Sébastien Loeb: Das Chamäleon am Lenkrad

(Motorsport-Total.com/sid) - Er dominiert die Rallye-Welt wie einst Michael Schumacher die Formel 1, seit fünf Jahren ist nur er Weltmeister - doch die Jagd nach immer neuen Bestmarken lässt Sebastien Loeb völlig kalt. "Rekorde sind zwar nett, aber nicht mein vordergründiges Ziel", sagt der 35 Jahre alte Franzose, der am Wochenende bei der Zypern-Rallye seinen 50. Sieg feiern kann.

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Sébastien Loeb kann auf Zypern seinen 50. Sieg in der Rallye-WM holen

"Einige sagen, ich müsse wie Schumacher sieben oder noch mehr WM-Titel holen. Aber wenn ich keine Lust mehr habe, höre ich auf und mache etwas anderes", meint der Elsässer in einem Interview mit der Schweizer Fachzeitung 'Automobil Revue': "Gut, wenn ich sechs Titel erreichen sollte und ich eine weitere Saison in Angriff nähme, wäre der siebte sicher das Ziel. Aber ich nehme die Dinge, wie sie kommen. Der Sieg ist immer das Ziel, daher zählt nicht deren Anzahl, sondern der Spaß, den ich im Zweikampf auf der Jagd nach dem Sieg empfinde."#w1#

Loeb ist auf allen Pisten gut

"Super-Seb", wie ihn seine Fans und Konkurrenten ehrfurchtsvoll nennen, hat in der Rallye-WM völlig neue Dimensionen erreicht. Niemand holte vor ihm fünf WM-Titel, niemand gewann so viele Rallyes, niemand schaffte elf Siege in einer Saison, und niemand außer ihm schaffte jemals das Kunststück, wie 2005 auf Korsika bei einer Rallye alle Sonderprüfungen zu gewinnen.

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Spektakel in Norwegen: Sébastien Loeb beim Schneeflug Zoom

Loebs große Stärke ist, dass er keine Schwächen mehr hat und sich wie ein Chamäleon perfekt an alle Gegebenheiten anpassen kann. "Es gibt französische Fahrer, die auf Asphalt gut sind, aber nicht auf Schotter. Umgekehrt sind Nordländer auf Schotter stärker als auf Asphalt. Ich sehe nicht ein, warum man nicht überall stark sein kann", erklärt der Champion seine Philosophie: "Wenn man spürt, was man mit seinem Auto anstellt, weiß man, was effizient ist. Ob auf Schotter, Schnee oder Asphalt: Ich weiß aufgrund meines Fahrstils, ob ich gut war oder Zeit verloren habe."

Dabei genießt Loeb die ständig neuen Herausforderungen, die ihm der Rallyesport bietet und die enorme Konzentration verlangen. "Gelegentlich fahre ich auf Rennstrecken, und auf der gleichen Strecke kennt man die Kurven bald auswendig. Man muss exakt wissen, wo man bremst und einlenkt und welchen Gang man verwenden soll. Das Rennen und die Überholmanöver sind dann Improvisation", erläutert er. Im Rallyesport bewege man sich immer am Limit, ohne die Strecke genau zu kennen, und gleichzeitig müsse man den Ansagen seines Co-Piloten zuhören.

Formel 1 scheidet aus: DTM oder Langstreckenrennen?

Dazu kommen Grenzerfahrungen wie zuletzt bei seinem Sieg in Norwegen. "Was ich in Norwegen erlebt habe, können mir Rundstreckenrennen eh nie bieten. Man fährt mit 180 Sachen über den Schnee auf einer Strecke, die man kaum kennt. Solche Empfindungen hat man sonst nirgendwo", schwärmt Loeb.

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Sébastien Loeb durfte in Barcelona im Red-Bull-Formel-1-Auto testen Zoom

Für einen Wechsel in die Formel 1, wo er zuletzt bei Testfahrten einen guten Eindruck hinterlassen hatte, sei er ohnehin zu alt. "Heute nehmen sie 19-jährige Fahrer. Ich bin schon 35. Zudem darf nach neuem Reglement von Anfang bis Ende der WM-Saison nicht mehr getestet werden", meint der frühere Kunstturner: "Da lohnt es sich gar nicht, darüber nachzudenken. Ich sehe mich eines Tages eher bei Langstreckenrennen, in der DTM oder ähnlichem."

Vorerst genießt er aber noch seine Zeit bei Citroen in der Rallye-WM. "Ich habe nicht mehr denselben Druck wie in der ersten Saison bei einem neuen Hersteller mit all den Fragen, die man sich stellen kann. Etwa 'feuern sie mich, wenn ich eine Dummheit mache?'", sagt er: "Heute habe ich weniger Druck, dafür mehr Spaß."