• 18.01.2007 17:00

Röhrl: Mythos Monte Carlo nur noch eine Farce

Rallyelegende Walter Röhrl analysiert die aktuelle Situation im Rallyesport und spricht über die bevorstehende Rallye Monte Carlo

(Motorsport-Total.com/sid) - Zeitplan und Streckenführung wurden deutlich verändert, der "Mythos Monte" soll mit aller Macht neu belebt werden, doch für Walter Röhrl, ist es "eine Farce, was man mit der Monte gemacht hat." Zum Auftakt der WM an diesem Wochenende feiert der Klassiker sein 75. Jubiläum, und für den vierfachen Sieger, einst von Niki Lauda als "Genie auf Rädern" geadelt, ist es zwar "begrüßenswert, wenn die Gegenrichtung angestrebt wird, aber das Rennen ist nach wie vor weit weg von dem, was es einmal war."

Titel-Bild zur News: Walter Röhrl

Walter Röhrl findet, dass die Rallye Monte Carlo nur noch ein Schatten ihrer selbst ist

Aus deutscher Sicht ist die Rallye Monte Carlo ohnehin in den Hintergrund der weltweiten Motorsportereignisse gerückt. Erstmals seit vielen Jahren nimmt kein deutscher Fahrer an der WM teil, ein neuer Rallyeboom hierzulande ist nicht zu erwarten: "Für die jungen Fahrer ist die Formel 1 ganz klar die Nummer eins", sagt Röhrl.#w1#

Röhrl sieht eine Chance für den Rallyesport

Immerhin erkennt der 59-Jährige durch den Rücktritt des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher "eine Chance für den Motorsport in Deutschland, sich neu zu orientieren. Wenn kein neuer 'Schumi' kommt, könnte es sein, dass die Sponsoren ihr Engagement breiter fächern."

Auch die deutschen Hersteller haben sich aus der Rallye zurückgezogen. Audi beispielsweise, mit dem der zweifache Weltmeister Röhrl 1984 nach 1980, 1982 und 1983 seinen vierten und letzten Sieg in Monte Carlo einfuhr und damit als bislang einziger das Kunststück vollbrachte, mit vier verschiedenen Fabrikaten den Klassiker zu gewinnen, hätte mit dem A3 das ideale Rallyeauto, findet Röhrl:, "aber ich glaube in keinster Weise, dass Audi wieder einsteigt." Die Rallye sei schlicht zu teuer. 50 Millionen Euro beträgt das jährliche Volumen der Hersteller.

Um den immensen finanziellen Aufwand bei gleichzeitig rückläufigem öffentlichen Interesse für die sechs Teams einzudämmen, reagierte der Automobilweltverband FIA mit einigen Regeländerungen. Die Anzahl der erlaubten Testtage wurde auf 48 gesenkt. Für die 16 Saisonläufe stehen den Werksteams maximal sechs Motoren (Stückpreis: 150.000 Euro) pro Auto zur Verfügung. Insgesamt dürfen nur noch zehn der rund 700.000 Euro teuren Autos pro Saison gebaut sowie eingesetzt werden. Bei der Monte etwa wurde zudem die Reifenzahl pro Team auf maximal 50 begrenzt, früher waren 200 Pneus Standard.

Für deutsche Nachwuchstalente sieht Röhrl trotz dieser Sparmaßnahmen wenig Aussichten auf einen Durchbruch: "Wenn Talente erst Geld überweisen müssen, um überhaupt rein zu kommen, fallen viele schon früh durchs Sieb", sagt Röhrl, der zum "besten Rallyefahrer aller Zeiten" gewählt wurde.

Loeb aus Sicht von Röhrl Favorit

Der Regensburger erwartet in der diesjährigen WM keine Überraschungen: "Sébastien Loeb ist ganz klarer Favorit. An ihm geht kein Weg vorbei", erklärt Röhrl. Der Franzose, der zuletzt dreimal in Folge den Titel gewann, sei der beste Fahrer im Feld. Loeb selbst, der vom Citroen Xsara auf das Nachfolgemodell C4 umgestiegen ist, erwartet heiße Duelle mit Vorjahresvize Marcus Grönholm im mittlerweile ausgereiften Ford Focus RS und auch mit Petter Solberg im Subaru Impreza.

Die Konkurrenz des dreimaligen Weltmeisters Loeb hält sich ebenfalls reif für den Titel: "Wir wollen die Fahrer- und Konstrukteurswertung gewinnen", sagt der Finne Grönholm. Und der deutsche Direktor der Ford-Mannschaft, Jost Capito, zählt sein Werksteam zu "einem der besten im Motorsport überhaupt".

Röhrl wird den WM-Auftakt in Monte Carlo nur aus der Ferne verfolgen. In der österreichischen Ferienregion Lungau leitet er derzeit ein Winter-Fahrtraining.

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