Durchfahrtsstrafe kostete ihn teuer zu stehen. In Runde zehn bog Muller ab - und war Platz eins los.

Huff übernahm - als fünfter Spitzenreiter auf weniger als 50 Kilometer - und rauschte mit Michelisz im Schlepptau um den Kurs. Letzterer dachte rein gar nicht daran, Huff einen angenehmen Nachmittag zu bereiten, sondern machte ständig Druck. Es half aber alles nichts: Huff verteidigte sich geschickt und nahm 0,320 Sekunden mit über die Linie, die er dank der Fahnen-Verwirrung zweimal passierte.


Die WTCC-Rennen in Sonoma

Coronel mit bester Aufhol-Leistung

Tarquini, der zum Schluss wieder aufgeschlossen hatte, wurde sicherer Dritter vor dem im zweiten Rennen unauffällig fahrenden Alain Menu (Chevrolet). Dann der Aufholkönig schlechthin: Von Platz 18 gestartet, holte sich Tom Coronel (ROAL-BMW) noch den starken fünften Rang. Tiago Monteiro (Tuenti-SEAT) ergatterte in seinem letzten Rennen als SEAT-Pilot noch die sechste Position.

Alex MacDowall (Bamboo-Chevrolet), Tom Boardman (STR-SEAT), D'Aste und Engstler machten die Top 10 von Sonoma perfekt. Zumindest für die beiden zuletzt Genannten wäre wohl deutlich mehr drin gewesen. Ein rabenschwarzes Wochenende erwischte Pepe Oriola (Tuenti-SEAT) ohne Punkte und auch Ford blieb mit Tom Chilton (Aon) und James Nash (Aon) in den USA ohne zählbares Ergebnis.

In der WM-Gesamtwertung konzentriert sich aber eh alles auf das Titelduell der Chevrolet-Piloten: Muller behält aufgrund der besseren Siegausbeute (8:4) mit 315 Punkten die Tabellenführung, Huff ist punktgleicher Zweiter. Menu, der in Sonoma nur einmal punktete, kommt nun auf 267 Punkte und verlor im WM-Rennen weiter an Boden. Bester Verfolger bleibt Tarquini mit jetzt 193 Zählern.