WRC-Teams drängen auf Beibehaltung des aktuellen Rally1-Reglements

Toyota, Hyundai und M-Sport-Ford appellieren an die FIA, die radikalen Änderungen des Rally1-Reglements im kommenden Jahr nicht wie geplant umzusetzen

(Motorsport-Total.com) - Die vom Automobil-Weltverband FIA geplanten Regeländerungen für die Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) stoßen bei den Herstellern auf zunehmenden Widerstand. Wie mehrere Quellen gegenüber Autosport, einer Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, bestätigten, haben Toyota, Hyundai und M-Sport gemeinsam einen Brief an die FIA geschrieben, in dem sie sich für die Beibehaltung des aktuellen technischen Rally1-Reglements bis Ende 2026 aussprechen.

Titel-Bild zur News: Thierry Neuville

Hyundai würde gerne mit dem aktuellen Rally1-Auto weitermachen Zoom

Im Februar präsentierte die FIA-Arbeitsgruppe ihre Vision für die Zukunft der Rallye-Topklasse. Sie enthält eine Reihe von Vorschlägen, die Änderungen im technischen und sportlichen Reglement vorsehen. Über die Vorschläge wird bei der Sitzung des Motorsport-Weltrats im Juni abgestimmt.

Im technischen Reglement sehen die Vorschläge den Verzicht auf Hybridantriebe ab 2025 vor. Zudem sollen die Luftmengenbegrenzer verkleinert und die Aerodynamik beschnitten werden, was die Rally1-Autos deutlich einbremsen würde.

Vor allem die Fülle der Regeländerungen stößt bei den derzeit in der WRC vertretenen Rally1-Herstellern auf Widerstand. Allen voran Hyundai hatte erklärt, dass bei einer Verabschiedung des Reglements nicht genügend Zeit bliebe, um die Autos bis zum Saisonstart im Januar 2025 entsprechend anzupassen. "Für mich ist es zu diesem Zeitpunkt im Juni einfach nicht möglich, einen guten Job für das nächste Jahr zu machen", sagt Hyundai-Motorsportchef Cyril Abtieboul gegenüber Autosport.

Zu viele Veränderungen in zu kurzer Zeit

"Wir sprechen hier von großen Veränderungen am Auto, an der Leistung und Gewichtsverteilung, an der Aerodynamik, und die Veränderung des Flügels ist keine kleine Veränderung. Ich will es nicht quantifizieren, aber es ist eine große Veränderung", erklärt Abiteboul.

Zudem befürchtet Abiteboul, dass die Investitionen von Hyundai in die Verbesserung des aktuellen i20 N Rally1 bei einer derart umfassenden Regeländerung umsonst gewesen sein könnten. "Hyundai ist im Rallyesport sehr engagiert. Wir wollen ein ernsthafter Konkurrent sein und wir werden alles tun, um mit einem konkurrenzfähigen Auto gegen unsere Konkurrenten anzutreten", sagt Abiteboul.

"Wir wissen, dass wir immer noch einen klaren Nachteil gegenüber Toyota haben, und jetzt sind wir in einer Situation, in der dieser Nachteil für weitere zwei Jahre bestehen bleiben wird", befürchtet der Hyundai-Motorsportchef.

Latvala hofft auf Kompromiss

Auch bei Toyota hofft man, die FIA bei der Umsetzung der geplanten Regeln noch umstimmen zu können. "Ich hoffe, dass wir eine Lösung finden können, bei der wir für nächstes Jahr nicht so viele Dinge auf einmal machen müssen", sagt Teamchef Jari-Matti Latvala gegenüber Autosport.

Auch der Finne ist der Meinung, dass sich mit dem aktuellen Vorschlag zu viel auf einmal ändern würde: "Im Idealfall werden die Autos durch die Abschaffung der Hybride sowieso langsamer. Aber gleichzeitig den Restriktor und die Aerodynamik zu ändern, alles auf einmal, das ist ein bisschen zu viel. Denn das bedeutet, dass man zuerst die Motorleistung für die verschiedenen Restriktoren optimieren und dann Tests für die Aerodynamik durchführen muss", so Latavla weiter.

Ähnlich sieht es sein Teamchef-Kollege Richard Millener von M-Sport: "In zehn Monaten ist viel zu tun, und realistisch gesehen werden wir sechs Monate brauchen, um die Dinge zu sortieren, um zu verstehen, was die Reduzierung der Aerodynamik bedeutet, um zu entwickeln, zu bauen, Teile herzustellen und zu testen", hält der Brite den Zeitplan für zu ambitioniert.

Dennoch ist Latvala zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden wird, mit der alle Seiten leben können. "Wir haben begonnen, mit der FIA zu kommunizieren, und es gibt jetzt wöchentliche Treffen, was wirklich gut ist", sagt er. "Alle Hersteller sind an Bord, und ich denke, wir haben gute Chancen, einen Kompromiss zu finden."

Neueste Kommentare