• 01.08.2010 12:36

  • von Stefan Ziegler

Chaos in Brünn: Huff gewinnt den ersten Lauf

Chevrolet-Fahrer Rob Huff hat das turbulente erste Rennen von Tschechien für sich entschieden - WM-Spitzenreiter Yvan Muller mit erster Nullnummer

(Motorsport-Total.com) - Von der Pole-Position zum Sieg in Brünn: Rob Huff (Chevrolet) ließ sich in Tschechien weder von einer frühen Safety-Car-Phase noch vom amtierenden Titelträger der WTCC, Gabriele Tarquini (SR), aus der Ruhe bringen und feierte souverän seinen ersten Saisonsieg. Der Brite setzte sich nach zwölf Runden gegen seine Rivalen durch und verwies Tarquini und Alain Menu (Chevrolet) auf die Plätze.

Titel-Bild zur News: Robert Huff

Rob Huff war im ersten Lauf von Brünn der schnellste Fahrer der Tourenwagen-WM

Ein rabenschwarzes Wochenende erwischte indes der dritte Cruze-Pilot: Yvan Muller (Chevrolet) ging vom achten Rang aus ins Rennen und wurde schon frühzeitig in harte Duelle verwickelt. Am Ende sollte Muller erstmals 2010 nicht die Zielflagge sehen - ein Unfall und diverse Folgeschäden an seinem Auto warfen den Ex-Champion nicht nur in Bezug auf Tschechien zurück. Doch der Reihe nach.#w1#

Wider erwarten ging in Kurve eins alles glatt: Ganz im Gegenteil zum Rennstart 2009 kamen sämtliche 22 Fahrer relativ unbeschadet um die erste Ecke - einige kleinere Hiebe wurden aber freilich ausgeteilt. Unmittelbar vor der Gegengeraden mündete dies in ein munteres Hauen und Stechen, dem zunächst Jordi Gené (SR) zum Opfer fiel. Der Spanier fing sich einen Aufhängungsschaden ein.


Fotos: WTCC in Brünn


Damit aber nicht genug, denn der plötzlich langsam gewordene Gené wurde von hinten aufgegabelt. Fredy Barth (Sunred) krachte seinem SEAT-Markenkollegen ins Heck und schob Gené ins Aus, Kristian Poulsen (Poulsen) und Tom Coronel (SR) wurden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Das so entstandene Tohuwabohu wurde danach erst einmal durch das Safety-Car aussortiert.

Muller wird unschuldig abgeräumt

An der Spitze hatte sich indes Rob Huff (Chevrolet) behauptet. Der Pole-Sitter hatte sich beim Start souverän gegen Gabriele Tarquini (SR) behauptet und führte das Feld ab Runde vier wieder im Renntempo um den Kurs. Prompt kam es dahinter wieder zu einer Kollision: Norbert Michelisz (Zengo) und Colin Turkington (eBay Motors) lagen miteinander im Clinch und krachten ineinander.

Yvan Muller

Yvan Muller wurde abgeräumt und sah im ersten Brünn-Rennen nicht die Zielflagge Zoom

Der Leidtragende dabei: WM-Spitzenreiter Yvan Muller (Chevrolet). Der Franzose wollte sich das Kampfduo auf der Außenseite von Kurve eins schnappen, wurde bei der Kollision der beiden Streithähne aber in Mitleidenschaft gezogen und musste sein Rennen mit beträchtlichem Schaden vorzeitig beenden. Turkington konnte weiterfahren, Michelisz strandete indes im Kiesbett.

Zuvor hatte sich letzterer einen herrlichen Zweikampf mit Muller geliefert, wobei über die Hälfte der 5,403 Kilometer messenden Rennstrecke kein Sieger in diesem Duell ausgemacht werden konnte. Der Einsatz des Safety-Cars schob einer Entscheidung allerdings einen Riegel vor - zumindest vorerst. Kaum war das Sicherheitsauto wieder verschwunden, flammten die Kämpfe wieder auf.

Priaulx und Turkington schlagen sich wacker

Immer im Zentrum der Scharmützel: Die beiden BMW Fahrer Turkington und Andy Priaulx (BMW Team RBM). Während der Gastpilot in seinem leicht demolierten BMW 320si heldenhaft versuchte, sich seine Verfolger um Michel Nykjaer (Sunred) vom Hals zu halten, preschte Ex-Champion Priaulx immer weiter nach vorne durch. Letztendlich sollte sich diese couragierte Fahrt sehr bezahlt machen.

Andy Priaulx

Andy Priaulx rauschte wieder einmal von hinten durch das Feld und holte gute Punkte Zoom

So rang Priaulx erst Tiago Monteiro (SR) nieder und machte sich anschließend an die Verfolgung von Nykjaer, der sich mit Händen und Füßen gegen den dreimaligen Weltmeister zu wehren versuchte. Unterm Strich vergebens, denn Priaulx setzte sich in Runde elf souverän gegen den dänischen SEAT-Piloten durch und ging kurz vor Schluss auch noch an seinem Landsmann Turkington vorbei.

Damit waren die Positionen an der Spitze vergeben: Huff fegte nach zwölf Umläufen als Sieger über die Ziellinie und wiederholte damit seinen Rennerfolg von 2006. Für den Chevrolet-Piloten ist es der erste Saisonsieg 2010, der ihn wieder in den Titelkampf zurückbringt. Tarquini sicherte sich mit Rang zwei ebenfalls wichtige WM-Punkte, Alain Menu (Chevrolet) fuhr etwas unauffällig auf Platz drei.

O'Young stellt den Lacetti auf die Pole-Position

Immerhin hielt der Schweizer aber Augusto Farfus (BMW Team RBM) auf Distanz, der das Podium nur knapp verpasste. Dahinter rauschten Priaulx und Turkington mit identisch beschädigten Autos über die Linie, Nykjaer wurde Siebter. Dann die große Sensation: Darryl O'Young (Bamboo Engineering) wurde auf Platz acht abgewinkt und steht als Privatier auf der Pole für Lauf zwei!

Darryl O'Young

Darryl O'Young überraschte als Achter - und steht in Lauf zwei auf der Pole-Position Zoom

Der chinesische Rennfahrer setzte sich in der Schlussrunde gegen den stark auftretenden Poulsen zur Wehr - der Däne hatte sich nach seinem frühen Crash hervorragend zurückgekämpft und wurde mit dem neunten Platz und zwei WM-Punkten belohnt. Monteiro beschloss als Zehnter die Punkteränge von Brünn vor Stefano D'Aste (Proteam) und Sergio Hernández (Proteam).

Im Hinterfeld lieferten sich die Privatiers ebenfalls viele schöne Duelle: Franz Engstler (Engstler) mischte munter mit und zeigte einige schöne Manöver, musste nach einem kurzen Ausflug ins Kiesbett allerdings abreißen lassen. Nach seinem Ausritt sortierte sich Engstler just vor Fredy Barth (Sunred) ein, der den Rennfahrer aus dem Allgäu aber letztendlich noch überholen konnte.