• 12.11.2009 14:24

  • von Stefan Ziegler

Coronel: "Angst kannst du dir nicht leisten"

SEAT-Pilot Tom Coronel über den ganz normalen Motorsport-Wahnsinn auf dem Guia Circuit in Macao: "Es ist eine klassische Fahrerstrecke"

(Motorsport-Total.com) - Und wieder geht ein Rennsport-Jahr zu Ende: Alljährlich reist die Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) zum Abschluss ihrer Saison nach Macao, um auf den Straßen der Spielerstadt das große WM-Finale abzuhalten. Der Jahresausklang ist zugleich der Höhepunkt der Saison, denn nirgendwo sonst werden die WTCC-Piloten so gefordert wie auf dem schwierigen und spektakulären Guia Circuit.

Titel-Bild zur News: Alessandro Zanardi, Tom Coronel

Tom Coronel kennt den Guia Circuit ganz genau - ein Sieg fehlt ihm aber noch...

"Von allen Rennstrecken, auf denen ich bislang unterwegs war, stellt Macao die größte Herausforderung dar", bringt es Tom Coronel auf den Punkt. Der niederländische Rennfahrer ist einer der größten Fans des Stadtkurses, der schon kleine Fehler hart bestraft. Eine Erfahrung, die auch "Major Tom" im Verlaufe der Jahre machen musste: Ein Sieg fehlt dem "fliegenden Holländer" noch.#w1#

Coronel noch ohne Sieg in Macao

1997 griff Coronel nach dem Sieg im berühmten Formel-3-Rennen, kam aber nicht über die Runden und musste zusehen, wie Soheil Ayari triumphierte. 2001 hätte der Privatier das traditionelle Tourenwagen-Rennen für sich entscheiden können, doch stattdessen siegte Landsmann Duncan Huisman. "Diese beiden Rennen schmerzen mich sehr", sagt Coronel rückblickend noch heute.

"Wenn ich könnte, dann würde ich diese Läufe sehr gerne noch einmal bestreiten", so der 37-Jährige Routinier. "1997 war ich unschlagbar und deutlich schneller als alle anderen, 2001 rutschte ich zwei Runden vor dem Ende in die Mauer. In beiden Fällen ging der Siegerpokal letztendlich an jemand anderen", meint der Niederländer. "Fehler kannst du dir auf diesem Stadtkurs nicht erlauben."

Gleichzeitig nivelliert der Guia Circuit das Fahrerfeld: "Auf einer solchen Rennbahn wird der Vorteil eins vermeintlich stärkeren Fahrzeugs weggewischt", erläutert Coronel. "Es ist eine klassische Fahrerstrecke und da kannst du selbst mit einem unterlegenen Auto den Unterschied machen. Du musst das Verhalten deines Rennwagens genau kennen und wissen, was du damit anstellen kannst."


Fotos: WTCC in Macao


Die Macao-Atmosphäre ist legendär

"Im Winter fahre ich mit meinem Auto viel auf Schnee herum und weiß daher genau, wie ich mich in gewissen Situationen verhalten muss. Angst kannst du dir auf einem Stadtkurs nicht leisten", so Coronel. "Du musst schauen, wo du hin willst, und wo du nicht hin willst. Sonst hängst du früher oder später in der Mauer. Macao fahre ich vorab in Gedanken, mache Notizen und kenne jede Bodenwelle."

"Die Atmosphäre ist einfach anders als überall sonst", gibt der frühere Formel-Fahrer zu Protokoll. "Für alle ist Macao neutraler Boden, denn im Prinzip kann niemand diesen Kurs als sein 'Heimrennen' bezeichnen. Es gibt weitaus weniger Spannungen zwischen den Piloten - und auch die Abende sind besser als anderswo: Macao ist eben das asiatische Las Vegas", fügt der Sunred-Pilot hinzu.

"Es gibt Restaurants, Bars, Lichter und die besten Hotels auf unserer Weltreise. Es fühlt sich eigentlich schon etwas wie Urlaub an, denn die Arbeit eines Jahres geht dort zu Ende", erklärt Coronel die speziellen Umstände der Rennveranstaltung in Macao. "Ein Gefühl der Erleichterung stellt sich ein und aus diesem Grund sind die Partys nach dem Rennen dort auch immer die besten", so Coronel.