Schwarz: "Loeb ist einfach Loeb"
Experte Armin Schwarz analysiert den siebten Triumph von "Super-Seb" Loeb bei der Rallye Deutschland - Hatten die Rivalen Angst vor der eigenen Courage?
(Motorsport-Total.com) - Wer soll Sébastien Loeb in Deutschland schlagen? Das war die große Frage vor der Rallye Deutschland. Jetzt kennen wir die Antwort: Keiner. Loeb, das "Alpha-Männchen" der Rallye-Weltmeisterschaft, hat seinen "Heimlauf" in Trier wieder einmal nach Belieben dominiert, eine Bestzeit nach der anderen geholt und ist erst dann vom Gas gegangen, als ihm der Sieg nicht mehr zu nehmen war. Der Elsässer holte seinen siebten Triumph bei der Deutschland-Rallye und setzte damit seine Serie fort: Seit der Lauf 2002 WM-Status bekommen hat, konnte sich kein anderer Fahrer vor der Porta Nigra als Sieger feiern lassen.

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Sébastien Loeb und die Rallye Deutschland - eine Kombination, die stimmt
Was macht Loeb und Citroën gerade in Deutschland so stark? "Das Paket, das sie haben. Das geht ja schon jahrelang so", erklärte Experte Armin Schwarz gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Ich denke einfach, dass Sébastien in der Asphalt-Meisterschaft, in der er in Frankreich aufgewachsen ist, sehr, sehr viel gelernt hat und sich auf dem Terrain mittlerweile auch sehr, sehr gut auskennt. Natürlich hat er auch davon profitiert, dass er die letzten Jahre hier so stark gefahren ist. Zudem hat er ein gutes Auto und ein gutes Team um sich herum."#w1#
Es sei nicht einfach zu erklären, warum Loeb so dominant und für die Gegner so schwer zu knacken ist, so Schwarz weiter: "Loeb ist einfach Loeb. Warum hat Michael Schumacher so oft gewonnen? Es ist einfach ein Typ Fahrer, an dem die anderen zu beißen haben."
Die Einstellung muss stimmen
Bei den Rivalen muss die Einstellung im Kopf stimmen, wenn sie gegen Loeb in Deutschland etwas ausrichten wollen. Und das war offenbar nicht der Fall, auch nicht bei Mikko Hirvonen, der in Deutschland die WM-Führung an den Franzosen verloren hat. "Wenn du von vornherein schon sagst, 'boah, der ist hier wahrscheinlich nicht zu knacken', dann fährst du ja schon mal mit der Einstellung los. Und das ist auch nicht die beste", erklärte Schwarz. "Denn normalerweise fährst du jede Veranstaltung los und sagst 'Hier kann ich vorne mitfahren und hier werde ich ihn schlagen'."
Schwarz wiederholte seine Einschätzung, dass die psychologische Entscheidung in der WM schon durch Loebs Sieg in Hirvonens Heimat Finnland gefallen ist: "Da hat man demjenigen ein bisschen die Luft herausgenommen, der Loeb hätte schlagen können. Ich denke, dass Finnland der Schlüssel war. Bei der Deutschland-Rallye war von vornherein für alle Fahrer klar: Loeb zu schlagen, ist schwierig oder schier unmöglich. Mit dieser Einstellung sind alle losgefahren. Dementsprechend haben alle ihren Speed oder auch ihre Zurückhaltung angelegt." Anders ausgedrückt: Die Angst vor der eigenen Courage könnte zur Bremse geworden sein.
Hirvonen konnte nur anfangs mithalten
Dabei sah es für Loebs WM-Rivalen Hirvonen zunächst gar nicht so schlecht aus in Deutschland. Am ersten Tag konnte er zumindest den Anschluss halten. Sein Traum vom Podium platzte allerdings spätestens, als er sich am Samstagabend auf den aggressiven Betonpisten der Panzerplatte in Baumholder einen Reifenschaden zuzog und zurückgeworfen wurde.
"Hirvonen hat so gut angefangen, weil er zu Anfang andere Reifen drauf hatte als Loeb. Und deshalb ist er da gut gefahren", analysierte Schwarz. "Ich glaube aber, dass für ihn von Anfang an schon klar war, dass er bei Prüfungen wie Baumholder, das er nicht unbedingt mag, Zeitverluste in Kauf nehmen muss. Ja, ich schätze, dass Mikko gedacht hat: 'Ich muss erst mal schauen, wie lange es dauert, bis er mir einfach davon fährt'." Wenn man als David gegen Goliath antritt, muss man allerdings mehr Mut haben...

