• 24.08.2008 12:48

  • von Britta Weddige

Wirft Duval sein Talent weg?

Duval könnte als einer der wenigen Loeb Paroli bieten, wenn er ein festes Cockpit hätte - Warum er das aber nicht hat, erklärt Experte Armin Schwarz

(Motorsport-Total.com) - Francois Duval taucht nicht oft im WRC-Zirkus auf - wenn er es aber tut, dann zeigt er Spitzenleistungen. Das jüngste Beispiel war die Rallye Deutschland, bei der er in Diensten des Stobart-Teams eigentlich schon mit Ansage auf's Podium gefahren ist, obwohl er seit Monaten nicht mehr im Ford Focus gesessen ist.

Titel-Bild zur News: Francois Duval

Francois Duval leidet unter dem Fluch des "Springers"

Vielleicht wäre sogar noch mehr drin gewesen als Rang drei, wenn Duval nicht am ersten Tag von Schaltproblemen ausgebremst worden wäre. Sein Können würdigt nun auch das Ford-Werksteam und holt ihn bei den Asphaltrallyes in Spanien und Korsika ins Werkscockpit, das Jari-Matti Latvala bei diesen beiden Läufen räumen muss.

Für Experte Armin Schwarz ist klar: Duval könnte einer der wenigen sein, die Dominator Sébastien Loeb das Leben schwer machen könnte, wenn er ein festes Cockpit hätte. "Für mich ist immer wieder eine Überraschung, wie schnell Duval eigentlich in die Gänge kommt, obwohl er wenig Erfahrung hat", erklärte Schwarz gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "In Deutschland hat er auch eine sehr gute Leistung gezeigt, obwohl er seit Januar nicht mehr im WRC gesessen ist."#w1#

Duval auch auf Schotter stark

Der Belgier könnte Loeb übrigens nicht nur auf seinem Spezialuntergrund Asphalt Paroli bieten, sondern auch auf Schotter: "Er ist auch bei Schotterrallyes gut, er hat 2005 in Australien gewonnen. Das war zwar ein bisschen glücklich, aber trotz alledem gewonnen. Und bei anderen Schotterrallyes hat er schon einmal zwischenzeitlich sehr gut ausgesehen, wo es ums Gewinnen gegangen ist."

Experte Schwarz ist überzeugt: "Wenn es in Zukunft Loeb-Jäger gibt, dann sind das Jari-Matti Latvala und Duval, wenn er ein Auto bekommt." Für den Führungspiloten im Ford-Team und aktuellen WM-Zweiten, Mikko Hirvonen, gelte das nur bedingt, "weil Mikko für mich den zu braven Eindruck macht. Wie ich bei der Schweden-Rallye schon einmal gesagt habe, glaube ich, dass Mikko immer wieder zu brav denkt, dass er sagt 'Hier nehme ich vier Punkte mit, hier fünf Punkte, da zehn, da acht'. Er ist ein Punktesammler, aber nur rein mit Punktesammeln kann man die Meisterschaft nicht holen."

Duval steht sich selbst im Weg

Nun könnte man sich als aufmerksamer Beobachter sagen: Wenn Duval auf Apshalt und Schotter so stark ist, dann gebt doch einfach ein Stammcockpit und schon hat man einen neuen Titelkandidaten. Doch bisher hatte der Belgier nur 2003 und 2004 bei Ford sowie 2005 bei Citroën einen festen Vertrag, seit der Saison 2006 muss er sich mit vereinzelten Einsätzen über Wasser halten - trotz seines erwiesenen Könnens.

Warum das so ist, erklärt Experte Schwarz: "Das ist kein großes Geheimnis. Duval ist eigentlich einer, der alles ein bisschen an sich vorbeigehen lässt. Er hat meines Wissens nach auch drei, vier, Manager, Berater, was weiß ich was. Er sucht sich immer das aus, was für ihn am besten klingt. Ich glaube einfach, dass ihm selbst vielleicht auch vom Auftreten her sehr viel fehlt. Er lässt sich immer falsch beraten, tritt auch dementsprechend unvorbereitet auf."

Das gelte natürlich nicht für Duvals fahrerische Leistung - aber wenn man ein festes Cockpit will, muss man eben auch menschlich die nötigen Voraussetzungen mitbringen. "Du kannst nicht mit deinem Teamchef reden und dabei in der Nase bohren oder telefonieren - zum Beispiel. Das klingt hart, aber so ist es leider", weiß Schwarz. "Ich habe damals oft mit Citroën-Sportchef Guy Fréquelin geredet, als sie ihm dreimal den Beifahrer getauscht haben. Keiner wollte mehr mit ihm fahren. Das ist schon bezeichnend, da sagt man sich: 'Mensch, da wirft wirklich einer das ganz große Talent weg'. Denn das hätte er - den Rest bekommt er aber nicht auf die Reihe."