• 03.04.2010 09:01

  • von Britta Weddige

SS14-16: Munterer Startplatz-Tausch

Citroën und Ford griffen am Morgen tief in die Reglements-Trickkiste - Loeb führt deutlich vor Latvala und Solberg - Ogier zu Loebs Gunsten "geopfert"

(Motorsport-Total.com) - Der Ausgang des gestrigen zweiten Tages war gar nicht nach dem Geschmack von Citroën. Denn mit den Startpositionen für den heutigen abschließenden Samstag der Rallye Jordanien waren die Franzosen alles andere als glücklich. Sébastien Loeb als Erster auf der Piste vor Citroën-Junior Sébastien Ogier und dann erst Ford-Rivale Jari-Matti Latvala, der damit zwei Straßenkehrer vor sich hat? Das wollte Citroën ändern.

Titel-Bild zur News: Sébastien Ogier

Sébastien Ogier musste seinen Podestplatz zu Loebs Gunsten opfern

Und deshalb griffen die Franzosen einmal mehr tief in die Reglements-Trickkiste. Junior Ogier, der immerhin große Chancen hatte, seinen zweiten Podiumsplatz in Folge einzufahren, wurde "geopfert". Zunächst versuchte er, in der Startreihenfolge hinter Latvala zurückzufallen und checkte er freiwillig fünf Minuten zu spät zum Morgenservice ein. Das brachte ihm eine 50-Sekunden-Strafe ein, zudem rutschte Ogier in der Startreihenfolge auf Platz fünf.#w1#

Doch Ford reagierte und spielte mit. Hier war Mikko Hirvonen der Joker. Denn er startet nach seinem gestrigen Unfall unter SupeRally-Bedingungen und hat ohnehin keine Chance mehr auf einen Topplatz. Hirvonen kam neun Minuten zu früh zur Servicekontrolle und sechs Minuten zu früh zur Startkontrolle. Das brachte ihm insgesamt 15 Strafminuten ein, schob ihn aber in der geänderten Startreihenfolge nach vorn zwischen Loeb und Latvala.

"So ist es nun einmal, wenn es nur zwei Hersteller gibt." Sébastien Ogier

Nun folgte der nächste Schachzug von Citroën, denn an der Ausgangslage zwischen Loeb und Latvala hatte sich damit noch nichts geändert. Also wurde Ogier acht Minuten zu früh zur Startkontrolle von WP 14 geschickt, um ihn in der Startorder vor Loeb zu bringen, was gleichbedeutend war mit Startposition eins. Ogier kassierte damit weitere acht Strafminuten, dazu kamen die 50 Sekunden, die er zuvor schon aufgebrummt bekommen hatte.

Im Gesamtklassement warf ihn das auf Platz acht zurück - der Traum vom Podestplatz ist für Ogier ausgeträumt. "Ich möchte nicht darüber sprechen. Mit einem anderen Reglement wäre es sicher besser, aber so ist es nun einmal, wenn es nur zwei Hersteller gibt. Ich bin noch jung und mache, was ich machen muss", so Ogier, der Teamtaktik diesmal richtig zu spüren bekam.


Fotos: WRC: Rallye Jordanien


Nach diesem ganzen Hin- und Hergeschiebe lautet die neue Startreihenfolge Ogier vor Loeb, Hirvonen und Latvala. Und Loeb nutzt seinen gewonnenen Vorteil perfekt aus. "Es ist ein großer Unterschied, ob man als Erster oder Zweiter fährt, ein größerer Unterschied als zwischen Platz zwei und drei. Da geht es nicht nur um die Bremspunkte, sondern man hat vor allem schon eine Linie, die gefegt ist und ein bisschen Grip bietet", erläutert der Rekordweltmeister.

"Die Chance wäre da gewesen, wenn Loeb hätte als Erster fahren müssen." Jari-Matti Latvala

Nach 16 von 21 Wertungsprüfungen führt Loeb mit 33,4 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Latvala. Der junge Finne hat den Kampf um den Sieg zwar noch nicht ganz aufgegeben, gibt sich aber realistisch: "Ich bin ganz gut gefahren, aber mehr pushen kann ich nicht. Die Chance wäre da gewesen, wenn Loeb hätte als Erster fahren müssen, auch wenn er in dieser Startposition so stark ist wie kein anderer. Aber wir haben ja noch ein paar Prüfungen vor uns."

"Lachender Dritter" ist im wahrsten Sinne des Wortes Petter Solberg. Der Norweger kam durch Ogiers Rückversetzung kampflos auf den dritten Platz und damit auf Podiumskurs. Er liegt 17,2 Sekunden hinter Latvala und versucht, seinen dritten Platz gegen Citroën-Werkspilot Dani Sordo zu verteidigen.

Stobart-Pilot Matthew Wilson liegt nun auf dem fünften Rang vor Federico Villagra (Munchi's). Und auch Kimi Räikkönen hatte von den Pokerspielen mit seinem Teamkollegen Ogier zunächst noch profitiert. Denn der "Iceman" rutschte dadurch im Gesamtklassement zwischenzeitlich noch einen Platz nach vorn und war Siebter vor Ogier. Doch in der 16. WP konnte Ogier Räikkönen von diesem siebten Platz verdrängen. Der Finne ist nun wieder Achter. Henning Solberg (Stobart) und Xevi Pons (Ford Fiesta S2000) komplettieren die Top 10.